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Aus dem GERICHTSSAAL: Vermieter mit zwei blauen Augen

Vermeintlicher Unter- nehmer war ohne Arbeit

Aus dem GERICHTSSAALVermeintlicher Unter- nehmer war ohne Arbeit Die Anzeige im Zigarettenladen kam Beatrice B.* (53) und Gerold G. * (45) gerade recht. Die Toilettenfrau und der Leichenbestatter waren auf der Suche nach einer neuen Wohnung, nachdem sie wegen Mietschulden aus ihrer vorherigen Bleibe geflogen waren. Dem neuen Vermieter stand das Wasser bis zum Hals. Seine Bank wollte Geld für die Eigentumswohnung sehen. Blauäugig glaubte er Gerold G., dass er ein Unternehmer mit gutgehendem Geschäft sei, bereitete den Mietvertrag vor, ohne sich zu vergewissern, ob die künftigen Mieter überhaupt in der Lage sind, den monatlichen Zins von 570 Euro für die Räumlichkeiten zu zahlen. Ausgerechnet jetzt verlor der in Wahrheit nur angestellte Gerold G. seine Arbeit. „Ich dachte, es wird schon wieder klappen mit einer Beschäftigung“, beteuerte der wegen Betruges Angeklagte. Mit keiner Silbe habe er daran gedacht, sich strafbar zu machen, als er den Mietvertrag am 26. März 2003 unterschrieb.Bereits sechs Wochen später wurde dem Pärchen fristlos gekündigt. „Ich sah weder die Miete noch die vereinbarte Kaution in Höhe von 1230 Euro“, berichtete Dieter D.* (40) im Zeugenstand. Der Wohnungseigentümer grämt sich noch heute, dass er von Gerold G. und seiner Partnerin keine Verdienstbescheinigung forderte, bevor er den Mietvertrag aufsetzte. Als er von dem vorherigen Vermieter erfuhr, dass das Duo ihm ein Jahr lang sein Geld schuldig geblieben sei, klingelten bei Dieter D. die Alarmglocken. „Er sagte, lassen Sie die bloß nicht rein. Aber da war es schon zu spät.“ Zwar hätten die Angeklagten inzwischen winzig kleine Beträge gezahlt, jedoch würden diese die Verbindlichkeiten bei weitem nicht decken, betonte der geprellte Vermieter. Während Beatrice B. zum ersten Mal auf der Anklagebank sitzt, kennt sich Gerold G. mit dem Prozedere bei Gericht aus. Er ist u. a. wegen Nötigung, Unterschlagung, räuberischer Erpressung, Trunkenheit im Straßenverkehr sowie mehrfachen Fahrens ohne Fahrerlaubnis vorbestraft. Jetzt kommt eine erneute Verurteilung dazu. 60 Tagessätze zu je 15 Euro muss der Mann zahlen. Seine Partnerin spielte nach Ansicht des Gerichts eine untergeordnete Rolle bei dem Coup. Ihre Schuld sei mit 300 Euro gesühnt. „Sie haben einen Mietvertrag abgeschlossen, obwohl Sie wussten, dass es eng werden würde“, rügte die Vorsitzende das Betrügerpärchen. (*Namen geändert.) Hoga

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