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Freitagsgebet in der Potsdamer Moschee Am Kanal.

© Ottmar Winter/PNN

Platzmangel beim Gebet : Wachsende islamische Gemeinde hofft auf eine größere Moschee in Potsdam

Auf mehr als 2000 Mitglieder ist die islamische Gemeinde angewachsen. Das Freitagsgebet muss daher in mehreren Etappen abgehalten werden.

Mehr als 100 Männer sind am Freitag in den großen Betraum der Potsdamer Al Farouk Moschee gekommen. Sie hören die Predigt auf Arabisch und Deutsch. Gebetet wird anschließend in Reihen; die Männer stehen, sitzen oder knien dabei auf dem Teppich, mit dem das ehemalige Heizhaus ausgelegt ist. Im Nachbargebäude beten weitere Männer im früheren Betraum, in einem Unterrichtsraum und im Gemeindebüro. Die Worte des Imam werden per Mikrofon und Kamera dorthin übertragen. Dabei ist dies schon die zweite Runde des Freitagsgebets.

25
Nationen sind in der muslimischen Gemeinde in Potsdam vertreten. Gepredigt wird auf Arabisch und Deutsch.

Das 2018 bezogene Heizhaus hinter den Häusern der Straße Am Kanal ist eindeutig zu klein. Der Gemeindevorsitzende Issmaail Mouliji muss da gar nicht viel erklären. Es sei unüblich, dass das Freitagsgebet in zwei oder manchmal sogar drei Runden abgehalten werde. Ist das erste Gebet beendet, verlassen die Männer die Räume, andere kommen herein. Einige Männer seien unzufrieden, wenn sie keinen Platz mehr finden.

„Sie nutzen die 30 Minuten ihrer Mittagspause, um in die Moschee zu kommen“, sagt Mouliji. Deshalb sei die zentrale Lage des Gebetsraums auch wichtig. Viele Männer würden in der Innenstadt arbeiten. Doch längst nicht alle kämen in die Moschee. „Viele fahren nach Berlin, weil die Moscheen dort schöner sind“, sagt Mouliji.

Der Gemeindevorsitzende  Issmaail Mouliji bei einem Tag der offenen Tür in der Potsdamer Moschee.

© Manfred Thomas Tsp/MANFRED THOMAS TSP

Die Gemeinde würde das alte Heizhaus gern verschönern. Und vor allem mehr Platz schaffen. Doch sie ist nur Mieterin des Gebäudes, in dem es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß wird. Am liebsten würde die Gemeinde das Haus in Erbbaupacht von der kommunalen Pro Potsdam übernehmen. Dann gäbe es langfristige Sicherheit. Und dann würden die Gemeindemitglieder auch für einen Umbau spenden, so Mouliji.

Das Dach sei hoch genug, um Emporen einzubauen. Auch müsste die Toilette mit dem Waschraum aus dem Hauptraum verschwinden. All das sei nicht möglich, solange die Gemeinde nur Mieterin ist, so Mouliji. Die Gemeinde habe mehrfach mit der Stadtverwaltung und der Pro Potsdam gesprochen. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) kam zum Tag der offenen Tür in die Moschee.

Das Angebot, Räume im künftigen Stadtquartier, das anstelle des Staudenhofs entstehen soll, zu nutzen, habe die Gemeinde nicht annehmen können. Dort wären 200.000 Euro Jahresmiete fällig geworden. „Das können wir uns nicht leisten“, sagt der Vorsitzende. Trotz der wachsenden Mitgliederzahl fehlten die Mittel. Viele Mitglieder seien Geflüchtete und Studierende.

Das ehemalige Heizhaus dient der Gemeinde seit 2018 als Moschee.

© Ottmar Winter/PNN

Die Moschee ist für viele der erste Anlaufpunkt

Seit Jahren kommen immer mehr Muslime nach Potsdam. „Die Moschee ist für die meisten Menschen aus islamischen Ländern der erste Anlaufpunkt“, erklärt Mohamed Tangrousi, Mitglied des dreiköpfigen Vorstands. Doch der Vorstand könne die Erwartungen kaum erfüllen. „Wir werden um Rat und Hilfe gebeten.“ Vor allem aber werde der Platz für die Betenden immer knapper. Dabei würden viele Muslime, die als Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften leben, erst gar nicht in die Moschee kommen. „Sie beten in ihren Unterkünften“, sagt Issmaail Mouliji.

Mehr als 2000 Mitglieder aus 25 Nationen hat der Verein der Muslime in Potsdam. Bis zu 800 Betende kommen freitags in die Moschee. Für Frauen bestehen eigene Gebetszeiten. Zu Feiertagen wie dem Zuckerfest wird draußen gefeiert, zuletzt mit mehr als 1000 Personen im Treffpunkt Freizeit.

Für das noch wichtigere Opferfest am 28. Juni stehe der Ort noch nicht fest, sagt Issmaail Mouliji. In den vergangenen Jahren wurde auf der Freundschaftinsel oder im Lustgarten gefeiert. Mit der Gemeinde würde Mouliji gerne am jetzigen Standort bleiben. „Die Nachbarn haben sich an uns gewöhnt“, sagt er. Bedenken seien verflogen. Dabei habe Transparenz geholfen, erklärt Mohamed Tangrousi. „Wir wollen keine Blackbox sein.“

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