zum Hauptinhalt
Nicht alle kommen oben an. Das ist nicht nur im Hockey so.

© imago/Rust

Plötzlich Schluss mit lustig: Wenn die Jugendzeit im Mannschaftssport vorbei ist

Der Übergang vom Nachwuchs in den Erwachsenenbereich ist in vielen Sportarten für diejenigen, die nicht im Leistungssport sind, kompliziert. Über ein strukturelles Problem am Beispiel Hockey.

Ein Essay von Helen Köhler

Viele Sportlerinnen und Sportler kennen es. Man spielt die ganze Kindheit über einen Sport wie Hockey mit Leib und Seele und dann heißt es plötzlich Schluss mit der Jugend. Wie geht es dann weiter? Da gibt es dann den Erwachsenenbereich, und mit etwas Glück, die sogenannten U-18-Mannschaften. Für viele gestaltet sich dieser verändernde Übergang von der Jugend zum Erwachsenenbereich als eher schwierig. Vielleicht schafft die eine Freundin oder der eine Freund den Aufstieg, man selbst hat aber nicht mehr die Zeit und Muße dafür. Dazu kommen ein neues Spielerumfeld, späte Trainingszeiten und Spiele unter der Woche.

Klar ist, den Sprung zu den Erwachsenen der ersten Mannschaft schaffen nur wenige, denn er fordert gute Leistungen und nimmt viel Zeit in Anspruch. Die ersten Mannschaften befinden sich schließlich oft auf Bundesliga-Niveau. Erfüllt man diese Bedingungen nicht, weil man beispielsweise das Abitur macht oder länger im Ausland ist, wird es direkt schwer, den Anschluss zu finden.

Die Zweitmannschaften der Erwachsenen sind dagegen manchmal nicht mit einem offiziellen Trainer ausgestattet. Sie setzten sich teilweise zusammen aus 17-Jährigen, die unbedingt weiter Sport machen wollen und Spieler*innen Mitte 30, die eher ab und an nochmal den Schläger in die Hand nehmen möchten. Dieses Angebot scheint für motivierte junge Menschen meist weniger attraktiv.

Unzufriedenheit bei Sportlerinnen und Sportler ist verständlich. Gerade bei den meist teuren Mitgliedsgebühren, die man oft nur jährlich kündigen kann oder den teilweise hoch ausfallenden Kosten für die Ausrüstungen bei Sportarten wie Hockey. Gibt es denn gar keine Alternativen?

Spielt man in größeren Vereinen, ergibt sich doch eine Möglichkeit: die U-18-Trainingseinheit. Bei dieser haben dann alle passenden Jahrgänge gemeinsam, oft auf ähnlichem Leistungsniveau nochmal die Chance, zusammen zu trainieren und an Spielen teilzunehmen. Besonders schön ist hier, dass man nochmal in gewohnter Konstellation zusammenspielen kann, sonst wird häufig streng getrennt zwischen erster und zweiter Mannschaft. Die, die dann in die entsprechende erste Mannschaft möchten, können sich zusätzlich bei dessen Training beweisen und andere können zu dem Training der Zweiten dazustoßen.

Die Realität ist aber auch, dass nicht jeder Verein eine U-18-Mannschaft stellt und wenn, gibt es nicht immer regelmäßiges Training. Auch geht so eine Mannschaft verständlicherweise schnell neben dem Erwachsenenbereich unter.

Diese gut klingende Lösung funktioniert also nicht in allen Vereinen. Woran liegt das?

Hohe Energiepreise und begrenztes Trainerpersonal

Bei den Vereinen mangelt es häufig an Vielem. Oft gibt es eine riesige Lücke im Personal und die Kosten rund um Klubhaus, Spielutensilien und andere Ausgaben werden auch nicht weniger. Abgesehen davon litten Sportvereine unter Corona oder den hohen Energiepreisen, Hallen im Winter zu mieten wird also auch nicht billiger. Das begrenzte Trainerpersonal wird dann priorisierend bei der Jugend eingesetzt oder eben bei den ersten Mannschaften der Erwachsenen. Dann bleibt nun mal nicht immer so viel für den Rest übrig. Die Vereine selbst können also oft gar nicht so viel für das eher rare Angebot in den U18 oder zweiten Erwachsenenmannschaften.

Das Ergebnis: viele Sportlerinnen und Sportler hören nach der Jugend auf. Wenn auch nicht direkt. Erst erscheint man vielleicht noch in der Sommersaison, isst ein Eis nach dem Training und genießt die warmen Temperaturen, aber wenn es dann langsam kälter wird und oft lange Wege zu den Hallen und späte Trainingszeiten dazu kommen, werden Abitur oder Führerschein schlichtweg vorgezogen und die Zeit des Jugendsports geht allmählich vorbei.

Diese Erkenntnis ist schade. Würde es vielleicht mehr ansprechende Angebote geben, wäre auch mehr Nachfrage da und viele Sportlerinnen und Sportler würden länger dabeibleiben und sich weiterhin mit Spaß sportlich betätigen.

Schlussendlich heißt das dann leider aber: geht der Jugendbereich vorbei, heißt das für viele auch das allgemeine Ende der Sportart, die sie in ihrer Jugend betrieben haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false