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Biathlon-Weltcup

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Biathlon: Da hilft nur Ironie

Kati Wilhelm siegt im Massenstartrennenbeim Weltcup in Oberhof, doch die deutschen Biathleten wundern sich über die Stärke der Russen. Zweite hinter Wilhelm wurde Olga Medzwedzewa, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Pylewa. Sie war bei Olympia in Turin des Dopings überführt worden.

Auch wenn den Menschen in den letzten fünf Tagen in Oberhof vor lauter Feiern irgendwann der Glühweinbecher aus den vereisten Händen geglitten sein dürfte: Zum gestrigen Abschluss der Thüringer Weltcup-Woche stürmten sie trotzdem erneut an die Rennstrecke. Trunken von Biathlon wirkte das Publikum auch beim finalen Massenstart. Und mit dem Sieg von Kati Wilhelm gab es auch etwas zu feiern. Dank ihrer Nervenstärke beim letzten Stehendschießen konnte sich Wilhelm über ihren ersten Weltcupsieg in diesem Winter freuen, 5,8 Sekunden nach ihr rutschte Olga Medwedzewa als Zweite ins Ziel.

Nach zwei Jahren Sperre ist Olga Medwedzewa wieder ganz vorne dabei

Dabei ballte die Russin gutgelaunt die Faust. Sie weiß, dass jeder ihrer Erfolge seit den Olympischen Spielen in Turin kritisch beäugt wird. Dort war die 33-Jährige nach ihrer Silbermedaille im Einzelrennen des Dopings mit dem Stimulantium Carphedon überführt worden. Die deutsche Biathletin Uschi Disl forderte am selben Tag erbost eine lebenslängliche Sperre für die Eigenbrötlerin, die damals noch Pylewa hieß. Die Russin hat ihre zweijährige Sperre inzwischen ordnungsgemäß abgesessen und mischt nun als verheiratete Frau Medwedzewa wieder im Biathlon-Weltcup mit.

Einen Monat vor der WM und ein Jahr vor den Olympischen Spielen lösen gerade die Russinnen bei der Konkurrenz ironisch verpacktes Unbehagen aus. „Nach Olympia in Turin waren wir auch deshalb ein, zwei Jahre so dominant, weil die Russinnen Babypausen oder andere Pausen eingelegt haben“, erklärte Kati Wilhelm dieser Tage in Oberhof. Doch es geht nicht allein um Medwedzewa. Ein positiver Dopingtest bei der Russin Albina Achatowa, aktuell Fünfte in der Gesamtwertung, wanderte 2003 mit der bizarren Begründung in den Papierkorb, eine Ärztin habe ihr das nachgewiesene Mittel verabreicht, weil sie unmittelbar nach einem Rennen – und vor Abgabe einer Dopingprobe – kollabiert sei.

Alle Russinnen sind läuferisch sehr stark

Bei allen drei Staffeln in diesem Winter siegten die Russinnen, in Oberhof gewann Ekaterina Jurjewa zudem den Sprint. Im Gesamtweltcup sind die Positionen eins, zwei und fünf von Biathletinnen aus Russland belegt. „Krass“, sagte die Oberhoferin Sabrina Buchholz, empfinde sie die Antritte der Weltcup-Zweiten Ekaterina Jurjewa in der Staffel. Kati Wilhelm hingegen bestaunte auch das gesamte Auftreten der russischen Mannschaft, sie sagte: „Es ist schon enorm, wie stark die Russinnen läuferisch vor allem in dieser Breite sind.“

Schutzsperre für Iwan Tscheressow in Oberhof - zum zweiten Mal

Der Russe Iwan Tscheressow wurde gerade in Oberhof vom Weltverband IBU mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt. Nicht zum ersten Mal: Vor 13 Monaten musste der Russe schon einmal wegen eines erhöhten Hämoglobinwertes eine Zwangspause einlegen. „Ganz munter“ sei Tscheressow am Morgen nach Verhängung der Sperre herumgelaufen, sagte der Deutsche Michael Greis. „Er wird wissen, warum.“ Dabei sorgt sich der Weltverband IBU zunehmend um den Ruf seines Produkts – und klagt offen über fehlende Kooperationsbereitschaft in manch osteuropäischem Land, namentlich in Russland. „Wir haben Hilfe angeboten. Aber die Russen sagen, sie trauen nur ihren eigenen Ärzten“, sagt James Carrabre, Leiter der Medizinischen Kommission der IBU. Greis sagt über Tscheressow: „Vielleicht hat er einfach ein bisschen dickes Blut.“ Da war sie wieder, die Ironie.

Andreas Mohrbach[Oberhof]

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