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Kultur: Märchenhafte Mischwesen

„Schwebende Blätter und durchs Feuer gegangene Steine“ von Elke Bullert auf der Freundschaftsinsel

„Schwebende Blätter und durchs Feuer gegangene Steine“ von Elke Bullert auf der Freundschaftsinsel Zum Auftakt des erstmals in Potsdam stattfindenden Kongresses der Europäischen Märchengesellschaft, gibt in der Landeshauptstadt eine Reihe von zusätzlichen Veranstaltungen, die das Kongressprogramm bereichern und ergänzen. Dazu gehört die Ausstellung „Zaubergarten“ auf der Freundschaftsinsel, bei der die Potsdamer Künstlerin Elke Bullert unter dem poetischen Titel „Schwebende Blätter und durchs Feuer gegangene Steine“ Collagen und keramische Objekte sowie einige Gemälde zeigt. Zur Eröffnung durch die Kulturamts -Mitarbeiterin Rosemarie Spatz erklang elektronisch verfremdeter Singsang und irrisierende Klänge des Potsdamer Komponisten Michael Schenk, die die Ausstellung unter dem Titel „Metamorfosi“ auf einer klangsinnlichen Ebene erweitern sollten. „In diesen grotesken Zeiten bleibt auch vielleicht für uns nur die Möglichkeit, sich zu verwandeln“, stellte Lonny Neumann in ihrem Einführungstext fest. Verwandlungen, Metamorphosen, sind für sie ein Leitgedanke in Elke Bullerts Ausstellung. In der Tat, sowohl in den keramischen Objekten als auch in den zarten Collagen finden viele fantastische Wandlungen und fabelhafte Veränderungen statt. Auf durchscheinenden Bildern tauchen wie im Märchen Mischwesen wie „Mondfrau“, „Vogelfrau“, „Waldseidenfisch“ auf. Handgeschöpftes weißes Seidenpapier hat Elke Bullert weiß bemalt, geritzt und geprägt, zwischen Acrlyglasscheiben gelegt und aufgehängt. So sind lichtdurchlässige Gebilde entstanden, die von beiden Seiten betrachtet werden können. Von ganz anderer Natur dagegen sind die großen Keramikskulpturen, die Elke Bullert im Ofen der Alten Ziegelei Glindow herstellt. Hohe, turmartige Werke aus dickem Ton in Erdfarben von hellem Ocker, rötlichem Siena, dunklem Umbra. Gelegentlich wurden sie bemalt, zumeist naturbelassen. Im Mittelpunkt steht der „Babelturm“, den Lonny Neumann „Sinnbild von Europa“ nannte. Gesichter sind darauf und darin erkennbar, Ausschnitte wirken wie Fenster, insgesamt erinnert das Stück an einen märchenhaften Gefängnisturm, denn aus seinem Innern schaut eine Figur heraus. Dieses nicht gerade optimistische Bild von Europa kontrastiert zum Beispiel mit dem buntbemalten Fabelwesen „Amof“, der mit 180 Zentimeter größten Skulptur in der Ausstellung. Hier vermischen sich auf antropomorphe, botanische und zoologische Elemente miteinander, so dass ein „märchenhaftes Mischwesen“ entsteht. Die Bemalung und die amorphen Formen strahlen eine fröhliche Aura aus, andere Skulpturen wie „Kriegerin“ und „Tomatenkriegerin“ fallen mit dunkler Farbe, schwerem Material, Schraffuren und Ritzungen auf. Wieder anders erscheinen die farbigen Acrylbilder, von denen Elke Bullert sechs Werke zeigt. Die 1942 in Potsdam geborene Künstlerin ist seit vielen Jahren auch malerisch tätig. Ihre Gemälde changieren zwischen figürlich-abstrahierender Darstellung, auch hier finden sich turmartig-hohe Formen und fabelhafte Titel wie „FrohStadt“, „BlauNacht“, „NachtGarten“. Die Ausstellung von Elke Bullert schafft nicht zuletzt eine kunstsinnige Verbindung zwischen den zauberhaften Gärten der Freundschaftsinsel und dem fabelhaften Märchenkongress. Babette Kaiserkern Die Ausstellung ist bis 12. Oktober geöffnet, Di-Fr 13 bis 18 Uhr, So und So 11 bis 18 Uhr.

Babette Kaiserkern

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