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Die Wolfsburgerinnen kürten sich zum elften Mal zu Pokalsiegerinnen.

© IMAGO/Schüler

Bevor der große Umbruch kommt: Wolfsburgs Fußballerinnen genießen Pokaltriumph über den FC Bayern

Der VfL Wolfsburg hat zum zehnten Mal in Folge den DFB-Pokal gewonnen und anschließend emotional gefeiert. Auch weil kaum jemand den Wolfsburgerinnen diesen Erfolg zugetraut hatte.

Wenn man einen Titel zum zehnten Mal in Folge gewinnt, liegt die Vermutung nahe, dass die Freude über diesen Erfolg vielleicht nicht mehr ganz so groß ist, wie das noch am Anfang der Fall war. Wer die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg am Donnerstag beobachtete, kurz nachdem sie den FC Bayern München im Finale des DFB-Pokals 2:0 besiegt hatten, konnte erkennen, dass die Begeisterung mindestens genauso groß war wie beim allerersten Erfolg 2013. „Ich bin sehr froh, sehr stolz und sehr erleichtert“, sagte Wolfsburgs Kapitänin Alexandra Popp strahlend nach Abpfiff. Sie war bei jedem der elf Pokaltriumphe des VfL dabei.

Die 33-Jährige und ihr Verein wollten diesen Titel unbedingt. Nicht nur, um die unglaubliche Serie von zehn Pokalgewinnen in Folge auszubauen, sondern auch, weil der Rekordmeister in den vergangenen Wochen etwas abgeschrieben worden war.

„Wir wissen grundsätzlich, dass wir die Qualität haben und man sieht, dass wir Fußball spielen können, wir können kämpferisch voll da sein, wir können laufen bis zum Umfallen und das haben wir heute gezeigt“, sagte Popp und fügte hinzu: „Es war uns natürlich auch extrem wichtig, dass wir genau zeigen, dass der VfL Wolfsburg nämlich noch nicht weg ist, was alle so schön glauben. Dementsprechend haben wir da auch ein Ausrufezeichen gesetzt.“

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Vor dem großen Pokalfinale im Kölner Stadion hatte vieles gegen Wolfsburg gesprochen. Die Münchnerinnen hatten sich fünf Tage zuvor vorzeitig die Meisterschaft gesichert, während der VfL in dieser Saison weitgehend den eigenen Ansprüchen hinterherlief und oftmals durchwachsene Auftritte zeigte. Und auch im Müngersdorfer Stadion, das am Donnerstag mit 44.400 Fans ausverkauft war, schien das Momentum zunächst aufseiten der Münchnerinnen.

Allerdings währte die Überlegenheit nur eine Viertelstunde, dann fand das Team von Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot immer besser ins Spiel und ließ den Gegnerinnen kaum noch Platz, um ihre Passstafetten aufzuziehen. „Wir wollten unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen und das ist uns vor allem in der ersten Halbzeit richtig gut gelungen. Ich fand uns da wirklich sehr griffig und wir sind sehr gut in Offensivsituationen gekommen“, sagte Stroot zufrieden. Weil es für den VfL in dieser Saison sportlich nur noch um den Pokal ging, hat der 35-Jährige sein Team über mehrere Wochen akribisch auf das Finale vorbereitet – mit Erfolg.

Bayerns Klara Bühl haderte daher nach dem Spiel mit dem Auftritt ihres Teams: „Von uns hat eine gewisse Aggressivität gefehlt, Emotionalität war glaube ich da, aber wir sind einfach nicht ins Spiel gekommen. Und wenn du zwei kassierst, rennst du die ganze Zeit hinterher und dann wird es von Minute zu Minute schwerer.“ Die Wolfsburgerinnen seien giftiger in den Zweikämpfen gewesen, was in letzter Konsequenz viel Energie und Kraft gekostet habe. „Wir mussten sehr viel dem Ball hinterherlaufen.“

In so einem Spiel unter dem Fokus so eine Leistung zu bringen, zeigt ihre Klasse, sie ist Weltklasse.

Tommy Stroot, Trainer des VfL Wolfsburg, über Lena Oberdorf

Das Führungstor von Jule Brand entstand ebenfalls aus einem hohen Ballgewinn. Beim Abschluss der 21-Jährigen kam hinzu, dass Bayerns Torfrau Maria Grohs den Ball falsch einschätzte und unter dem Aufsetzer hindurchsprang. „Es war jetzt nicht der schönste Schuss, er ist bisschen reingekullert, aber das Gefühl danach war sehr, sehr geil“, sagte Brand beim ZDF. Als Dominique Janssen kurz vor der Halbzeit das 2:0 erzielte und Bayern im zweiten Durchgang kaum eine Reaktion zeigte, sah bereits früh im Spiel alles nach dem nächsten DFB-Pokalgewinn für den VfL aus.

Ein bittersüßer Erfolg

Der Moment, in dem die Wolfsburgerinnen schließlich im silbernen Konfettiregen den Pokal in die Höhe streckten und sich gegenseitig in den Armen lagen, erschien jedoch ein wenig bittersüß. Denn wichtige Spielerinnen wie Dominique Janssen oder Lena Oberdorf werden den Verein im Sommer verlassen. Letztere wechselt ausgerechnet zum FC Bayern und zeigte ihrem zukünftigen Arbeitgeber am Donnerstag eindrucksvoll ihre Qualitäten. „In so einem Spiel unter dem Fokus so eine Leistung zu bringen, zeigt ihre Klasse, sie ist Weltklasse“, lobte Stroot. „Das ist Wahnsinn, in so jungen Jahren, so eine Stabilität auch unter solchem Fokus und solchen Bedingungen zu liefern.“

Alexandra Popp zeigte sich nach Abpfiff sehr erleichtert.

© imago/Noah Wedel/IMAGO/Noah Wedel

Zudem laufen die Verträge der Leistungsträgerinnen Alexandra Popp und Ewa Pajor 2025 aus. Bei Torjägerin Pajor stehen die Zeichen aber schon in diesem Sommer auf Abschied. Svenja Huth hat ihren Vertrag zwar gerade erst verlängert, allerdings nur um ein Jahr bis 2025.

Wolfsburg steht der wohl größte Umbruch der vergangenen Jahre bevor und vielleicht wollten sich die Spielerinnen gerade deshalb nochmal beweisen, dass sie in der Lage sind, Bayern zu schlagen. „Wir mussten einiges einstecken in den letzten Tagen und Wochen und wussten, dass das ein sehr großes Spiel mit hohem Druck ist, aber dem haben wir standgehalten, wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Torhüterin Merle Frohms.

Die Zukunft beim siebenmaligen Deutschen Meister ist also ungewiss. Doch für den Moment dürfte der Pokalerfolg Triumph genug sein.

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