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Eisbaeren Berlin sind Deutscher Meister

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Eisbären-Erfolgscoach: Don Jackson: Der Spielertrainer

Don Jackson, der Trainer der Eisbären, hat dazugelernt und geht jetzt herzlich mit seinen Eishockey-Profis um.

Von Katrin Schulze

Die Arbeit war getan. Don Jackson spazierte nach seiner zweiten Meisterschaft mit den Eisbären seelenruhig über die Eisfläche des Düssseldorfer Domes. Friedfertig und besonnen. Es war sein Augenblick. Der Berliner Trainer war allein – vor über 13 000 Zuschauern. Sein Blick entglitt ins Nirgendwo und plötzlich fuhr es doch noch aus ihm heraus: „Yeaaaah.“ Und noch mal: „Yeaaaah.“ Der große, stämmige Mann schrie und juchzte vor Freude wie ein Kleinkind. Sein Gesicht formte dabei ein Grinsen, das die ganze Partynacht über nicht mehr weichen sollte.

Don Jackson hat gut Lachen. Schließlich hat er es innerhalb kurzer Zeit geschafft, eine nahezu beispiellose Trainerkarriere hinzulegen. Und das, obwohl er vor fünf Jahren noch als einer von vielen arbeitssuchenden amerikanischen Eishockeytrainern durch die Lande zog. Damals tingelte er durch Europa, um ein lukratives Engagement zu erhaschen – und hatte Glück, dass er den Weg seines ehemaligen Vorgesetzten Pierre Pagé kreuzte, der ihm prompt einen Job bei den Eisbären verschaffte. 2005 wurde Jackson mit ihnen gleich Deutscher Meister. Ein Erfolg, der ihm seine erste Anstellung als Cheftrainer ermöglichen sollte: bei der Düsseldorfer EG, mit der er Pokalsieger und Vizemeister wurde.

Zuvor hatte der Mann aus Minnesota als Assistenztrainer in diversen amerikanischen Ligen gearbeitet – unter anderem bei den Quebec Nordiques unter Pagé. Nicht immer jedoch professionell. Bei einem Spiel seiner Cincinnati Cyclones hechtete er schon mal mit Schwung über die Plexiglasschreibe und verprügelte ein wehrloses Maskottchen im Schaumstoffanzug. „Dieser fette Typ hat mich einfach provoziert“, sagte Jackson damals. Das passte. Denn schon als Spieler zählte der Verteidiger zu der Kategorie talentierter Prügelknabe. Mit den namhaft besetzten Edmonton Oilers um Wayne Gretzky und Mark Messier holte Jackson zweimal den Stanley-Cup, die Trophäe in der amerikanischen Profiliga NHL. Aber „wenn Don dich zur Seite genommen hat, hast du ihm besser zugehört. Er war ein harter Mann“, sagt sein ehemaliger Oilers-Kollege Mike Krushelnyski. Der Profi Jackson konnte aber nicht nur einen harten Ton anschlagen, sondern auch hart zulangen: Im Internet kursiert ein Video, das den damals noch mit einer rotblonden Haarpracht versehenen Jackson in seiner letzten NHL-Saison bei den New York Rangers in Aktion mit seinem Gegenspieler Alan Kerr von Anaheim zeigt. Großer Boxsport.

„Ich habe früher ein paar Dummheiten gemacht“, sagt er heute. „Aber daraus habe ich viel gelernt.“ Jackson ist davon überzeugt, dass ihn seine früheren Eskapaden zu einer ausgeglicheneren Persönlichkeit haben reifen lassen. Es mag sich merkwürdig anhören, doch im Umgang mit seinen Akteuren hilft ihm seine Vergangenheit wohl tatsächlich. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Pierre Pagé verzeiht er seinen Profis eher Fehler. Jackson ist mehr Freund denn autoritärer Lehrmeister. „Don ist viel entspannter und geht mehr auf uns ein – auf eine ruhige Art und Weise“, sagt beispielsweise Angreifer Sven Felski. So fahrlässig der US-Amerikaner damals zuweilen auf dem Eis agierte, so besonnen gibt er sich nun hinter der Bande.

Nur ganz selten zeigt er sich noch. Der alte Don Jackson. Dann, wenn er sich oder sein Team ungerecht behandelt sieht. So wie in den Play-offs, als die Eisbären in Mannheim von einer „Krawalltruppe“ verprügelt wurden und mit 1:6 buchstäblich k.o. gingen. Dennoch beschränkt sich der 52-Jährige mittlerweile auf verbale Attacken. Mit Erfolg: In seinen beiden Jahren als Chefcoach holte er mit den Eisbären zwei Meistertitel – besser kann man einen Job nicht ausführen. Und deshalb wird er dem Klub erhalten bleiben. Mindestens noch ein Jahr. Don Jackson hat seine Arbeit in Berlin längst noch nicht getan.

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