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Kultur: Umwelt zieht aus

Die „Ökomedia“ steht vor dem Ende / Film und Gespräch zur Gentechnik

Die „Ökomedia“ steht vor dem Ende / Film und Gespräch zur Gentechnik Angesichts einer ebenso regen wie aktuellen Diskussion zur Gentechnik am zweiten Tag der Ökomedia Nachspieltournee im erneut fast ausverkauften Filmmuseum ist die Aussicht, dass dies das letzte Jahr sein könnte, in dem das Filmfestival Station in Potsdam macht, mehr als schmerzlich. Nachdem die Stadt Freiburg und das Bundesumweltministerium ihre Förderungen gestrichen hatten, musste das Ökomedia Institut in Freiburg nach 22 Jahren erfolgreicher Arbeit im Februar Insolvenz anmelden. Oliver Wölk, Mitarbeiter des Naturschutzbundes NABU und Projektleiter der 15. Nachspieltournee in Brandenburg, erläuterte, dass ohne die Vorarbeit in Freiburg, die Tour durch 14 Brandenburger Orte nicht zu verwirklichen sei. Christian Schimpchen vom Freiburger Ökomedia Institut bestätigte auf Nachfrage, dass es im nächsten Jahr definitiv kein Filmfestival in Freiburg und deshalb auch keine Nachspieltermine geben werde. Über die weitere Zukunft und möglichen Ersatz konnte er noch keine Angaben machen. Trotz dieser wenig erfreulichen Aussichten wurden am Dienstagabend die umfassenden Folgen der Gentechnik behandelt und durchaus kontrovers diskutiert. Bertram Verhaags Dokumentarfilm „Leben außer Kontrolle“ (2004) thematisierte bereits zahlreiche problematische Folgeerscheinungen, die sich beileibe nicht auf die unkontrollierte Verbreitung bedrohlicher Laborversuche beschränken. Die indische Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva, die im Film immer wieder zu Wort kommt, beklagt zum Beispiel die immensen sozialen Folgen der Gentechnik für ihr Land. Zumeist amerikanische Konzerne hätten versprochen, dass mit genetisch verändertem Saatgut wahre Wunder möglich seien. Doch heute stehen viele indische Bauern deshalb vor dem Ende. Statt satter Erträge gerieten sie in die Schuldenfalle. Entgegen den Versprechungen war die Ernte miserabel, die Landwirte konnten die Kredite, die sie für das teure Saatgut aufgenommen hatten, nicht mehr zurückzahlen und verarmten. Bernd Müller-Röber, Professor für Molekularbiologie an der Universität Potsdam, bestätigte in der anschließenden Diskussion die wachsende Abhängigkeit von der Industrie durch Gentechnik. Dennoch möchte er diese nicht pauschal verurteilen und betonte, dass die Menschheit seit Jahrhunderten durch gezielte Kreuzungen in die Evolution eingreife. Er rief dazu auf, hinsichtlich der Möglichkeiten und Gefahren der Gentechnik, gerade was die Gesundheitsfürsorge betreffe, zu differenzieren. Cornelia Behm, Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen, sah durch den Film ihre Partei im Bestreben, Gentechnik rigide zu kontrollieren, vollauf bestätigt. Einem Unterfangen, dem Müller-Röber nur bis zu einem gewissen Punkt folgen mochte. Behm zeigte sich indes schockiert über das mögliche Aus des Ökomedia Instituts. Sie betonte gegenüber den PNN, dass sich die Ökomedia Nachspieltournee gerade in Brandenburg großer Beliebtheit erfreue und eine effektvolle Art der Umweltbildung darstelle. Deshalb habe sie bereits bei Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon und Bundesumweltminister Jürgen Trittin, prekärer Weise beides Parteigenossen Behms, Protest gegen die Kürzungen eingelegt.

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