zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Schadow-Fries für Potsdam verloren

Keine ernsten Bemühungen der Stadtverwaltung um Rückführung aus Berlin

Keine ernsten Bemühungen der Stadtverwaltung um Rückführung aus Berlin „Apoll und die Musen“, dieser von Johann Gottfried Schadow für das Potsdamer Schauspielhaus geschaffene Fries wird wohl nicht in die Landeshauptstadt zurückkehren. Im Mai hatte die CDU- Fraktion einen durch die Stadtverordnetenversammlung gebilligten Antrag an Oberbürgermeister Jann Jakobs gestellt, sich darum zu bemühen. Zur Begründung wurde dem Architekten Christian Wendland Rederecht erteilt. Er hatte als Student der TU Dresden mit Hilfe einiger Professoren verhindert, dass das bedeutende Kunstwerk beim Abriss der Schauspielhausruine 1966 vernichtet wurde. Der Fries kam darauf hin ins Berliner Kronprinzenpalais und wurde dort in drei Teilen aufgestellt. Eine Nachfrage der PNN bei der Stadtverwaltung ergab die Auskunft, die Wiederbeschaffung des Frieses sei Landesangelegenheit, dafür sei die Staatskanzlei zuständig. Dort sieht man das allerdings anders. Man habe in Berlin bereits 1996 das Angebot erwirkt, von dem Fries ein Duplikat abzunehmen, dies sei aber von Potsdam abgelehnt worden. Deshalb läge der Ball nun bei der Stadt. Dort gebe es leider kaum Entscheidungsträger, die sich diesem Anliegen verpflichtet fühlen, beklagt Christian Wendland. Der Fries sei wie ein verlorenes Kind, man müsse um seine Heimkehr nach Potsdam kämpfen. Dazu sei eine Kontaktaufnahme zum Berliner Landeskonservator ein wichtiger Schritt, meint die Stadtverordnete Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Preußischen Schlösser und Gärten. Sie sieht als Lösung, dass das Original des Frieses an Potsdam zurückgegeben und ein Duplikat im Kronprinzenpalais angebracht wird. In dem CDU-Antrag war das an der Schiffbauergasse entstehende neue Theaters als Aufstellungsort für den Fries vorgeschlagen worden. Dazu hieß es seitens der Stadtverwaltung, eine solche Lösung habe nicht mehr in das fertige Projekt eingeordnet werden können. Prof. Gottfried Böhm erklärte allerdings, dass er als Architekt des Theaters weder über die Existenz des Frieses noch über den Antrag informiert wurde! Einen Einordnung sei zwar schwierig, könne aber geprüft werden, sagte er. Dazu müssten ihm schnellstens Unterlagen über das Kunstwerk zugänglich gemacht werden. Der berühmte Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764 – 1850) hatte den Fries für das 1795 errichtete Schauspielhaus Am Kanal geschaffen. Es zeigte Apoll inmitten der Musen und anderer Figuren der griechischen Antike. Der bürgerfreundliche König Friedrich Wilhelm II. hatte den ersten festen Theaterbau in Potsdam durch Michael Philipp Boumann „Dem Vergnügen der Einwohner“ errichten lassen, wie die Inschrift unter dem Fries aussagte. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false