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Potsdam-Mittelmark: Landliebe und Mathematik

Mädchenzukunftswerkstatt auf Erkundungstour durch agrarwirtschaftliche Betriebe

Mädchenzukunftswerkstatt auf Erkundungstour durch agrarwirtschaftliche Betriebe Teltow. Alle kleinen Schweinekinder sind Ferkel und der Mann von der Sau heißt Eber. Bei den Kühen nennt man den Mann Bulle und bei Pferden ist es der Hengst. Das wussten die meisten Mädchen, die jüngst zur Berufsorientierung Landwirtschaft in die Teltower Mädchenzukunftswerkstatt kamen. „Grüne Berufe" hatten einige schon zuvor im Tierzuchtbetrieb Groß-Kreutz, im Rosengut Langerwisch, im Tierhaltungsgut Rogäsen und bei WerderFrucht kennengelernt. Das Projekt wurde aus dem Europäischen Sozialfond des Frauenministeriums gefördert und die Landpartie mit der Videokamera aufgezeichnet, um später auch anderen Mädchen davon zu berichten. Ebenso bastelten die Mädchen eine Wandzeitung, auf der auch steht, dass Kühe fürs Kalben rund eine Stunde brauchen und die Kälber immer nachts geboren werden. Einsatz rund um die Uhr ist für Landwirte normal, klärte Gudrun Glawe von der Landwirtschaftsschule Oranienburg bei einer Informationsveranstaltung auf. Aber es ist auch eine abwechslungsreiche Arbeit mit Tieren, Pflanzen und viel Naturnähe. Und der landläufige Spruch vom dümmsten Bauern mit den größten Kartoffeln ist eben nur ein Spruch, denn Landwirte müssen nicht nur körperlich fit sein. Heutzutage sind gute Techniker gefragt, die mehrere Maschinen bedienen können, gut rechnen müssen sie auch, um einen Betrieb zu führen und der Computer gehört heute selbstverständlich dazu. Eine Zwei in Mathe wäre deshalb eine gute Voraussetzung, meint Gudrun Glawe und versichert, dass Landarbeit auch für Mädchen geeignet sei. Immerhin habe sich ein Mädchen beim Bundeswettbewerb landwirtschaftlicher Berufe gegen alle Jungen durchgesetzt. Interesse will sie auch mit einem Plakat wecken, auf dem Landwirt und Landwirtin Arm in Arm beieinander stehen, über ihnen ein Sensenblatt mit durchbohrtem Herz. „Auch an unserer Schule wurden schon Ehen geschlossen", empfahl sie ihre Lehranstalt in Oranienburg, an der auch Hauswirtschafterinnen und Pferdewirtinnen ausgebildet werden. Das Stichwort Pferdewirtin weckte weitaus mehr Interesse bei den 18 Mädchen als der Herzensmann. Drei Jahre dauert so eine Ausbildung, bei der man sich für Zucht und Haltung von Pferden, Rennreiten und Trabrennfahren spezialisieren kann. Neu ist für die meisten dabei, dass man Pferde auch melken kann und die Milch vor allem für Kinder gut ist, die an Neurodermitis erkrankt sind. Melken dürfen die Mädchen an diesem Nachmittag auch mal probieren. Zwar kommt aus dem Plastikeuter nur Wasser, aber sie merken, ganz so einfach ist das nicht. Meist kommt es nur tröpfchenweise und der Melkschemel muss dabei ausbalanciert werden. Mit der Stoppuhr in der Hand wird dann getestet, wer nach einer Minute das beste Ergebnis abgemolken hat. Mit 71 Milliliter ist das Josefin und Laura misst 68. Ob sie mal Molkereifachfrau oder Tierwirtin werden wollen, weiss noch keine so richtig. Außerdem gibt es im Grünen Bereich mehr Berufe als sie bisher angenommen haben. Forstwirtin gehört dazu, und als Revierjägerin lernt man sogar Wildlockrufe nachzuahmen. Gärtnerin wäre auch nicht schlecht: Die Rosen in Langerwisch haben den Mädchen am besten gefallen. K. Graulich

K. Graulich

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