zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Luxus in Glas

Hilmar Matthes aus Fürstenwalde macht aus farbigen Scherben faszinierende Mosaike

Hilmar Matthes aus Fürstenwalde macht aus farbigen Scherben faszinierende Mosaike Von Bernd Kluge Mit prüfendem Blick hält Hilmar Matthes eine zerbrechliche, farbige Glasscheibe gegen das Licht. „Das ist goldrosa Opalglas aus einer amerikanischen Glashütte“, sagt der Fachmann fast schwärmerisch. „Und so sieht Echt-Antikglas aus“, erklärt Matthes, während er sich durch das gläserne Schatzkästchen seiner Werkstatt wühlt und schließlich eine grüne Scheibe mit unebener Oberflächenstruktur sowie Bläschen-Einschlüssen hervorkramt. „Diese Charakteristik entsteht durch das Drehen des Glasballons während der Herstellung“, erläutert der 51-jährige Fürstenwalder. Langweiliges, eingefärbtes Massenglas nimmt der Kunsthandwerker nicht in die Hand. Schließlich macht Matthes Glasscherben zu einmaligen Unikaten, die Fenstern, Türen, Wintergärten oder Hausfluren eine unverwechselbare Note geben. Seit 13 Jahren entstehen in der kleinen Fürstenwalder Werkstatt des Autodidakten Glasmosaike, kunstvoll zusammengefügte Einzelteile aus wertvollem mundgeblasenen oder handgewalzten Material in amerikanischer Tiffany-Technik: Fensterbilder, Zier-Spiegel, Türeinsätze, maßgefertigte Bordürenfenster, großflächige Raumteiler und natürlich Lampenschirme. Dicke, selbstgefertigte Kataloge beweisen die Vielseitigkeit des einstigen Küchenmeisters im Pneumant-Reifenwerk. Angefangen hatte seine Leidenschaft für die zerbrechlichen Mosaike bereits zu DDR-Zeiten. Farbenfrohe Tiffany-Lampen waren in der sozialistischen Planwirtschaft nicht zu bekommen - Wünsche danach gab es trotzdem. Heimhandwerker-Broschüren, Tipps in Hobbybastler-Fernsehsendungen sowie Seiten aus West-Katalogen dienten dem gelernten Koch als Vorlagen. Da ihn die gläsernen Licht- und Farbspiele faszinierten, machte Matthes den über die Jahre perfektionierten Freizeitspaß nach der Wende zum Beruf. An einem kleinen Fensterbild sitzt der 51-Jährige wenige Stunden, für großflächige Deckenverkleidungen oder Raumteiler im Jugendstil braucht er mehrere Wochen. Einen Dauer-Stammplatz in der Werkstatt hat ein Mosaik, auf dem der Schauspieler Charlie Chaplin zu sehen ist. Matthes hat das unverkäufliche Porträt aus dem Film „Goldrausch“ kopiert, als Ausdruck seiner Verehrung für den Künstlers. Es zeigt, dass der Fürstenwalder auch die ausgefallensten Wünsche erfüllt. „So mancher Kunde wollte sein geliebtes Haustier in Mosaik-Glas verewigt haben“, schmunzelt er. Sichtbar anspruchsvoller ist da schon sein neuester Auftrag: Ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen will die Türen seines Hauses mit ovalen Mosaik-Einsätzen verschönert haben. Mehrere tausend Euro müssen sie für die Erfüllung dieses Wunsches auf den Tisch blättern. Die Entwürfe für die phantasievollen Pfauen-Figuren, umrahmt von Blumen-Arrangements und Jugendstil-Ornamenten, hat Matthes bereits gezeichnet und wie auf einem Schnittmusterbogen in nummerierte Einzelfelder geteilt. Aus festem Karton schneidet er danach die Schablonen zurecht, anhand derer die gläsernen Puzzleteile entstehen. Die farbigen Scherben werden anschließend zusammengesetzt und in hauchdünne Kupferfolie gefasst. Zu guter Letzt umrandet Matthes jedes Mosaikteil sorgsam per Lötkolben mit einer Zinnschicht. Vor allem zahlungskräftige Geschäftsleute mit einem Hang zu gediegenem Interieur gehören zu den Kunden des Fürstenwalders. Sie kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den USA, Südafrika, Kanada, Italien und Thailand.

Bernd Kluge

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false