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Katar, Doha: Flaggen für die Fußball-WM 2022 in Katar sind im März 2022 an der Corniche Promenade zu sehen.

© Christian Charisius/dpa

Update

ZDF-Dokumentation : Katarischer WM-Botschafter nennt Homosexualität „geistigen Schaden“

In der Doku „Geheimsache Katar“ äußert sich der katarische WM-Botschafter Khalid Salman herablassend über Homosexualität. Und Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter gibt sich unschuldig bei der umstrittenen WM-Vergabe.

Der katarische WM-Botschafter und frühere Fußball-Nationalspieler Khalid Salman hat Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet. Die Äußerung fiel in einem Interview in der ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“ von Jochen Breyer und Julia Friedrichs, die das ZDF am Dienstag um 20 Uhr 15 zeigt und bereits in der Mediathek zu sehen ist. Schon am Montagabend wurde im „heute-journal“ der Ausschnitt mit den Aussagen Salmans gezeigt.

„Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden“, sagte Salman. „Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“ Er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen.

Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. In seinen Augen ist Schwulsein „haram“ und verboten, meinte Salman. „Es ist ein geistiger Schaden.“

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Das Interview wurde sofort durch den Pressesprecher des WM-Organisationskomitees abgebrochen. 

Katar gilt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. Dem Emirat werden unter anderem Verstöße gegen Menschenrechte, schlechter Umgang mit ausländischen Arbeitern und mangelnde Frauenrechte vorgeworfen.

Im Vorfeld der am 20. November beginnenden WM bemüht sich der Wüsten-Staat, ein anderes Bild zu vermitteln. Auch Fans aus der LGBTQ-Szene seien willkommen, hieß es offiziell. Und zieht der Weltfußballverband Fifa nicht immer die Regenbogenfahne hoch?

Nicht weggeschaut, nicht hingeschaut: Sepp Blatter

Diese Sequenz ist nicht die einzig bemerkenswerte während der 45 Minuten. Reporter Breyer trifft den früheren und sehr langjährigen Fifa-Präsidenten Sepp Blatt in Zürich. Er spricht ihn auf Geldflüsse und Korruption an, die stets zur Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften geführt haben. Ob er da weggeschaut habe, fragt der ZDF-Reporter. Blatter: „Nein, weggeschaut habe ich nicht - aber ich habe nicht insbesondere hineingeschaut.“ .

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In dem Beitrag kommen nicht wenige Schlüsselfiguren und Sportfunktionäre vor, die sich im Kontext der anstehenden WM Wüstensand in die Augen gestreut haben. Karl-Heinz Rummenigge, ehemals Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, verweigert die Aussage, warum in seinem Gepäck zwei sündhaft teure Rolex-Uhren gefunden wurden, nach seiner Rückkehr aus Doha.

Dort war Rummenigge gemeinsam mit anderen Spitzenmanagern des europäischen Klubfußballs gewesen, um sich von einer Verlegung des WM-Turniers aus dem brütend heißen Sommer in den Winter überzeugen zu lassen. Das hat geklappt. Bayern München bekommt jährlich 25 Millionen Euro für Trikotwerbung für Qatar Airways, der katarische Sportrechtehändler beIN Sports zahlt pro Jahr 40 Millionen Euro für die TV-Rechte an der Bundesliga.

„Geheimsache Katar“ folgt einem „Matchplan“, sprich, es wird aufgezeigt, mit welchem Einsatz und in welchem Zeitraum sich der sehr reiche Wüstenstaat mit 300.000 Einwohnern und drei Millionen Arbeitskräften aus dem Ausland die WM gesichert hat. Das fing alles sehr klein an, aber mit jedem Sportevent mehr - Handball, Tennis, Leichtathletik - wurde der Standort für den Weltsport wichtiger und wichtiger. Die Fußball-WM soll die Krönung sein eines Systems, das Abhängigkeiten geschaffen hat und die Gier, die das Fußballgeschäft an so vielen Stellen prägt, ausnutzt.

Die Dokumentation ist von großem Einsatz und noch mehr von fleißiger Recherche als von bloßer Haltung gekennzeichnet. Das Wasserzeichen heißt Skepsis, die nicht nur der „politische Kopf“, der Bayern-Profi, Leon Goretzka, äußert. Aber keine Skepsis ist so groß, dass sie den Austragungsort Katar verhindert hätte.

Um die komplexen Hintergründe der WM und ihrer Umstände zu illustrieren, sind in die Doku fiktionale Parts eingebaut, in denen der Schauspieler Matthias Brandt als Trainer einer total chancenlosen Kreisliga-Mannschaft an der Taktiktafel den „Matchplan“ Katars erklärt. Am Schluss fragt Reporter Breyer Matthias Brandt, ob er sich das Turnier im Fernsehen ansehen werde. Der als Fan von Werder Bremen erklärte Fußball-Romantiker sagt: „Keine Ahnung“.

Und das ist das Einzige, was in diesen gelungenen 45 ZDF-Minuten fehlt: Eine Erklärung, warum das ZDF vom 20. November die Fußball-WM in Katar live und in Farbe übertragen wird.

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