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Kommentar: Ein Verlust – fürs Tennis

Stefan Hermanns bedauert das Ende der German Open in Berlin.

Manchmal muss man sich erst weit von seiner vertrauten Umgebung entfernen, um deren Wert richtig schätzen zu lernen. Wer einmal in der Wüste von Doha oder in einer Trabantenstadt von Peking gemeinsam mit ein paar bestellten Jubelpersern auf den Tribünen ein professionelles Tennisturnier verfolgt hat, der wird nie wieder an den Vorzügen der German Open in Berlin zweifeln. Es geht dabei nicht um Tradition gegen Kommerz, um Altes-Europa- Flair gegen Betonkälte, es geht vor allem um echtes Interesse am Tennis und ein tieferes Verständnis für diesen Sport.

Auf den neuen Märkten Asiens ist Tennis nur noch ein Produkt, mit dem sich trefflich Geld verdienen lässt; im Grunewald war Tennis im besten Sinne eine Haltung: ein bisschen versnobt, manchmal sogar elitär, aber eben auch familiär, ehrlich und echt. Das war einmal. Die German Open wird es nicht mehr geben, und dieser Verlust trifft nicht nur den ausrichtenden Klub Rot-Weiß, den Deutschen Tennis-Bund und Berlin – er trifft vor allem den Tennissport selbst.

Die Sportart folgt einer Spur, auf der im Zuge der Globalisierung schon andere vorausgelaufen sind. So wie jede Fußgängerzone in Deutschland der anderen gleicht, so macht es auch keinen Unterschied, ob ein Tennisturnier in Warschau oder Singapur ausgetragen wird – überall die gleiche Soße. Wer am meisten zahlt, bekommt den Zuschlag, und wenn die Tribünen leer bleiben, werden sie im Fernsehen eben nicht mehr gezeigt. Die Folgen lassen sich trotzdem schon lange nicht mehr verbergen. Nicht nur die Turniere sind austauschbar, die Spieler sind es auch.

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