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Dem ersten Kuss stimmten sowohl Peter Wright (links) als auch Chris Tall (rechts) zu. Bei den darauffolgenden Küssen war das anders.

© IMAGO/Future Image

Sexuelle Belästigung und Weltkriegs-Witze: Holt Darts endlich aus der Mottenkiste!

Im Fernsehen sorgt Peter Wright mit seinem übergriffigen Verhalten für Gelächter. Er ist nicht der erste Darts-Profi, der daneben wirft.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Am Sonnabend machte der Darts-Spieler Peter Wright seinem Spitznamen „Snakebite“ alle Ehre. So zumindest beschrieb es der Fernsehsender ProSieben, der die „Promi-Darts-WM“ übertrug, an der Profis wie Wright sowie prominente deutsche Persönlichkeiten teilnahmen. Grund dafür waren mehrere Küsse, die der Schotte anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen aufdrückte – teilweise ohne Zustimmung. Doch anstatt sein übergriffiges Verhalten als solches zu benennen, wurde Wright mit Gelächter und Applaus belohnt.

Bereits bei der Begrüßung machte Wright Anstalten, die Moderatorin Andrea Kaiser statt auf die Wange auf den Mund zu küssen. Sie zuckte daraufhin weg und guckte irritiert. Auch den Comedian Chris Tall küsste er beinahe, woraufhin dieser lachend fragte: „Peter, warum hast du mir den Kuss nicht gegeben?“. Wright und Tall fielen sich in die Arme und küssten sich vor der Kamera.

Doch anstatt es bei dem Kuss zu belassen, der offenbar in Einverständnis geschah, schnappte sich Wright erst Moderator Christian Düren und dann Moderatorin Kaiser, um ihnen ebenfalls einen Kuss auf den Mund aufzudrücken – ohne, dass die beiden dem Ganzen zustimmten.

Im Saal sorgte das Verhalten von Wright für Gelächter. In den sozialen Medien war die Rede von „Knutsch-Attacke“, ein User schrieb auf X (ehemals Twitter): „Peter Wright ist ein Fuchs. Erst die beiden Kerle küssen und die Masse hälts für normal, als er dann Andrea Kaiser knutscht.“

Mal davon abgesehen, dass es weder in Ordnung ist, eine Frau noch einen Mann ohne Zustimmung zu küssen, hielt offenbar nicht nur die „Masse“ sein Verhalten für normal, sondern auch der Sender selbst. Dieser belustigte sich über den Vorfall und lud die Szene sogar als „Highlight Clip“ online.

Man könnte annehmen, dass spätestens seit dem Fall des spanischen Ex-Verbandschefs Luis Rubiales eine Sensibilisierung für übergriffiges Verhalten im sportlichen Kontext eingesetzt hat. Doch für Protest sorgte der Übergriff keineswegs. Ganz im Gegenteil: Die „Bild“-Zeitung etwa schrieb über Kaisers Reaktion: „Professionell lächelt sie die Kuss-Attacke weg.“ Dabei sollte niemand eine „Attacke“, weglächeln müssen. Für dieses Verhalten sollte gar nicht erst Raum sein.

Bis dahin ist es im Darts offenbar noch ein langer Weg. Denn in dieser Sportart wird unangemessenes Verhalten immer wieder für einen Lacher in Kauf genommen. Der Engländer Scott Williams etwa sagte kürzlich nach seinem Sieg gegen den Deutschen Martin Schindler:  „Ich hatte das Publikum noch nie so auf meiner Seite. Ich weiß, dass wir zwei Weltkriege und eine Weltmeisterschaft gewonnen haben. Auch die deutschen Fans hier waren riesig.“ Im Zusammenhang mit dem Nachnamen von Luke Littler kam es in den sozialen Medien zu ähnlichen Kommentaren.

Darts ist derzeit in aller Munde und fasziniert tausende Menschen. Umso wichtiger wäre es, die männerdominierte Sportart aus der Mottenkiste zu holen und Belästigungen sowie unangemessenen Bemerkungen Einhalt zu gebieten. Die Sportart kann davon nur profitieren.

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