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Bedröppelte Führungsriege des FC Bayern: Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Geschäftsführer Michael Diederich, Sportvorstand Max Eberl, Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen (hinten v.l.), die Vizepräsidenten Walter Mennekes und Dieter Mayer, Präsident Herbert Hainer (vorne v.l.).

© Imago/MIS

Ralf Rangnick sagt in München ab : Der FC Bayern hat die besten Fachkräfte vergrault

Ralf Rangnick ist der mittlerweile dritte Toptrainer, der nicht beim Bundesliga-Rekordmeister in München anheuern will. Das zeigt, welche Spuren die katastrophale Personalführung der jüngeren Vergangenheit hinterlassen hat.

Ein Kommentar von Benedikt Paetzholdt

Es gibt Arbeitgeber, denen Bewerber regelrecht die Bude einrennen. Renommee, Gehalt, Arbeitsort, alles passt hier zusammen. Der FC Bayern München, derzeit heißer Anwärter auf den Titel in der Champions League und an sich unangefochtener Dominator in der Fußball-Bundesliga, wenn nicht gerade Bayer Leverkusen in die Suppe spuckt, gehört zu dieser Riege. Sollte man jedenfalls meinen.

Doch die Realität sieht anders aus. Natürlich gäbe es genügend Trainer auf dieser Welt, die liebend gerne sofort an der Säbener Straße anheuern würden. Von den Kandidaten, die der Verein in die engere Auswahl als Nachfolger von Thomas Tuchel genommen hat, kassierten die Bayern nun die dritte Absage.

Nach Bundestrainer Julian Nagelsmann und Leverkusen-Coach Xabi Alonso machte nun auch Ralf Rangnick einen Rückzieher. Weil der weiterhin die österreichische Nationalmannschaft trainieren möchte.

Abgesehen davon, dass der auch als Taktik-„Professor“ bekannte Fußball-Nerd Rangnick wohl schnell erste Differenzen mit der bayerischen Hausmacht bekommen hätte, ist es die größte anzunehmende Klatsche für den FC Bayern, dass Rangnick die Betreuung der österreichischen Nationalmannschaft vorzieht. Was mit Blick auf die Work-Life-Balance sogar nachzuvollziehen ist. Aber das ist natürlich nur die eine Seite.

Der FC Bayern hat seine Unternehmenskultur verloren

Die Münchener machen seit gut einem Jahr so ziemlich alles falsch, was Personalführung angeht. Das ging im März 2023 mit der Entlassung von Nagelsmann als Bayern-Coach los. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, die als Vorstandsvorsitzender und Sportdirektor diese Entscheidung getroffen hatten, flogen dann wenig später raus − in dem Moment, als der Verein in einem dramatischen Saisonfinish doch noch Meister wurde.

Tuchel wurde allerdings nur kurzzeitig als Retter wahrgenommen. Die ganze Saison über wirkte der Coach, der mit seinem Team tatsächlich noch um Europas Krone spielt, auf verlorenem Posten. Zuletzt hatte er sich von Uli Hoeneß heftige Kritik anhören müssen, was die Entwicklung von jungen Spielern betrifft. Und das unmittelbar vor dem Hinspiel gegen Real Madrid.

Ehrenpräsident Hoeneß wird noch immer als Kopf der Führungsriege wahrgenommen. Und als solcher steht er für einen Konzern, der dringend einen Wandel bräuchte, aber diesen nicht hinbekommt. Max Eberl, der als Sportvorstand einen neuen Weg einschlagen soll, hat erst mal damit zu tun, überhaupt noch jemanden zu finden, der sich auf diesen Schleudersitz begeben möchte.

Um ein Spitzen-Arbeitgeber zu sein, braucht es eine Unternehmenskultur, in der sich die Angestellten wohlfühlen und entfalten können. Für die Besten des Fußball-Faches gibt es derzeit bessere Alternativen als den großen FC Bayern. Denn gerade fürs Renommee war dieser Arbeitsplatz zuletzt eher ein Risiko.

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