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Union-Präsident Dirk Zingler erklärte am Dienstag die Situation bei seinem Verein.

© Imago/Matthias Koch

„Geht mir auf den Zeiger“: Union-Präsident Zingler rechtfertigt Bjelica-Aus

Der Vereinsboss redet sich am Dienstag in Rage und übt Medienschelte. Angesichts der heiklen Lage seines Vereins im Abstiegskampf gibt sich Zingler betont gelassen.

Von Kit Holden

Als er den Raum betrat, hatte Dirk Zingler noch ein riesiges Lächeln im Gesicht. Doch am Ende konnte er seine schlechte Laune nicht mehr verbergen. Er stehe jetzt zum zweiten Mal in dieser Saison nach einem Trainer-Abschied vor den Kameras, sagte der Präsident des 1. FC Union in einer Presserunde am Dienstag. „Das ist kein gutes Zeichen für uns als Klub. Denn sich von einem Cheftrainer zu trennen, ist immer eine Niederlage.“

Der Unterschied zum letzten Mal hätte auch kaum größer sein können. Im November war Urs Fischer mit erstaunlich viel Herz und Emotion verabschiedet worden. Als sein Nachfolger Nenad Bjelica am Montag entlassen wurde, kam er selbst nicht einmal in der Pressemitteilung zu Wort. „Wir sind ein Verein, der für eine bestimmte Verabschiedungskultur bekannt ist“, sagte Zingler. „Und wenn wir das nicht tun, dann hat es einen Grund.“

Der Grund liegt natürlich zuallererst in der Situation. Nach dem 3:4 gegen Bochum am Sonntag ist die Gefahr eines Abstiegs akuter als je zuvor in der fünfjährigen Bundesliga-Geschichte des Vereins. Bjelica, der ausdrücklich geholt wurde, um die Klasse zu halten, war somit so gut wie gescheitert.

Zingler versucht, die Kehrtwende kleinzureden

„Bei Union sind wir Überzeugungstäter. Wir müssen eine Überzeugung haben, dass wir die Ziele erreichen. Diesen Glauben hatten wir verloren“, erklärte Zingler.

Bei Union sind wir Überzeugungstäter. Wir müssen eine Überzeugung haben, dass wir die Ziele erreichen. Diesen Glauben hatten wir verloren.

Union-Präsident Dirk Zingler

Dabei hinterließ Union in den letzten Wochen eher selten einen komplett überzeugten Eindruck. Am Sonntag etwa hatte Zingler seinem Trainer öffentlich den Rücken gestärkt. Erst 24 Stunden später wurde Bjelica entlassen.

Am Dienstag versuchte er, diese vermeintliche Kehrtwende kleinzureden und setzte dabei wie so oft auch auf Medienkritik: „Sie spekulieren permanent über Menschen, das geht mir richtig auf den Zeiger“, sagte er gegen Ende der Pressekonferenz und redete sich dabei fast schon in Rage. Auch den Bericht im „Kicker“, wonach Bjelicas Aus schon letzte Woche feststand, bestritt er ausdrücklich. Bei Union gebe es keine „Vorratsentscheidungen“.

Wer langfristig auf Bjelica folgt, bleibt noch unklar. Union-Manager Oliver Ruhnert soll schon jetzt mit möglichen Kandidaten im Austausch sein, wobei Zingler auch andeutete, dass auch Ruhnerts Zukunft ungewiss ist. „Wir werden unsere Zusammenarbeit mit ihm fortsetzen. Vielleicht bleibt er Geschäftsführer Profifußball, vielleicht nimmt er eine andere Funktion ein.“

Zunächst hat aber der Abstiegskampf Priorität, den Union mit dem Interims-Trainerteam um Marco Grote, Marie-Louise Eta und Sebastian Bönig angehen wird.

Auch da zeigte sich Zingler bockig optimistisch: „Wir spielen in der Bundesliga, haben eine historische Saison hinter uns und spielen gegen den Abstieg. Das ist für mich nicht der Weltuntergang.“

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