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Kultur: Würdigung für Dorothea Götz Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltete Kolloquium für Potsdamer Professorin

„Viele Autoren schreiben oft von der Verzweiflung an unserer Zeit, von der Angst vor dem Chaos. Doch nur wenige verbreiten ein Wissen, ein Denken, was ausreicht selbst in der Krise unserer Zeit zu leben, zu überleben.

„Viele Autoren schreiben oft von der Verzweiflung an unserer Zeit, von der Angst vor dem Chaos. Doch nur wenige verbreiten ein Wissen, ein Denken, was ausreicht selbst in der Krise unserer Zeit zu leben, zu überleben.“ Dieses Wort stammt von Dorothea Goetz. Die Potsdamer Professorin schrieb immer wieder kleine Texte auf, oftmals auch Aphorismen, die sie am Mittwoch, gesammelt in einem kleinen Bändchen, im Alten Rathaus den Gästen, die zu einem Kolloquium kamen, übergab. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hatte anlässlich des 80. Geburstages von Prof. Dr. Götz, den sie bereits am 14. Februar feierte, Freunde und Weggefährten der Jubilarin eingeladen. „Wissenschaft – Natur – Gesellschaft“ nannten die Veranstalter die Geburtstagsfeier. Dorothea Götz ist gebürtige Potsdamerin, sie besuchte hier die Schule, schloss 1943 sie mit dem Abitur ab, studierte Chemie, Mathematik, Geschichte der Naturwissenschaften und Philosophie in Berlin und Leipzig. 1953 nahm sie eine Tätigkeit als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Potsdam auf, bekleidete den Lehrstuhl Geschichte der Naturwissenschaften und Mathematik. Bekannt wurde Prof. Goetz auch durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen, beispielsweise zur Militärgeschichte. Sie veröffentlichte vielgelesene Biografien über Naturwissenschaftler und Mediziner. In ihrer Freizeit war sie der farbigen Welt der Sagen der Mark Brandenburg auf der Spur. Sie hat sie gesammelt und in einem Büchlein Anfang der neunziger Jahre der Öffentlichkeit übergeben. Mehrere Vorträge würdigten im Alten Rathaus das Wirken von Dorothea Götz. So erinnerten Prof. Ilse Hauke und Dr. Annette Vogt sich in ihren Beiträgen an die Begegnungen mit der Potsdamer Professorin während ihrer Studienzeit und darüber hinaus. Sie schilderten die Jubilarin als warmherzig, klug, deren Haus den Studenten immer offen stand, die in schwierigen Situationen half, die als wunderbare Mentorin unter jungen Wissenschaftlern galt, deren streitbarer Einsatz für Gerechtigkeit kein Lippenbekenntnis war. Ilse Hauke betonte, dass Prof. Goetz junge Menschen zu eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit anleitete. Sie duldete kein Plagiat. Heutzutage werde dagegen sehr viel abgeschrieben. Das Internet würde dies immens ermöglichen, so die Rednerin. Prof. Hauke und Dr. Vogt lobten in ihren Reden erstaunlicherweise sehr undifferenziert das Studieren und wissenschaftliche Arbeiten zu DDR-Zeiten, das neben Erfreulichem ja wohl auch viel Kritikwürdiges bereithielt. Davon war aber nichts zu vernehmen. Dass das Heute eine nur „böse Zeit“ ist, davon war bei den Rednerinnen dagegen des öfteren die Rede. Man fühlte sich sehr nostalgisch eingestimmt. In dem oben erwähnten Bändchen von Dorothea Götz findet man auch dazu eine Meinung: „Ansichten sind nur Äußerungen für den Augenblick. Klammert man sich an sie, so werden sie zu Vorurteilen.“ Klaus Büstrin

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