zum Hauptinhalt
Hier wird – wie immer – bis zur letzten Minute gebaut. Der Olympia-Park im Norden Londons.

© dpa

Olympia-Gastgeber: London gewinnt schon jetzt Gold im Geld ausgeben

Olympia-Gastgeber London hat sein Budget für 2012 mehr als verdreifacht. In der Bevölkerung wächst darüber der Unmut.

Das Jahr begann in London mit Superfeuerwerk und Olympiaparade. Englands Premier David Cameron verkündete in seiner Neujahrsansprache: „Wir werden uns von der besten Seite zeigen und stolz sein, wer wir sind und was wir sogar in diesen schweren Zeiten schaffen können.“ London hat Großes vor: Im Juni ist für das Thronjubiläum der Queen eine Vier-Tage-Party geplant. Und dann beginnen auch schon die Olympischen Spiele.

Camerons Aussagen geben nicht unbedingt die Meinung des Volkes wieder. Während die Offiziellen letzte Hand ans Olympiagelände in Ostlondon anlegen und hochzufrieden mit ihrer Arbeit sind, bleiben viele Briten aufgrund der hohen Kosten skeptisch. In der Bewerbung um die Olympischen Spiele von 2005 waren ursprünglich einmal 2,4 Milliarden Pfund veranschlagt. Mittlerweile liegt der Etat bei 9,3 Milliarden. Nach einer Umfrage des „Sunday Express“ halten 55 Prozent diese Summe für „zum Fenster hinausgeworfen“. Nur 23 Prozent der Londoner halten die Spiele für eine gute Investition, im Rest des Landes sind es noch weniger. „Das wird noch kommen“, glaubt Sebastian Coe, ehemals Goldmedaillen-Läufer, nun Olympiachef. Wenn ab dem 19. Mai die Olympische Fackel durch Großbritannien zieht, werde sich die Stimmung schon ändern.

Londons Oberbürgermeister Boris Johnson hat derweil ganz andere Sorgen. Zum einen, dass er die Bürgermeisterwahl im Mai verlieren und sein Rivale Ken Livingstone, der die Spiele überhaupt erst nach London holte, bei der Eröffnungsfeier am 27. Juli wieder als Amtsträger im Stadion sitzen könnte. Und zum anderen, ob London auch genügend Eindruck machen kann. „Wir sind gerüstet für die größten Spiele, die es je gab –, in der besten Stadt der Welt“, posaunt er. Und obwohl London für wirtschaftlich vernünftige Spiele stehen wollte, gestattete man Johnson zusätzliche 40 Millionen Pfund für eine noch pompösere Eröffnungsfeier als geplant. Die Filmregisseure Danny Boyle („Slumdog Millionaire“) und Stephen Daldry („Billy Elliot“) planen einen Drei-Stunden-Superwerbespot für London und das Vereinigte Königreich. Zudem hält sich das Gerücht, Paul McCartney würde auftreten.

Teuerer als gedacht wird auch die Sicherheit. Statt der geplanten 10 000 sollen nun 23 700 Sicherheitsbeamte zum Einsatz kommen, darunter 7000 Angehörige der Armee. Der im Libyeneinsatz erprobte Kreuzer Royal Navy HMS Ocean wird in der Themsemündung Wache schieben, unterstützt von dem schnellen Einsatzgeschwader der Royal Air Force. Auch hier musste das Budget verdoppelt werden – auf 553 Millionen Pfund.

Bei der Fertigstellung des Olympiageländes fehlen derweil nur noch Schönheitstupfer. Neben dem Schwimmstadion mit der provisorisch angepappten Zuschauertribüne steht bereits das Wahrzeichen der Spiele, der Arcelor Mittal Orbit. Künstler Anish Kapoor konzipierte diesen Aussichtsturm als mehrfach in sich verknoteter Eiffelturm. Planer arbeiten sogar schon daran, wie aus dem Olympischen Dorf später einmal eine neue Londoner Vorstadt wird – bereits vor Monaten wurde dort bereits Europas größtes Einkaufszentrum eröffnet.

Auch der sportliche Erfolg scheint gesichert. Der Dachverband „UK Sport“ durfte jährlich über 100 Millionen Pfund in die Olympiavorbereitung investieren. Damit will man das beste Medaillenergebnis seit 1908 einfahren – als London zum ersten Mal Olympischen Spiele ausrichtete und die damalige Weltmacht Großbritannien 145 Medaillen gewann, 56 davon in Gold. Dieses Jahr will man zumindest das gute Ergebnis von Peking 2008 versuchen zu übertreffen, als die Briten mit 47 Medaillen an vierter Stelle vor Deutschland standen.

Disziplinen wie Segeln, Rudern und Hockey scheinen besonders aussichtsreich. Hoffnungsträger sind bewährte Veteranen wie Bahnradsportler Sir Chris Hoy, dreifacher Goldmedaillengewinner von Peking und Schottlands erfolgreichster Olympionike, oder Schwimmerin Rebecca Adlington, Olympiasiegerin über 400 und 800 Meter. Im Fokus stehen wird aber auch Tom Dayley, der 2009 als 15-Jähriger jüngster Weltmeister im Zehnmeterturmspringen wurde.

Aber besonders ihre Daumen drücken werden die Briten Jessica Ennis. Die Europameisterin im Siebenkampf gilt als ein globales Supertalent – 2008 in Peking fiel sie wegen Verletzung aus. Nun will sie, wie ihr ganzes Land, zeigen, was in ihr steckt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false