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Sport: Macht und Geld

Radrennställe gründen eigene Organisation

Berlin - Es schien eine kleine Sensation im Radsport zu sein, als die Veranstalter der drei großen Landesrundfahrten am Freitag erklärten, dass sie aus der Pro Tour aussteigen. Dabei waren sie bei der in diesem Jahr vom Weltverband UCI eingeführten Serie der 28 wichtigsten Rennen ohnehin nicht richtig dabei: Die Ausrichter von Giro d’Italia, Vuelta und Tour de France hatten nur akzeptiert, dass ihre Rennen für die Jahres-Gesamtwertung gezählt werden, von der sich die Sponsoren der Rennställe mehr Transparenz und Vermarktungsmöglichkeiten durch größere Wahrnehmung über die ganze Saison versprachen. In ihrem ersten Jahr wurde die Pro Tour in der Öffentlichkeit noch nicht allzu stark wahrgenommen. Sieger ist der Italiener Danilo di Luca geworden.

Nun wollen die großen Veranstalter, die auch einige der Klassiker ausrichten, ihre Rennen nicht als Teil einer Serie, sondern als eigenständige Events verkaufen, weil sie so am meisten Geld einzunehmen hoffen. Der Streit zwischen dem Weltverband und den Veranstaltern um Macht und Geld ist in den vergangenen Wochen eskaliert. Für die kommende Saison ist derzeit eine Übergangsregelung geplant, nach der alle 20 Pro-Tour-Teams, deren Sponsoren sich beim Weltverband mit der Lizenz vier Jahre Planungssicherheit kaufen wollten, an den großen Rundfahrten teilnehmen dürfen.

Doch schon für 2007 haben die Veranstalter der großen Rundfahrten eine eigene Wertung angekündigt. Die Fronten sind verhärtet, auch emotional bei den handelnden Personen wie UCI-Präsident Pat McQuaid oder Patrice Clerc, dem Chef des Tour-Veranstalters ASO. Derzeit reden UCI und Veranstalter nicht einmal miteinander. „Alles ist offen“, sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani. Bis hin zum Boykott der großen Rundfahrten durch einige Teams stehen derzeit viele Szenarien im Raum.

Die Sponsoren und Rennställe stehen kurz vor der Gründung einer eigenen Gesellschaft, die ihre Interessen vertritt. Am Montag stellte in Brüssel die Schweizer Agentur Team, die auch die Champions League im Fußball vermarktet, den Sponsoren und Teams ihre Vorschläge für den Radsport vor. „Danach ist für alle Beteiligten wesentlich mehr drin“, sagt Hans-Michael Holczer, der Chef des Teams Gerolsteiner. Die großen Veranstalter vom wirtschaftlichen Sinn einer zentralen Vermarktung zu überzeugen, dürfte aber auch für die neue Organisation nicht leicht werden. Hans-Michael Holczer sagt: „Der Geschäftsführer sollte neutral sein. Und nicht aus dem Radsport kommen.“

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