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© EFE

Sport: Operation Regenbogen

Die Spanier sind Favoriten bei der Rad-WM, dabei sollte Valverde gar nicht dabei sein

Fabian Cancellara hat ein frisches Trikot – und will gleich noch ein zweites dazu. Für Alessandro Ballan steht das Recht, sein ein Jahr altes Kleidungsstück weiterhin tragen zu dürfen, auf dem Spiel. Und ein halbes Dutzend Radprofis rechnet sich gute Chancen aus, ihrerseits bei der WM in Mendrisio dieses Recht zu erwerben. Deutsche Fahrer müssen auf eine Überraschung hoffen, um den ziemlichen leeren Kleiderschrank (nur zwei Titel durch Heinz Müller 1952 und Rudi Altig 1967) aufzufüllen.

Das Objekt der Begierde ist weiß und wird von einem Brustring in den Farben Blau, Rot, Schwarz, Gelb und Grün durchzogen. Diese Farbreihenfolge entspricht zwar nicht einem natürlichen Regenbogen. Beim Hang des Radsports, sich eine eigene Welt zu schaffen, verwundert das allerdings kaum. Immerhin stimmt die Metapher: Straßenradsport ist eine Veranstaltung unter freiem Himmel und ebenso kostenfrei anzusehen wie das Naturschauspiel.

Favoriten bei dem 262,2 Kilometer langen und 4655 Meter Höhenunterschied aufweisenden Männerrennen in der Schweiz am heutigen Sonntag sind das italienische Team um den Weltmeister Ballan und den WM-Zweiten Damiano Cunego und die Spanier um den gerade gekürten Vuelta-Sieger Alejandro Valverde. Die Spanier wollen die taktische Niederlage, die ihnen die Italiener im Vorjahr bereitet hatten, vergessen lassen. Der damalige Titelverteidiger Paolo Bettini hatte seine jungen Kollegen nach vorn geschickt und Hauptgegner Valverde so lange an sich gebunden, bis dieser keine Chance mehr auf den Titel besaß. Bettini sitzt in diesem Jahr im Begleitfahrzeug.

Showdown-Potential hat das heutige Duell zwischen Cunego und Valverde auch aus sport-ethischen Gründen. Der Italiener geht seinem Beruf seit einiger Zeit mit einem Armband mit der Aufschrift „sauberer Fahrer“ nach. Er hat zumindest erkannt, dass man für den belasteten Sport auch PR-mäßig aktiv werden muss. Valverde hingegen ist das personifizierte Kainsmal des Betriebs. Seine Identität als Kunde des Blutdoping-Praktikers Eufemiano Fuentes ist hinreichend erwiesen. In Italien ist er deshalb gesperrt. An den Welttitelkämpfen knapp hinter der italienischen Grenze darf er dennoch teilnehmen. Der Weltverband UCI, der vor dem Sportgericht Cas für eine internationale Ausweitung der Strafe kämpft, war nicht mächtig genug, den eigentlich unerwünschten Spanier von der eigenen Veranstaltung fernzuhalten.

In den italienisch-spanischen Zweikampf können mit einigen Erfolgsaussichten der neu gekrönte Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara (Schweiz), Belgiens Klassikerspezialist Philippe Gilbert, der bei WM immer besonders fitte Russe Alexander Kolobnew und der in der Nähe des WM-Kurses wohnende Australier Cadel Evans eingreifen.

Für die deutschen Farben gehen der Saisonaufsteiger Tony Martin und der letztjährige WM-Siebte Fabian Wegmann als Kapitäne ins Rennen. Wegmann ist allerdings noch gesundheitlich angeschlagen. Und ob Martin, der mit der Bronzemedaille beim Zeitfahren seinen exzellenten physischen Zustand nachgewiesen hat, bereits über die mindestens genauso wichtige Rennschläue verfügt, darf zumindest nicht erwartet werden. Mit einem Auge schielt daher Deutschlands neuer Top-Sprinter André Greipel auf das Regenbogentrikot. „Meine Aufgabe ist zunächst, der Mannschaft zu helfen. Dieser WM-Kurs ist nicht gerade auf Sprinter zugeschnitten“, sagt der 27-Jährige. Der Rostocker weist aber auch darauf hin, dass WM-Rennen nicht prognostizierbar seien: „2008 habe ich bis in die vorletzte Runde mitgehalten und musste auch da nur wegen Wadenproblemen abreißen lassen.“

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