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Katrin Binschus-Wiedemannn ist seit langem Teil der Potsdamer Stadtrandelfen, die die Habichtwiese in Bornstedt betreiben.

© Andreas Klaer

PNN-Serie „Wahlweise“: „Jeder Stadtteil braucht eine Habichtwiese“

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl geben die PNN Potsdamer Vereinen, Projekten und Initiativen eine Plattform für ihre Anliegen und Wünsche an die Lokalpolitik. Heute: Katrin Binschus-Wiedemann von den Stadtrandelfen auf der Habichtwiese.

Was ist das dringlichste Projekt/Anliegen für Ihren Verein?
Die Habichtwiese als Natur-Begegnungsraum in Bornstedt sollte nicht nur analog zum Beschluss des Bauausschusses vom Dezember 2018 erhalten bleiben, sondern noch mehr Nachahmer finden. Wir von den Stadtrandelfen verstehen uns als Experimentierfläche für die Themen Umweltbildung, Erlebnispädagogik, Citizen Science und Nachbarschaftsarbeit. Dieses Experiment beweist seit fast zehn Jahren, dass solche Flächen funktionieren. Sie decken einen großen Bedarf, müssen aber auch verstetigt werden, um langfristig wirken zu können. Dazu braucht es eigentlich in jedem Stadtteil von Potsdam eine Habichtwiese.

Wie sollte Potsdams Lokalpolitik das unterstützen?
Durch entsprechende Berücksichtigung bei Beschlüssen in den Bereichen Stadtentwicklung und Stadtplanung sowie die Erstellung eines Freiflächennutzungskonzeptes für die gesamte Stadt. Die Flächenkonkurrenz ist groß und eine Stadt wie Potsdam kann es sich nicht mehr leisten, Flächen nur für einen Zweck zu nutzen – also nur als Weg, reine Grünfläche mit Ziercharakter oder nur zur Erholung. Mehrfach genutzte Flächen wie die Habichtwiese als Modellprojekt ermöglichen vielen Potsdamern und Potsdamerinnen gleichzeitig nachbarschaftliche Begegnung, Naturerlebnis, Bewegungs- und Bildungsmöglichkeiten für alle Generationen, unterstützen aktiv Klimaschutz und Artenvielfalt und können auch Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern sein.

Nur mit den Flächen ist es aber nicht getan. Ehrenamtliches Engagement benötigt immer ein sogenanntes „Backoffice“: ein Büro für Fördermittelanträge, für Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung innerhalb der Stadt, für Weiterbildung, rechtliche Absprachen und Koordinierung der Aktivitäten. Wenn wir einen Wunsch freihätten – dann wünschen wir uns eine Koordinierungsstelle für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Citizen Science, die bei der Stadt angesiedelt ist.

Es gibt in Potsdam so viele tolle Initiativen und Akteure und Akteurinnen für Umweltbildung, die wichtige Multiplikatoren für diese Anliegen sind. Eine Koordinierungsstelle würde viele Synergien bündeln können und gemeinsame, stadtweite Aktivitäten ermöglichen. Für uns selber wünschen wir uns die Finanzierung einer einzigen Personalstelle für die Vereinsarbeit, zur Hälfte mit Verwaltungsarbeit und zur Hälfte für die Unterstützung der pädagogischen Angebote für Kinder und Familien.

Was sollte die nächste Stadtverordnetenversammlung in ihrer fünfjährigen Legislatur mit höchster Priorität für Potsdam umsetzen?
Sie sollte den großen immateriellen Schatz dieser Stadt pflegen und hegen, mit dem sich Potsdam von anderen Orten abhebt: das ehrenamtliche Engagement, nicht nur, aber auch in den Bereichen Umwelt, Klimaschutz, Kultur und Kulturvermittlung. Dazu gehören einfache Arbeitshilfen wie der seit Jahrzehnten diskutierte öffentliche elektronische Kalender. Dazu gehören auch runde Tische zum Jahresende zur Terminabstimmung der großen Veranstaltungen wie Stadtteilfeste und Open Airs, aber auch kostenintensivere Vorhaben wie ein personell betreutes Materiallager für gemeinnützige Initiativen zum gegenseitigen Ausleihen und Tauschen.

Ohne die Vielfalt der Menschen und Meinungen in dieser Stadt und ohne räumliche, finanzielle und personelle Möglichkeiten, diese zum Ausdruck zu bringen und Ideen nicht nur zu denken, sondern auch auszuführen, wird Potsdam trist, grau und langweilig. So wird die Stadt kein Biotop mit vielen kleinen und großen bunten Pflänzchen, sondern eine Wüste mit vielen Steinen.

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