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Der Chef und der große Mann dahinter. Hansi Flick (l.) und Hermann Gerland.

© dpa

Abschied von Hermann Gerland: Bayern München verkauft die Seele des Vereins

Wissen die Bayern, was sie tun? Die Entlassung der Co-Trainer-Ikone kann auch für Julian Nagelsmann zum Problem werden. Ein Kommentar.

Die Frage ist wirklich die, die Ben Redelings in seiner Kolumne aufwirft: Wissen die Bayern, was sie tun? Sie lassen Hermann Gerland gehen, nach mehr als einem Vierteljahrhundert in ihren Diensten.

In diesen Jahren hat „Eiche“, wie der Bochumer früher als Fußballer genannt wurde , „Tiger“, wie sie ihn bei den Bayern tauften, so viele verdiente Nationalspieler entdeckt, dass sie ihm in München das unverwechselbare „mia san mia“ verdanken. Na gut, nicht ihm allein. Aber Lahm, Schweinsteiger, Müller, Alaba… alle die hat er entdeckt.

Und die Liste ließe sich verlängern. Dazu die nahezu unendlich vielen Titel, die er an der Seite vieler Trainer gewinnen half, nicht zuletzt der zweifache Triple-Titel – glückliche Zeiten.

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An Gerland zeigt sich, dass ein „Co“-Trainer Ikone werden kann. Ob van Gaal, Heynckes, Guardiola, von allen war er hochgeschätzt. Sein letzter Chef Hansi Flick – selbst übrigens lange ein Co-Trainer von höchsten Graden, einer, ohne den Deutschland nicht Weltmeister geworden wäre – hat jüngst das Hohelied auf ihn gesungen.

Und jetzt, da Julian Nagelsmann kommt, ist kein Platz mehr für ihn. Für ihn nicht mehr gut genug? Die „Seele“ des Vereins – verkauft? So sieht es aus. Nachdem auch Miro Klose geht, könnte man auf die Idee kommen, dass es gerade den großen Kehraus gibt.

Wer wohl dahintersteht? Wahrscheinlich doch Hasan „Brazzo“ Salihamidzic, der Sportvorstand, die ganze Zeit ein Problem mit Flick und Co hatte, seine Kompetenz in Frage gestellt sah und jetzt seine Chance sieht. Er kann seine Macht (ab-) sichern. Aber nur, wenn es Nagelsmann kann, nämlich Bayern erfolgreich trainieren. Da darf jetzt, nach diesem Vorspiel, nichts schiefgehen, sonst endet Nagelsmann als Klinsmann:

Wer Revolutionen beim FC Bayern anzettelt, kann von ihnen aufgefressen werden. Apropos Klinsmann – Gerland hat (auch) noch einen Koffer in Berlin. Er führte Tennis Borussia – lang ist’s her – in den bezahlten Fußball zurück. In der Bundeshauptstadt können sie in jedem Fall einen wie ihn, einen Talentsucher, einen Talente-Entdecker, gut gebrauchen. Schon gar, wer ein Big City Club  auf Augenhöhe mit den Bayern werden will… Und Arne Friedrich ist kein „Brazzo“.

Aber vielleicht will er, der im Herzen immer Bochumer geblieben ist, jetzt seinem Heimatverein helfen, dem VfL. Der ist so gut wie in der Bundesliga zurück, wo Hermann Gerland in den 1970er Jahren 200 Spiele für ihn gemacht hat. Der Tiger ist auf dem Sprung. Schau’n mer mal, wo er landet.

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