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Sport: Ein Team für den Traum

Optimistisch starten die Füchse ein neues Projekt

Berlin - Es war ein selbst auferlegtes Gelübde, das für die Füchse noch bis zum Mittwoch galt. „Kein Wort zur Champions League“, hatte Kapitän Torsten Laen erklärt. Damit wollten Trainer Dagur Sigurdsson und sein Team die Konzentration zunächst noch für die Bundesliga hoch halten. In der Hoffnung, nach einem Erfolg bei Frisch Auf Göppingen am Samstag den Flug 8352 um 12.10 Uhr von Tegel Richtung Moskau in bester Laune antreten zu können. Geholfen hatte diese Fokussierung nicht, die Art und Weise der 24:26-Niederlage passte so gar nicht in die zuvor euphorische Stimmung beim bis dahin in 13 Spielen hintereinander siegenden Berliner Handball-Team. Dennoch war man sich einig, dass die Freude auf die Champions-League-Premiere bei Medwedi Tschechow am Sonntag um 16.45 Uhr deutscher Zeit (live bei Eurosport) überwiegen würde. „Es ist für uns ein riesiger Traum, der nun in Erfüllung geht“, war aus dem Munde von Manager Bob Hanning zu hören. Und aus Sicht der Spieler formulierte Nationalspieler Sven-Sören Christophersen, der mit 29 Treffern in fünf Spielen erfolgreichste Werfer im Team: „Es ist das Größte, was es gibt, in der Königsklasse zu spielen.“

Damit betreten die Füchse in ihrer Vereinsgeschichte absolutes Neuland. Das Thema Reinickendorfer Füchse im internationalen Handballgeschäft ist nur für alteingesessene Füchse-Fans noch präsent. 1983 waren die Vorgänger der heutigen Profis im Halbfinale des IHF-Pokals. Vor 10 000 Zuschauern setzten sich die Berliner im Viertelfinale zuvor gegen den SC Empor Rostock durch. Und das, obwohl sie das Spiel in eigener Halle verloren hatten, jedoch mehr Auswärtstreffer verbuchen konnten. Im Halbfinale war gegen Saporoshje dann aber Schluss. Diesmal wäre es für die Füchse erst einmal eine große Leistung, die Gruppenphase gegen Tschechow, Kielce, Madrid, Veszprem und Bjerringbro-Silkeborg als mindestens Vierter zu überstehen. „Die Mannschaft hat mich so oft überrascht, ich würde mich nicht wundern, wenn sie das auch in der Champions League tut“, sagt Hanning. In solchen Situationen erinnert er sehr gern an den Neustart der Füchse: „Wenn du weißt, dass du vor fünf Jahren noch vor 400 Zuschauern gespielt hast, ist das einfach unglaublich.“ Am Samstag verlieh ihm der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit für sein Engagement in dieser Zeit den Verdienstorden des Landes Berlin.

Dass die Füchse sich in Tschechow als Außenseiter etwas ausrechnen, entspricht ihrer Mentalität. Gegen die physisch sehr starken Russen haben sie Spieler in ihren Reihen, die international schon viel erreichen konnten. Nicht nur einen Iker Romero, der zuletzt mit dem FC Barcelona die Champions League gewann, auch Spieler wie Silvio Heinevetter, Torsten Laen, Bartlomiej Jaszka, Denis Spoljaric oder Alexander Petersson besitzen über die Bundesliga hinaus einen sehr guten Ruf. „Wenn wir Konstanz erreichen, dann haben wir gegen jeden Gegner eine Chance“, erklärte Dagur Sigurdsson bereits nach der Auslosung. Dass es gerade in dieser Beziehung zuletzt im Bundesliga-Alltag gegen Wetzlar und Göppingen nicht klappte, sah er als normales Problem in einer längeren Entwicklungsphase an. Denn mit dem Erreichen der Champions League haben die Füchse eine Höhe erreicht, die noch untermauert werden muss. Dagur Sigurdsson ist zwar überzeugt davon, dass die Füchse „in Europa bestehen“ werden, aber den Blick für die Realität hat der Isländer nicht verloren. „Wir wollen in der kommenden Saison wieder international spielen“, nennt er das vorrangige Ziel in dieser Saison. „Unser täglich Brot ist die Bundesliga“, meint auch Torwart Silvio Heinevetter. So wäre es nicht verwunderlich, wenn es nach dem Festtag in Moskau erneut ein Gelübde im Team gibt.

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