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Kultur: Ohne Fleiß kein Preis

Abschlussveranstaltung von „Jugend musiziert“ im Nikolaisaal

Abschlussveranstaltung von „Jugend musiziert“ im Nikolaisaal „Nun habt ihr''s geschafft“, spricht Prof. Wolfgang Thiel allen Teilnehmern aus ihrer (strapazierten) Seele. „Die Anspannungen der Vorbereitungswochen, die Aufregungen und das Lampenfieber des Wertungsspiels sind endlich vorüber.“ Der Vorsitzende des Regionalausschusses von „Jugend musiziert“ der Brandenburg-Region West und Direktor der Städtischen Musikschule weiß natürlich, wovon er spricht. Er kennt den Eifer „seiner“ Schützlinge in der Kompositionsklasse genauso wie die Begeisterung der Musikschüler beim alltäglichen Eindringen in die Geheimnisse der Tonkunst und bei der Erlernung diverser Instrumente. Fast alles, was sich zupfen, schlagen, streichen, auf Holz und Blech blasen oder per Balg in tönende Harmonien verwandeln lässt, war für den eintägigen Wettstreit zugelassen. Darunter auch Instrumente wie Tuba und Kontrabass, die man nicht unbedingt mit solistischer Tätigkeit in Verbindung bringen würde. Annähernd 240 Kinder und Jugendliche wetteiferten um die beste Leistung, um Punkte und um die Delegierung zum Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in Cottbus. Zur Abschlussveranstaltung besetzten sie den Nikolaisaal bis auf den letzten Platz, lagerten selbst auf Treppenstufen. Begleitet von Eltern, Oma und Opa, Freunden und Bekannten hofften sie darauf, dass sie aufgerufen würden, um auf dem Podium die Urkunde nebst Prädikat – das von „teilgenommen“ bis „mit hervorragendem Erfolg teilgenommen“ reicht – entgegennehmen zu können. Wenn ja, dann brandete der Jubel immer besonders heftig. Stolz trugen Knirpse, angehende Damen und Herren zusätzlich eine Rose mit auf ihren Platz. Für alle Ausgezeichneten gab es außerdem noch eine Falttasche – zum Aufbewahren des Proviants für den weiteren künstlerischen Weg, wie Thiel launig erläuterte. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr war''s eine Tasse – für die Durststrecke, die mancher noch zurücklegen muss, um aufs „Treppchen“ zu gelangen. Manche sind seit Jahren immer wieder dabei, um endlich 25 Punkte – die Krönung der Bewertung – zu erreichen. Die Scheidelinie, ob jemand den Zusatz „mit Weiterleitung“ (zum Landeswettbewerb) oder „ohne Weiterleitung“ erhielt, lag bei 23 Punkten. Um auch diese stattliche Anzahl zu erhalten, bedurfte es schon einer Menge an Können, Ausstrahlung, Gestaltungsintensität und Partnergefühl beim Musizieren als Solist und in den Duo- bis Ensemblebesetzungen. Die Preisausbeute konnte sich sehen lassen. 22 Solisten, 28 Gruppen und vier Begleiter erhielten einen 1. Preis „mit Weiterleitung“. Ebenfalls einen 1. Preis, aber ohne das begehrte Cottbus-Ticket, erhielten zehn Solisten, 16 Gruppen und 7 Begleiter. 2. Preise wurden an insgesamt 31 Jungkünstler vergeben, neun erhielten 3. Preise. Ohne Auszeichnung mussten nur 13 Solisten bzw. Gruppen die Heimreise antreten. Die Tränen über verpasste und verpatzte Chancen hielten sich also in Grenzen. Stattdessen sah man fast überall nur glückliche Gesichter. Besonders unter den Mitgliedern des Jugendsinfonieorchesters der Städtischen Musikschule Potsdam, die einen Großteil der Preise absahnten. Besonders taten sich dabei Cellisten und Holzbläser hervor. Wie gut sie und alle anderen Instrumentalisten ausgebildet sind, bewiesen sie mit ihren umrahmenden Beiträgen. Unter Leitung von Jürgen Runge spielten sie eingangs das Vorspiel zu Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“. Sehr ausgewogen, kräftig und klangsatt und sauber breiteten sie das wagnernahe Bilderpanorama aus. Bis auf zu durchdringende Flöten waberte romantisches Gefühl. Wie schön, dass sich die siebenfache Hörnergruppe ganz von ihrer glanzvollsten Seite zeigte! Im vergleichsweise hellgetönten Orchestersound erklang „Das alte Schloss“ aus der Sammlung „Bilder einer Ausstellung“ von Mussorgsky/ Ravel. Bei der Kolorierung durch das Altsaxofon bewies die Solistin Uta Pfeuffer mit butterweichem Ansatz und geschmeidigem Klanggefühl, dass sie nicht zu Unrecht als „Jugend musiziert“-Bundespreisträgerin 2003 ausgezeichnet wurde. Als engagiert musizierendes Orchestermitglied verhalf auch sie dem Titel „Somewhere out there“ von J. Horner aus dem Film „An American Trail“ zum Erfolg. Eine Schmusemusik im Big Bandsound, die die Musiker von einer anderen Seite zeigte, die sie nicht weniger ernsthaft betreiben als die der Klassik. Doch neben Dankesworten, u. a. an die Uni Potsdam, die Räume ihres musikpädagogischen Instituts für die Wettstreite zur Verfügung stellte, und Urkunden wurden auch drei Sonderpreise vergeben. Den des Oberbürgermeisters, dotiert mit 250 Euro, erhielten Geigerin Sophie und Cellistin Dorothea Keiter (Kleinmachnow) aus den Händen der Kulturbeigeordneten Gabriele Fischer. Über den der Mittelbrandenburgischen Sparkasse freute sich das Gitarrenduo Mischa und Sascha Grabsch (Potsdam). Nicht nur sie, sondern auch den Regionalausschuss von „Jugend musiziert“ dürfte es erfreut haben, dass das Sparkassenunternehmen sich weiterhin als finanziell verlässlicher Partner erweisen will. Die Musikalienhandlung A. Böhlke schließlich übergab zwei Gutscheine à 50 Euro an das Duo Jonas Finke (Horn) und Juliane Beschnidt (Klavier) aus Potsdam. Nachdem allen Sponsoren und Förderern, organisatorischen Helfern und der Jury für ihren Einsatz gedankt war, gibt es für die jungen Künstler kein Ausruhen auf den Lorbeeren. Die Preisträgerkonzerte im Theatersaal des „Augustinum“ in Kleinmachnow (22. 2.) und im Rathaus Falkensee (27. 2.) wollen gut vorbereitet sein. Und die Cottbus-Teilnehmer werden bis zu ihrem Wettstreit sicherlich noch manche Übungsstunde zusätzlich am Altar der Heiligen Cäcilie, Schutzgöttin der Musik, verbringen.Peter Buske

Peter Buske

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