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Freizeitbad "blu" in Potsdam

© Andreas Klaer

Große Familien benachteiligt: Debatte um das Rabattsystem in Potsdams Schwimmbädern

Die Sozial.Linken wollen für das blu eine rabattierte Eintrittskarte für größere Familien. Der kommunale Betreiber lehnt das wegen des Kontrollaufwands ab.

In der Stadtpolitik gibt es eine neue Debatte um die Preise in den kommunalen Schwimmbädern. Anlass: Ein Antrag der Linken, dass die Familientickets, gerade für das blu am Brauhausberg, auf einen größeren Kreis ausgeweitet werden - nämlich vor allem auf alle eigenen Kinder, egal wie viele. So gilt bisher für eine Durchschnittsfamilie in den Bädern, dass zwei Erwachsene nur maximal drei Kinder mitnehmen können.

Im blu muss demnach eine Familie mit vier Kindern für drei Stunden Familienbad 30 Euro zahlen - plus sieben Euro für das vierte Kind. In dieser Situation ist zum Beispiel auch die Sozial.Linke-Stadtverordnete Tina Lange, die jüngst im Sportausschuss der Stadtverordneten den Antrag ihrer Fraktion für neue Preise in den Bädern vorstellte. So soll die Preisgestaltung der Familientickets für die Potsdamer Schwimmhallen so ausgestaltet werden, „dass in diesen immer alle eigenen Kinder der Eltern inkludiert sind, auch wenn sie mehr als drei eigene Kinder haben.“

Dem widersprach Ute Sello, die Chefin der kommunalen Stadtwerke-Tochter Bäderlandschaft. Einmal sei das Baden im blu sehr günstig, gerade im Sportbereich. Die von den Genossen geforderte Familienkarte sei zugleich nur schwierig realisierbar, wegen des erhöhten Kontrollaufwands - ob nämlich wirklich alle Kinder auch zur Familie gehören. Dabei gebe es jetzt bei großem Andrang schon Warteschlangen, die würden mit Kontrollen noch länger. Daher habe man dieses System einer Kleingruppenkarte gewählt. Würde dieses auf mehr Personen ausgeweitet, drohten Einnahmeverluste, warnte Sello.

Dies wäre ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit, Teilhabe sowie Kinder- und Familienfreundlichkeit.

Tina Lange, Stadtverordnete der Sozial.Linke-Fraktion

Lange hingegen sagte: „Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.“ Es müsse möglich gemacht werden, dass, zumindest bei freiwilligem Nachweis der Familienzugehörigkeit, auch alle mit eben einem Familienticket Eintritt bekommen - ohne weitere Kosten. „Dies wäre ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit, Teilhabe sowie Kinder- und Familienfreundlichkeit.“ Auch von einer „stigmatisierenden Wirkung“ des Preissystems war in ihrem Redebeitrag die Rede. Besonders für das teurere Spaßbad und auch die Saunalandschaft mache das jetzige System einen Unterschied für große Familien.

Unterstützung kam von Mathias Schindler, sachkundiger Einwohner für die Grünen. Mit der Preisgestaltung würden besonders große Familienkonstellationen als unerwünscht markiert, machte er deutlich. Dagegen stellte sich Clemens Viehrig von der CDU auf die Seite der Bäderlandschaft - eben wegen des Aufwands bei den Kontrollen. Der Sport-Fachbereichsleiter im Rathaus, Torsten Gessner, zweifelte prinzipiell daran, ob es eine Aufgabe der Stadtverordneten sei, in ein etabliertes Rabattsystem der kommunalen Bäder einzugreifen. Am Ende der Debatte wurde der Antrag noch einmal vertagt - die Sozial.Linke will ihn noch einmal überarbeiten. Das werde bis nach der Sommerpause passieren, sagte Lange den PNN.

Zumindest eine Sache haben die Bäderbetriebe im Zuge der öffentlichen Diskussion um den Sozial.Linken-Antrag bereits verändert - ihre Homepage zum Thema Preisgestaltung. Dort stand bisher, dass für die Familienkarte mit maximal zwei Erwachsenen eben doch ein Nachweis erforderlich sei, dass alle Kinder wirklich dazu gehören. Doch inzwischen heißt es auf der Internetseite, die Familienkarte mit maximal zwei Erwachsenen gelte für fünf Personen - diese „müssen in keinem Verwandtschaftsverhältnis stehen“.

Anfang des Jahres hatten die Bäderbetriebe wegen der hohen Energiekosten bereits eine Erhöhung ihrer Eintrittspreise angekündigt, das aber wegen der Ausgleichszahlungen aus dem Brandenburg-Paket des Landes wieder zurückgenommen. So waren einzig die Parkhauspreise im blu angehoben worden.

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