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© AFP

Sport: Aufgalopp im Hangar

Mit dem neuen Turnier in Tempelhof will sich Berlin wieder im internationalen Reitsport etablieren

Berlin - Ludger Beerbaum ließ sich nicht lange bitten, Heike Kemmer ebenso wenig. Dass die beiden international höchst erfolgreichen Reiter – er im Springparcours, sie ihm Dressurviereck – beim neuen Berliner Hauptstadtturnier dabei sein würden, stand für sie schnell fest. Von heute bis Sonntag findet das Turnier auf dem Gelände des stillgelegten Flughafens Tempelhof statt. Geritten wird in zwei ehemaligen Hangars. 180 Reiter gehen an den Start mit 320 Pferden. Der Veranstalter Berlin Horse Club (BHC) rechnet mit bis zu 40 000 Zuschauern während der fünf Wettkampftage. Obwohl das Turnier sich explizit an die internationale Dressur- und Springreiterspitze richtet, sollen auch Nachwuchsreiter aus der Region die Chance zur Teilnahme bekommen, weshalb auch einige leichtere Prüfungen ausgeschrieben sind.

„Ich finde es klasse, dass dieses Turnier stattfindet und komme gerne nach Berlin“, sagt der vierfache Olympiasieger Ludger Beerbaum, der mit sechs Reitern aus seinem Stall und Nachwuchspferden anreist. Seitdem das letzte große Reitturnier in Berlin vor sechs Jahren stattfand, war die Stadt im internationalen Turnierkalender nicht mehr vertreten. Ein Verlust, befand die Reiterszene. „Es wäre natürlich schön, wenn das neue Hauptstadtturnier wieder zu einer Institution würde“, sagt Beerbaum. Dem schließt sich Heike Kemmer an. „Es wurde Zeit, dass wieder so ein Turnier in Berlin stattfindet“, sagt die Dressurreiterin, die in Berlin geboren wurde und 2008 ihr zweites olympisches Mannschaftsgold gewann. Auch der Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg, so sagt Geschäftsführerin Nicole Schwarz, freue sich über die neue Veranstaltung.

Als Ausrichter großer Reitturniere hat Berlin Tradition. 1923 fand hier das erste Hallenreitturnier statt, Mitte der 20er Jahre wurde es im Sportpalast veranstaltet, später in der Deutschlandhalle. Es folgte eine Zwischenstation im Velodrom, bis das letzte internationale Turnier 2003 auf dem Messegelände am Funkturm stattfand. Ausrichter war der niederländische Turnierveranstalter BCM. Weil man sich über Finanzen und Ausrichtungsort anschließend nicht mehr einig werden konnte, fand das Turnier schließlich gar nicht mehr statt.

Sponsoren zu akquirieren fand Ralf Herrmann, Cheforganisator des neuen Turniers, ganz problemlos. Keine der Firmen habe ihn auf die im internationalen Reitsport allgegenwärtigen Themen Doping und Manipulation angesprochen, sagt er. Immerhin: Mit Beerbaum startet in Berlin nicht nur ein prominenter Reiter, sondern auch einer, der dem Vorwurf der Manipulation ausgesetzt war.

Eingeladen wurde Beerbaum, wie viele andere Spitzenreiter, von Reitsport-Mäzenin Madeleine Winter-Schulze. Die gebürtige Berlinerin und einstige Größe im lokalen Turnierbetrieb übernimmt zudem das Preisgeld für eine der Prüfungen. Die Gesamtdotierung während der fünf Tage beträgt 240 000 Euro. „Ich bin sicher, dass sich das Turnier wieder fest etablieren wird“, sagt Winter-Schulze. Der Turnierveranstalter jedenfalls unterschrieb einen Mietvertrag über fünf Jahre. Etliche Spitzenreiter aus dem Ausland haben sich für dieses Mal angemeldet, etwa die Springreiter Rolf-Göran Bengtsson, schwedischer Olympia-Zweiter von 2008, und Denis Lynch aus Irland.

Informationen zum Programm des Turniers und zu Eintrittspreisen im Internet unter www.hauptstadt-turnier.de.

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