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Marlene Dietrich in „Morocco“ aus dem Jahr 1930.

© Park Circus

Frauen im Frack : Wie das Filmmuseum Potsdam die Modigliani-Schau im Barberini begleitet

Der Frauentyp der „Garçonne“ ist ein Kernthema der neuen Modigliani-Ausstellung im Barberini. Das Filmmuseum Potsdam zeigt, dass er auch Filmgeschichte geschrieben hat.

Der Erfolg des Publikumslieblings, der vom heutigen Samstag bis Mitte August im Museum Barberini zu Gast sein wird, wirft seinen Schatten voraus. Schon bevor die Sonderausstellung „Modigliani. Moderne Blicke“ eröffnete, war eine der Begleitveranstaltungen bereits ausverkauft. Für „Pas de deux“, das Wandelkonzert der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit Festspielintendantin Dorothee Oberlinger am 19. Juni, gibt es keine Karten mehr.

Die anlässlich der Modigliani-Schau begonnene Kooperation des Barberini mit den Musikfestspielen ist neu. Die begleitende Filmreihe im Filmmuseum Potsdam hingegen hat bereits Tradition: Sie besteht seit der Barberini-Ausstellung „Hinter der Maske“ im Jahr 2017. Diesmal steht die Filmreihe ganz im Zeichen der „femmes modernes“. Dieser damals neue, selbstbewusste Frauentypus ist auch für die Ausstellung selbst zentral: Erstmals soll hier deutlich gemacht werden, dass Modigliani in seinen Frauen-Porträts Begegnungen auf Augenhöhe suchte. Die „Garçonnes“ zeigte er früher als alle anderen in der Kunst.

Der Typ „neue Frau“ mit kurzem Haar und Anzug

Im Film der 1910er und 1920er ist der Typ „neue Frau“ mit kurzem Haar und Anzug durch Stars wie Ossi Oswalda, Asta Nielsen und Louise Brooks längst präsent. Marlene Dietrich im schwarzen Herrenanzug brachte ihn dann zur Vollendung. Das Filmmuseum tritt die Beweisführung an und zeigt zwischen Anfang Mai und Anfang August fünf Filme zum Thema.

In „Das Liebes-ABC“ (1916) von Ernst Lubitsch macht Asta Nielsen in Männerkleidung ihrem Verlobten klar, wie es Liebesdinge zu meistern gilt. Gezeigt wird er am 9. Mai. In „Montparnasse 19“ (27. Juni) aus dem Jahr 1958 mit Gérard Philipe, Lilli Palmer und Anouk Aimée geht es um Modigliani selbst: Der biografische Spielfilm beschreibt sein letztes Lebensjahr, im Mittelpunkt die letzte Liebe zu Jeanne Hébuterne. Auch G.W. Pabsts „Die Büchse der Pandora“ darf nicht fehlen: einer der ersten Filme, die eine offen lesbische Figur zeigte.

Marlene Dietrich kommt in Josef von Sternbergs „Morocco“ (28. Juli) von 1930 zum Einsatz: als Nachtklubsängerin, die Frauen küsst und auch mal Frack und Zylinder trägt. Und Jacqueline Audrys „La Garçonne“ (4. August), den der deutsche Verleih „Die Liebe gehört mir“ nannte, trägt das neue Frauenphänomen sogar im Titel. Es ist die dritte Verfilmung des skandalumwitterten Romans von Victor Margueritte. Der war 1922 sofort verboten worden.

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