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Schubkraft im Finale. LeBron James versucht, sich gegen Dirk Nowitzki durchzusetzen. In den fünf Finalspielen ist ihm das bisher nicht oft genug gelungen. Vor allem im letzten Viertel schwächelt er bisher.

© AFP

Basketball: LeBron James: Auserwählt und arrogant

LeBron James ist der wohl talentierteste Basketballer dieser Jahre, droht aber mit Miami zu scheitern. Große Spieler werden auch in großen Momenten geboren, und diesen Beweis ist LeBron James bisher schuldig geblieben.

Berlin - Man muss schon einiges dafür tun, um in den USA als einer der arrogantesten Sportler zu gelten. LeBron James hat das geschafft, große Mühe scheint es ihm nicht bereitet zu haben. Nicht nur er sieht sich als besten Basketballer seiner Generation, er ist der momentan größte Star der Profiliga NBA – und doch ist er auch vielen Fans verhasst. Die Finalserie seiner Miami Heat gegen die Dallas Mavericks ist auch das Duell des überheblichen Kids aus dem Ghetto von Akron in Ohio gegen den tapfer kämpfenden Deutschen Dirk Nowitzki.

Dallas führt 3:2 und ist einen Sieg vom Titel entfernt. Ein Erfolg Nowitzkis wäre auch ein Scheitern von LeBron James. Die auffälligsten Aktionen des 26-Jährigen in der Finalserie waren das verfrühte Jubeln gemeinsam mit Dwyane Wade vor der Bank der Mavericks im zweiten Spiel, das Dallas dank des überragenden Nowitzki zum Schluss noch drehte. Und der Spott der beiden über die Grippe des Deutschen, der trotz 39 Grad Fieber die Mavericks in Spiel vier zum Sieg geführt hatte. „Habt ihr mich husten gehört? Heißt das jetzt, dass ich krank bin?“, fragte Wade am Donnerstag in eine TV-Kamera und hüstelte weiter in sein T-Shirt. Als er sich zu James umdrehte, hüstelte auch dieser zweimal. „Ein kranker Akt des Heat-Duos“, lautete die Schlagzeile in den „Dallas Morning News“.

Seit dem vergangenen Sommer beherrschen Wade, James und Chris Bosh die Schlagzeilen. Nach langem Transfertheater waren die drei Stars in Miami vereint und kündigten vollmundig eine jahrelange Überlegenheit an. „Yes, we did“, lautete das Motto der Spieler-Präsentation in Miami vor Tausenden von Fans. Es konnte für das mit den „Galaktischen“ vom Fußballklub Real Madrid vergleichbare Projekt nur den Titel als Mission geben. Den hat James noch nie gewonnen. Er hält viele Bestmarken als jüngster Spieler aller Zeiten, seit 2005 wurde er ununterbrochen ins All-Star-Team der NBA gewählt, in den vergangenen beiden Jahren wurde er als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet. 2010 wählten ihn 116 der 122 stimmberechtigten Journalisten auf Platz eins. „King James“ und „The chosen one“, der Auserwählte, sind nur zwei seiner vielen Spitznamen.

Als er nach sieben Jahren bei Cleveland zu Miami wechselte, ohne vorher seinen ehemaligen Arbeitgeber zu informieren, wurden auf den Straßen seiner Heimat LeBron-James-Trikots verbrannt. Auch seine spätere Entschuldigung war eher kontraproduktiv. „So sehr ich meine Kollegen in Cleveland liebe, tief in mir drinnen habe ich gewusst, dass ich es nicht alleine machen kann“, sagte James. Ein Affront gegen die ehemaligen Teamkollegen – und ein bisschen die Wahrheit. 2007, als LeBron James Cleveland fast allein in die Finals geführt hatte, waren seine Leistungen in den entscheidenden Spielen enttäuschend.

Würde James nun in der Finalserie so gut spielen wie sein Teamkollege Dwayne Wade, hätte Dallas wohl kaum eine Chance. Dabei schien sich das Starensemble nach anfänglichen Schwierigkeiten in Miami gefunden zu haben. Wenn es auch noch keine gewachsene Mannschaft ist, sollte die Klasse der einzelnen Spieler für den Titelgewinn reichen.

Doch große Spieler werden in großen Momenten geboren, und diesen Beweis ist James bisher schuldig geblieben. In den letzten Vierteln der fünf Finalspiele hat er mickrige elf Punkte erzielt. „Ich hätte bestimmt mehr tun können, um meinem Team zu helfen“, sagte James. Er hat noch maximal zwei Spiele Zeit, dies zu ändern.

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