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Potsdam-Mittelmark: „Es leidet ein Stück von dem, was gewesen ist“

Karl-Heinz Bornemann, Eigentümer der Kammerspiele, über die ersten sechs Monate seiner Eigenregie und die Hoffnung auf Unterstützung

Karl-Heinz Bornemann, Eigentümer der Kammerspiele, über die ersten sechs Monate seiner Eigenregie und die Hoffnung auf Unterstützung Herr Bornemann, Sie führen seit Anfang des Jahres das Haus in Eigenregie. Wie schätzen Sie die vergangenen Monate ein? Nicht ganz unkompliziert. Es gibt Schwierigkeiten? Die Schwierigkeiten resultieren daraus, dass es personell nicht mehr so komfortabel aussieht. Vorher haben hier vier Leute gearbeitet, das ist mit der heutigen Situation nicht zu vergleichen. Sie führen das Haus als Ein-Mann-Betrieb? Im Prinzip schon, aber mit zuzätzlichen Mini-Jobs. Ganz allein ist es nicht zu schaffen. Eigentlich haben wir in diesem Jahr einen Kinosommer, was soll man sonst machen bei dem vielen Regen. Zeigt sich das in Ihrem Haus? Da fehlt mir der Vergleich. Ich habe keine konkreten Zahlen aus den Vorjahren, zumal das Haus in der vergangenen Jahren in den Sommerferien immer eine Pause hatte. Nachdem wir im Frühjahr eine ziemlich schlechte Phase hatten, läuft es jetzt ganz gut. Gerade dieses Kino würde sich für ein Off-Kino anbieten, wo nicht die aktuellsten Filme laufen, sondern Klassiker oder alternative Streifen. Ich komme nicht umhin, es unter einem finanziellen Aspekt zu betrachten. Es ist leider nicht ganz einfach, beides unter ein Dach zu kriegen. Ich war angetreten mit der Idee, aktuelle Filme parallel zu „guten“ Filmen zu spielen. Doch gibt es da zunehmend Probleme mit den Verleihern, die bei einer solchen Mischung ungern mitmachen. Haben Sie die Aufgabe, so ein Haus zu betreiben, unterschätzt? Unterschätzt habe ich es nicht. Ich muss aber sagen, dass es früher die Dreiteilung des Hauses gab, die auch am Eingang sichtbar ist: Kino, Kultur, Kneipe. Mein Ziel ist es, dass es keinen geteilten Betrieb gibt, sondern alles aus einem Guss funktioniert. Das wäre zum Vorteil der Besucher und des Betriebes. Das zu realisieren ist nicht ganz einfach. Es bedarf mehr Zeit, als ich es geglaubt habe. Das gebe ich ehrlich zu. Welche Form der Unterstützung und von wem können Sie sich denn vorstellen? Ich fand die Idee ganz gut, dass es Leute gegeben hat, die sich um dieses Haus kümmern wollten. Denn den Zuschuss der Gemeinde, der sich bei 150 000 Euro bewegt hat, wird es in dieser Größenordnung nicht mehr geben. Das muss man realistisch sehen. Selbst wenn die Gemeinde sich in Zukunft finanziell einbringen sollte, in welcher Form auch immer, wird das Engagement der Bürger notwendig sein. Darunter verstehe ich das Bereitstellen von Knowhow, um überhaupt das Programm zu gestalten. Das muss nicht immer finanzielle Hilfe sein. Was ist mit dem Förderverein, der sich für den Erhalt der Kammerspiele gegründet hat. Wo liegen die Schwierigkeiten, die bislang zu keiner Zusammenarbeit führten? Ich denke, es hat deshalb nicht funktioniert, weil man sich auf die Fahne geschrieben hat, das Haus zu übernehmen. Ich sage ganz im Ernst: Wenn jemand käme und ein vernünftiges Angebot machen würde, wie das Haus zu erhalten ist, in dem Sinne wie ich es geschildert habe, würde ich darüber nachdenken, ob man einer derartigen Lösung zustimmt. Aber ich habe meine Bedenken bei solchen Vereinen. Die setzen ihren Schwerpunkt zu sehr auf das Ehrenamt. Aber um so einen Betrieb sicher zu führen, bedarf es eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Ehrenamtlichen und fest Angestellten. Man kann einem Ehernamtlichen bestimmte Dinge einfach nicht zumuten. Würden Sie einem Förderverein oder anderen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, die Möglichkeit geben, sich zu beweisen? Wenn Sie einen Betrieb aufbauen, vergeht viel Zeit, bis eine gewisse Routine eintritt. Aus dieser Phase sind wir noch nicht raus. Ich bin noch nicht in der Lage, ein vielfältiges Programm anzubieten. Ich fände es gut, wenn interessierte Menschen mit ins Haus kämen und einzelne Programmteile mitgestalten. Fühlen Sie sich selbst in der Verantwortung, die Kammerspiele als Kulturstandort zu erhalten? Wenn ich diese Verantwortung nicht fühlen würde, hätte ich den Betrieb doch erst gar nicht übernommen. Ich würde ruhiger leben, wenn ich gesagt hätte: Gut, lassen wir das Haus dicht. Aber das kann ja nicht Sinn der Sache sein. Mit richtigen Leuten sagen Sie, könnten Sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Wie gestaltet sich derzeit der Dialog mit der Gemeinde. Zur Gemeindeverwaltung besteht ein denkbar schwieriges Verhältnis. Ich werde nicht in die Knie gehen, aber es leidet ein Stück von dem, was gewesen ist. Wenn sich ein paar Leute bereit erklären, hier mit an einem Strang zu ziehen, kann man aus dem Haus deutlich mehr machen als zur Zeit. Das ist unbestritten. Das Gespräch führte Peter Könnicke

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