zum Hauptinhalt
Kaltstart. Trainer Alexander Schmidt hat bei 1860 viel Arbeit vor sich.

© dapd

Zweite Liga: 1860 München zerlegt sich wieder einmal selbst

Trainerwechsel, Angst um den arabischen Investor, Sven-Göran Eriksson und Lothar Matthäus bringen sich ins Gespräch: Vor dem Spiel beim 1. FC Union am Samstag regiert bei 1860 München das Chaos.

München - An normalen Tagen bringt Verantwortliche und Fans des TSV 1860 München so eine Nachricht auf die Palme, aber normal ist ja nichts in dieser Woche: Lothar Matthäus hat sich am Mittwoch als Trainer der Löwen ins Gespräch gebracht, nämlich mit der Aussage, dass er „sicher nicht“ derjenige sei, der sich selbst als Trainer ins Gespräch bringe. Das ist rhetorisch frech, und außerdem ist Matthäus eine vergangene Größe des verhassten Lokalrivalen FC Bayern, aber aufregen wollte sich keiner. Es gab ja auch genug andere Aufreger vor der Partie gegen den 1. FC Union am Samstag: Trainer Reiner Maurer ist entlassen, Hamadi Iraki, Münchner Statthalter des arabischen Großinvestors von 1860, ist am Dienstag von seinen Ämtern zurückgetreten – und dann ist da noch die Geschichte mit dem ehemaligen englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson, der bei der letzten Partie im Stadion saß. Ein in sich ruhender Verein sieht anders aus.

Dabei war vor ein paar Wochen eigentlich noch alles ziemlich rosig in München: Mit sieben Spielen ohne Niederlage legte die Mannschaft den besten Saisonstart seit dem Abstieg in die Zweite Liga im Jahr 2004 hin. Die Fans waren zufrieden, und der erste arabische Investor im deutschen Fußball, Hasan Ismaik aus Abu Dhabi, der sich für 18,4 Millionen Euro in den Verein eingekauft hat und 49 Prozent an stimmberechtigten Anteilen hält, war es auch. Dann kam die erste Niederlage, ein 0:3 bei Hertha BSC, und die Vertreter des Vereins taten, was Vertreter von 1860 schon immer gut konnten: den Karren so richtig in den Dreck fahren.

Die Spieler grummelten, dass der Trainer ein wenig altbacken spielen lasse. Maurer war ein akribischer Arbeiter, ein bisschen langweilig war er aber auch, weshalb die Klubführung von ihm ohnehin nicht begeistert war. Die Chefs verteidigten ihn also nur halbherzig und am vergangenen Samstag entließen sie ihn dann mit dem Hinweis, dass die Mannschaft „neue Impulse“ brauche. Da hatte das Team, nun auf Tabellenrang acht, gerade gegen den 1. FC Köln 0:2 verloren – und auf der Tribüne hatte es sich der schwedische Trainer Eriksson bequem gemacht. Das gab Futter für schöne Spekulationen, aber schon am Sonntag stellte 1860 den neuen Trainer vor, eine deutlich kleinere Lösung: Alexander Schmidt vom Regionalliga-Team. Schmidt, weniger Arbeiter als Verfechter des modernen Kurzpassspiels, will nun junge Spieler einbauen und soll erst einmal bis Weihnachten walten. Dann wird Zwischenbilanz gezogen. Und dann könnte Eriksson schon wieder ein Thema sein. Der Schwede kann ganz gut mit dem arabischen Investor, weshalb ein Engagement des weltbekannten Übungsleiters gar nicht mal so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Zunächst muss Investor Hasan Ismaik jedoch einen Nachfolger seines Vertreters Iraki finden. Der Investmentbanker, ohne den im Alltagsgeschäft des Vereins praktisch nichts ging, hat einen lukrativen Job bei einer Bank angenommen. Wer seinen Posten in der Vereinsführung übernimmt, ist noch unklar, weshalb nun sogar die Angst umgeht, dass der Investor aussteigt. „Mich gibt es nicht ohne Hamada. Was er tut, ist das, was ich denke“, sagte Ismaik einmal über Iraki. Wenigstens in diesem Punkt konnte Geschäftsführer Robert Schäfer die Anhänger inmitten all der Aufregung aber beruhigen: Schäfer verwies auf gültige Verträge. Es scheint die einzige Gewissheit zu sein beim TSV 1860 München in diesen Wochen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false