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Robin Gosens und seine Union-Kollegen taumeln in der Bundesliga immer mehr in Richtung Tabellenkeller.

© Imago/HMB-Media

„Sind keine Mannschaft, die die Hosen voll hat“: Zweckoptimismus im Abstiegskampf beim 1. FC Union

Das 1:5 gegen Bayern München hat die Lage im Abstiegskampf noch weiter verschärft. Dennoch sind alle beim 1. FC Union bemüht, das Positive zu sehen.

Der April ist im Fußball bekanntlich der Monat für Rechenspiele, und am Samstag hatte Nenad Bjelica eine ganz simple Formel für die vergangenen Wochen der Saison. „Manchmal ist es besser, einmal 0:5 zu verlieren, als fünfmal 0:1“, sagte der Trainer des 1. FC Union.

Nach dem 1:5 seiner Mannschaft gegen den FC Bayern musste er das wohl so sehen. Mit der dritten Niederlage in Folge hat Union einen weiteren Rückschlag im Bundesliga-Abstiegskampf eingesteckt, und zwar einen, der mit Blick auf die Tordifferenz noch entscheidend werden könnte.

Statt Alarm zu schlagen, wie er es vergangene Woche nach dem 0:2 in Augsburg getan hatte, war Bjelica diesmal bemüht, das Positive herauszurechnen.

Seine Mannschaft habe es schließlich nicht ganz schlecht gemacht gegen den deutschen Rekordmeister, so Bjelica. Gerade in der ersten Halbzeit war sie über weite Strecken ebenbürtig.

Nach der Pause habe er beim Stand von 0:2 versucht, mit einer taktischen Umstellung das Spiel noch zu drehen. „Das ist schiefgelaufen, und das geht auf meine Kappe. Wir werden die Mannschaft aufbauen und das Positive aus diesem Spiel nehmen.“

Wer die Tabelle sieht und die Situation kennt, der weiß, dass die wichtigen Spiele noch kommen.

Christopher Trimmel nach dem 1:5 gegen die Bayern

Gefühlt war jeder im Stadion an der Alten Försterei bemüht, das Positive zu sehen. Die Fans feuerten ihre Mannschaft trotz des deutlichen Rückstands bis zum Schluss an, und auch Kapitän Christopher Trimmel wollte in der höchsten Heimniederlage in Unions Bundesligageschichte kein Desaster erkennen.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass wir heute gegen Bayern München gespielt haben. Wer die Tabelle sieht und die Situation kennt, der weiß, dass die wichtigen Spiele noch kommen“, sagte der Österreicher. 

Rechnerisch hat es Union tatsächlich noch in der eigenen Hand. Mit Erfolgen am 5. Mai gegen Bochum und am 11. Mai in Köln dürften die Köpenicker so gut wie gerettet sein. Auch ein gutes Ergebnis am kommenden Wochenende in Mönchengladbach wäre Gold wert, zumal die Borussia nur zwei Punkte vor Union liegt.

Wie gut ist es um das Nervenkostüm der Spieler bestellt?

Viel wichtiger als die Rechenspiele dürfte aber die Frage der Psychologie sein. Es ist und bleibt ein Nervenspiel im Kampf um den Klassenerhalt, und bei aller trotzigen Zuversicht hat Union in den jüngsten zwei Wochen auch eine beunruhigende Fragilität gezeigt.

„Wir sind jetzt nicht in einer Phase, wo wir das größte Selbstvertrauen haben“, gab Stürmer Kevin Volland nach dem Spiel am Samstag zu. 

Das gilt umso mehr für die vorderen Reihen, die immer noch mit ihrer eigenen Effizienz und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hadern. Nicht zum ersten Mal wies Bjelica darauf hin, dass er bis auf Volland fast nur über sehr junge, unerfahrene Stürmer verfüge.

Wie diese Yorbe Vertessens, Benedict Hollerbachs und Brenden Aaronsons in den nächsten Wochen mit dem Druck umgehen, könnte entscheidend sein.

Team hat die dramatische Situation erkannt

„Es liegt an uns Führungsspielern, in einer schwierigen Phase Verantwortung zu übernehmen und die jungen Spieler in Schutz zu nehmen“, sagte Trimmel, der die Mannschaft trotzdem nicht am Boden sah.

„Ich habe ein positives Gefühl. Ich sehe uns täglich auf dem Trainingsplatz, und ich sehe keine Mannschaft, die die Hosen voll hat und sich nicht mehr traut, Fußball zu spielen. Sondern, die die Situation schon erkannt hat.“

In dieser Situation kann es bekanntlich auch schnell gehen. Vor drei Wochen stand Union noch neun Punkte vor dem Relegationsplatz. Nun stehen die Köpenicker wieder tief drin im Schlamassel, und müssen das Blatt ähnlich schnell wieder in die andere Richtung wenden. Womöglich hilft da nur positives Denken. 

„Ich erwarte von der Mannschaft nur, dass sie in den letzten vier Spielen die gleiche Leistung wie heute in der ersten Halbzeit abruft“, sagte Bjelica zum Schluss. „Wenn wir das tun, werden wir in der Liga bleiben.“

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