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Aus dem GERICHTSSAAL: Uriniert und Geld gestohlen?

Berufungsverhandlung wegen Beamtenkritik

Aus dem GERICHTSSAALBerufungsverhandlung wegen Beamtenkritik Das Amtsgericht verurteilte Lutz Boede von der Fraktion Die Andere im Vorjahr nach zehn Verhandlungstagen und dem Anhören von annähernd 50 Zeugen wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen. Dies schien der Staatsanwaltschaft zu milde. Boede wiederum fühlte sich zu Unrecht sanktioniert. Beide Seiten gingen in Berufung. Seit dem 21. September rollt das Landgericht den Prozess nun neu auf. Das Mitglied der Antiwehrpflicht-Kampagne hatte der Polizei vorgeworfen, ihre Kompetenzen am 26. August 2001 nach Ausschreitungen anlässlich eines DFB-Pokalspiels zwischen Fans von Babelsberg 03 und Hertha BSC erheblich überschritten zu haben. Laut Boede hätten die an der sich daran anschließenden Räumung des alternativen Wohnprojekts Rudolf-Breitscheid-Straße 6 beteiligten Ordnungshüter Wohnräume verwüstet, Mobiliar absichtlich beschädigt, einen Plattenspieler zertrümmert, Hausbewohner und ihre Freunde bei der Festnahme als „Zecken“ und „Schlampen“ betitelt. Zu allem Überfluss sollen die Polizisten in Polstermöbel und den Partyraum uriniert, sich an Bargeld aus der Hauskasse und Getränken bedient haben. Kaum Zweifel hegten erste und zweite Instanz an der Übereifrigkeit der Staatsdiener während der Räumung des bunten Hauses. Dazu spricht das während der Verhandlungen mehrfach gezeigte – wenngleich sichtlich geschnittene Polizeivideo – eine zu deutliche Sprache. Junge Leute werden brutal zu Boden gestoßen, ihre Hände auf den Rücken gefesselt. Wie Schlachtvieh liegen sie auf dem Asphalt. Dass die Polizisten das Haus bei der Durchsuchung absichtlich verwüsteten, gar die von Lutz Boede behaupteten Verfehlungen begingen, ist nach Ansicht von Staatsanwaltschaft und Gericht durch nichts bewiesen. Am gestrigen dritten Tag der Berufungsverhandlung erinnerte sich der Student Andreas S. (28), wie er sein Zimmer nach dem Polizeieinsatz vorfand: „Alle meine Sachen waren auf dem Fußboden verstreut. Kaputt war nichts, aber aus der Kasse für Kohlengeld, die ich in Verwahrung hatte, fehlten 200 Mark.“ Augenzeuge Karsten L. (29) kam während des Einsatzes zufällig am Ort des Geschehens vorbei und beobachtete, wie eine junge Frau von einem Beamten als Schlampe beschimpft wurde. Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga

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