zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Mehr Straßen, weniger Bürokratie Ortsbürgermeister ziehen ein Jahr nach der Eingemeindung eine nicht nur positive Bilanz

Heute vor einem Jahr wurden der Potsdamer Norden und Westen um neun Ortsteile bereichert. Davon sind sieben ehemalige Gemeinden des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Grube und Eiche gehörten bereits seit zehn Jahren zu Potsdam.

Heute vor einem Jahr wurden der Potsdamer Norden und Westen um neun Ortsteile bereichert. Davon sind sieben ehemalige Gemeinden des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Grube und Eiche gehörten bereits seit zehn Jahren zu Potsdam. Unter den neuen sind nur zwei freiwillig gekommen, Neu Fahrland und Groß Glienicke. Die anderen vier aus dem Amt Fahrland – Fahrland, Marquardt, Satzkorn und Uetz-Paaren – waren strikt gegen einen Anschluss an Potsdam. Die Golmer hatten ein Jahr vor der Kommunalwahl nach langer öffentlicher Diskussion ein überwältigendes Votum für einen Beitritt zur Stadt Werder abgegeben. Heute vor einem Jahr wurden auch die Ortsbeiräte gewählt, die durch ein neues Kommunalrecht mehr Mitsprache erhielten. Doch was ist aus den Hoffnungen, Befürchtungen und Erwartungen im Potsdamer Norden geworden? Die PNN haben bei den Ortsbürgermeistern nachgefragt. In Eiche und Grube wollte man mit einem Ortsbeirat mehr Aufmerksamkeit der Kern-Stadt erreichen. „Wir haben alle unsere Besonderheiten im Vergleich zur Innenstadt“, meint der Eichener Ortsbürgermeister Andreas Kleemund. Immerhin konnte in Eiche bisher der Ausbau des Baumschulenwegs in die Bürgerbeteiligung gehen. Jedoch fehle dem Ortsteil ein eigener Haushalt für die eigene Planung. Dringende Vorhaben seien die Sanierung der alten Schule und der Turnhalle. Auch müsse der Hort bald untergebracht werden. Bis zum Ende der Legislatur in vier Jahren will Kleemund die Komplettierung der Infrastruktur erreichen. In Grube ist Ortsbürgermeister Stefan Gutschmidt über die rasche Lösung des Abwasserproblems erfreut. Andererseits fehle noch immer ein ausreichender Baumschnitt an der Straße nach Nattwerder, so dass Krankenwagen und Feuerwehr mühelos passieren können. Dringend sei die Durchsetzung eines Lkw-Durchfahrverbots, denn der Schwerlastverkehr von und zur Autobahn übersteige ein erträgliches Maß. Ortsbürgermeister Ulf Mohr von Golm setzte nach dem missglücktem Werder-Votum auf den internationalen Ruf des Wissenschaftsparks. Daran sollte sich die Entwicklung der Infrastruktur messen lassen. So könnten die Ansiedlungen des neuen Fraunhofer-Instituts und des Innovationszentrums als positives Zeichen gesehen werden. Dazu gehöre auch die Bahnquerung als Verbindung zwischen Universität und Wissenschafts-Campus. Für den Ort wünsche er sich den weiteren Ausbau der Infrastruktur, vor allem der Nebenstraßen. Für das Sportplatz-Gelände müsse endlich eine Lösung her, die unübersichtliche Grünpflege im Ort führte zu Irritationen. Davon kann der Ortsbürgermeister von Marquardt, Dietrich Menzer, auch ein Lied singen. Früher hatten seine beiden Gemeindearbeiter das Dorf komplett in Ordnung gehalten, heute sind dafür „x-Ämter zuständig“. Vieles sei viel bürokratischer geworden als befürchtet. Andererseits freue er sich über die schnelle Einleitung der Maßnahmen zum Ausbau der Kulturscheune. Wichtig wären der Bau des Parkplatzes am Dorfeingang und die Umsetzung des B-Plans für den Friedrichspark. Und: Am Schloss Marquardt sollte endlich etwas passieren. Bei den Nachbarn in Satzkorn denkt Ortsbürgermeister André Haufe vor allem an das neue Ortszentrum, das hoffentlich in vier Jahren fertig sein wird. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung schätzt er als konstruktiv ein. Wichtig wäre, dass Satzkorn im Landesprogramm für ländlichen Wegebau berücksichtigt werde. Das beträfe den Schulweg nach Fahrland genauso wie die Straße zum früheren Bahnhof Satzkorn. In Uetz-Paaren ist jetzt klar: Potsdam muss sich ernsthaft Gedanken über seinen ländlichen Raum machen. Durch die Übertragung der städtischen Satzungen auf das „flache Land“ seien viele im Dorf irritiert, schätzt Ortsbürgermeister Hans Becker ein. Dadurch sei jetzt alles weggefallen, was ein Dorf zum Wohnen attraktiv mache. Als konkreten Schritt sähe man die Ansiedlung von Verkaufseinrichtungen im Friedrichspark an, denn „die alten Leute in Dorf haben kein Auto“ und die Nahverkehrsanbindung sei völlig unzureichend. Über eine schlechte Busverbindung kann sich Ortsbürgermeister Claus Wartenberg aus Fahrland zwar nicht beklagen, doch trete man bei der Zusammenarbeit mit der Verwaltung noch immer auf der Stelle. Nahziele bei der Entwicklung der Infrastruktur sei die neue Kaufhalle im Triftweg. Ebenso müsse die Kita-Frage endlich gelöst werden, denn die alte Einrichung platze aus allen Nähten. Langfristige Ziele seien der Erhalt der Schule, die Klärung zur Entwicklungsgesellschaft Fahrland und die Zukunft der Krampnitzer Kasernen. Die Groß Glienicker und die Neu Fahrländer waren gutes Mutes nach Potsdam gekommen und setzten auf ihren Eingliederungsvertrag. Dass die Straßenausbaugebühren trotzdem nach einem Jahr so drastisch steigen sollen, hat in Neu Fahrland auch Ortsbürgermeister Hartmut Reiter nicht vorhersehen können. Trotzdem schwört er auf eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt, und zwar in allen Fachbereichen. Man habe sich bis 2008 einiges vorgenommen, so die Sport- und Freitzeitanlage Birnenplantage, den Rundwanderweg um den Fahrländer See, der Anschluss der letzten Grundstücke ans Abwassernetz, den Gutspark Nedlitz und später auch die Umgestaltung des Kirchbergs. Dem jetzt zurückgetretenen Ortsbürgermeister von Groß Glienicke, Hans-Jürgen Merke, lag vor allem der Straßenbau am Herzen, denn „von den über 20 Kilometern im Ort haben wir erst sieben fertig“. Die Zusammenarbeit mit Potsdam schätzt er positiv ein. Im nächsten Jahr soll der Busring als wichtige Verkehrsader fertig gebaut sein, bis zur nächsten Kommunalwahl könnte Groß Glienicke sein Straßenproblem gelöst haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false