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Landeshauptstadt: Stadt muss für Gutmann-Villa zahlen

Über 50000 Euro im Jahr für Sicherungsmaßnahmen / Alle Nutzungsversuche bisher gescheitert

Über 50000 Euro im Jahr für Sicherungsmaßnahmen / Alle Nutzungsversuche bisher gescheitert Nauener Vorstadt - Die Stadt muss für die Unterhaltung der maroden Gutmann-Villa an der Bertinistraße aufkommen. Stadtverordneter Wolfgang Cornelius (CDU) kritisierte bei der ersten Lesung des Haushaltes Dienstagabend im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen, dass dafür monatlich 4400 Euro aufzubringen seien. „Wir sind dazu verpflichtet“, erläutert Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz, denn die Eigentümer konnten glaubhaft nachweisen, dass sie zur Sicherung des denkmalgeschützten Gebäudes mit dem wertvollen „Arabicum“ finanziell nicht in der Lage seien. Die Verpflichtung der Stadt ergebe sich aus dem Denkmalschutzgesetz des Landes Brandenburg, erläutert Stadtkonservator Andreas Kalesse. Danach könne die Sicherung eines Denkmals von einem Eigentümer nicht verlangt werden, wenn die Immobilie keinen Ertrag abwerfe. Rechtlich handelt es sich um eine „Ersatzvornahme“. Darüber sei am 23. Juli vorigen Jahres ein „Vergleich“ mit den Eigentümern geschlossen worden, heißt es in der Stadtverordneteninformation zum Haushalt. Im Falle des Verkaufs ist der Eigentümer verpflichtet, einmalig 50000 Euro und monatlich tausend Euro für die Objektsicherung an die Stadt zu zahlen. Sollte die Villa nicht verkauft werden, bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen. In fünf Jahren käme ein Betrag von einer viertel Million Euro zusammen. Eine Lösung für eine der größten zum Verkauf stehenden Potsdamer Einzelimmobilien ist nicht in Sicht. Bis zum Jahre 1999 sei die Vermarktung der Villa durch die darin lebenden Hausbesetzer unmöglich gewesen, erinnert Kalesse. Später habe es insgesamt drei Projekte gegeben, das Gebäude und das große Grundstück zu entwickeln. Das letzte Vorhaben war schon kurz vor der Genehmigung, als ein Anteilseigner sich aus dem Geschäft zurückgezogen hatte. Der größte Teil der jährlich aufzubringenden Summe von 50000 Euro gehe für die Sicherheitsmaßnahmen drauf, erläutert der Stadtkonservator. Die Objektsicherung sei wegen der Größe und der Abgelegenheit am Ufer des Jungfernsees außerordentlich aufwändig. Immer wieder versuchten Unbekannte, in die Villa einzudringen, sogar einen Brandanschlag gab es. Der wertvollste Teil des Denkmals ist das „Arabicum“ – ein holzgetäfelter Raum mit Teilen aus dem 17. Jahrhundert. „Ein extrem seltenes Kulturgut“, so Andreas Kalesse. Wie der Denkmalexperte erläutert, gebe es außerhalb von Damaskus nur vier derartige Zimmer auf der Welt: auf der Berliner Museumsinsel, ein Teilzimmer in Dresden, eines in New York und eben das in der Potsdamer Gutmann-Villa. Aus den hohen Kosten, welche die Kommune Monat für Monat tragen muss, ist nicht abzuleiten, das „Arabicum“ gelegentlich öffentlich zugänglich zu machen. Kalesse hält das aus Sicherheitsgründen für nicht machbar. „Der bauliche Zustand der Villa erlaubt das nicht.“ Außerdem würden die Sicherungsmaßnahmen – unter andrem eine installierte Alarmanlage – bei einem öffentlichen Zugang transparent werden.

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