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Basketball: Sechs Euro von Bongo-Karl

Albas Gegner Paderborn kämpft nicht nur gegen eine sportliche Pleite.

Berlin - Für die Paderborn Baskets geht es in diesen Tagen ums Überleben. Wenn der Basketball-Bundesligist heute sein Play-off-Heimspiel gegen Alba Berlin verliert, ist die Saison für die Westfalen beendet. Noch wichtiger ist allerdings der Kampf ums finanzielle Überleben, der sich für den angeschlagenen Klub Ende der Woche entscheidet. Ein Erfolg gegen Alba, mit dem die Paderborner ein entscheidendes fünftes Spiel am Donnerstag in Berlin erzwingen würden, würde für den Verein zwar nicht die Rettung bedeuten. „Aber die Emotionen, die so ein Sieg bringt, helfen natürlich“, sagt Baskets-Präsident Wolfgang Walter. „Die Basketballbegeisterung kennt hier im Moment keine Grenzen.“

Dank dieser Begeisterung haben sich die Paderborner in den letzten Monaten wieder in eine Lage gebracht, in der es für sie wieder Hoffnung gibt. Im Januar hatte der Klub verkündet, dass ihm 385 000 Euro im Etat für die laufende Saison fehlen. Eine beachtliche Summe, besonders weil der Klub für die ganze Spielzeit nur mit geschätzten 1,1 Millionen Euro geplant hatte. Vor der Saison hatte sich der Namenssponsor des Teams zurückgezogen, ein neuer war nicht aufzutreiben. Hinzu kamen „Marketingfehler, die wir uns selbst ankreiden müssen“, sagt Walter. Die Paderborner Spieler verzichteten im Januar auf Teile ihres Gehalts, ohne ihre Mithilfe hätte der Klub schon während der Saison den Spielbetrieb einstellen müssen. Durch eine Spendenaktion kamen zudem gut 60 000 Euro zusammen, auf der Homepage des Klubs werden die Namen der Wohltäter veröffentlicht. Dort ist zu lesen, dass Schüler der Lise-Meitner-Realschule 555 Euro gespendet haben, einem gewissen Bongo-Karl waren die Baskets sechs Euro wert. „Im Januar hätte ich nicht darauf gewettet, dass wir weitermachen können“, sagt Walter, „jetzt bin ich sehr optimistisch.“

Die bislang unerwartet spannende Play-off-Serie gegen Alba hat ihren Teil dazu beigetragen. Auch für das heutige Spiel gibt es schon lange keine Karten mehr. „Zwischen uns und Alba liegen keine Welten, wir sind auf Augenhöhe“, sagt Walter. „Dadurch kann man mit Sponsoren jetzt auch anders ins Gespräch kommen.“ Ein Drittel der Etatlücke hat der Klub schon schließen können, der 71:68-Sieg gegen die Berliner am vergangenen Donnerstag, mit dem die Baskets das heutige Spiel erzwangen, brachte dem Verein unverhoffte Einnahmen von rund 15 000 Euro. Bis zum Wochenende will Walter mit Hilfe der Stadt und neuen Sponsoren auch eine langfristige Lösung gefunden haben.

Wo Paderborn im nächsten Jahr auch spielt – Trainer Doug Spradley wird das Team nicht mehr betreuen. Der US-Amerikaner verlässt den Verein nach acht Jahren und übernimmt den sportlichen Absteiger Bremerhaven. Sollte Paderborn den Kampf gegen die Schulden und damit auch die Bundesliga-Lizenz verlieren, könnte Spradley davon sogar profitieren, weil sein neuer Klub dadurch die Klasse nachträglich doch noch halten könnte.

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