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Potsdam: Drohnenangriff auf preußischen Adler

Eine Drohne umflog am Samstag den neuen Landtag – sie machte Aufnahmen für einen Stadtschloss-Film

Es wirkt wie ein Drohnenangriff auf den preußischen Adler: Ein vierarmiges Fluggerät mit acht Rotoren nähert sich der Mittelkartusche an der Südfassade des Potsdamer Landtagsschlosses. Mit leicht ruckartigen Bewegungen bahnt sich die Drohne den Weg durch die Lüfte hin zum preußischen Wappentier. Aber der stolze Vogel braucht nichts zu befürchten. Denn an diesem Samstagvormittag, an dem der Adler seine güldene Pracht im gleißenden Sonnenlicht erstrahlen lässt, nähert sich ihm nur eine ganz friedliche Drohne mit einer Kamera an Bord. Es werden Aufnahmen gemacht für einen Film über das Potsdamer Stadtschloss und seine Auferstehung als Landtagsgebäude.

Der Historiker und Dokumentarfilmer Joachim Castan wird diese jüngsten Filmaufnahmen vom Potsdamer Stadtschloss in den nächsten Wochen sichten und einige Sequenzen in seine Dokumentation über das Hohenzollernschloss einbauen. Voraussichtlich im März dieses Jahres wird der exklusiv für die Potsdamer Neuesten Nachrichten produzierte Film im Karstadt-PNN-Shop erhältlich sein. Castan war am Samstag selbst vor Ort, als der Berliner Fotograf Thomas Rosenthal und sein Mitarbeiter Robert Barnofsky die Drohne mit der Kamera an Bord rund um das Landtagsschloss fliegen ließen.

Immer wieder war es der teils recht böige Wind, der den Männern bei der Steuerung von Drohne und Kamera zu schaffen machte. Dabei kann das Hightech-Fluggerät bis zu einem gewissen Grad etwaige Störungen durch Wind selbst ausgleichen, ohne dass es einer manuellen Nachsteuerung bedarf. Derlei Handarbeit käme bei den Filmaufnahmen ohnehin regelmäßig zu spät. Die acht Rotoren geben dem fragil wirkenden Fluggerät Stabilität in der Luft. Und die unter der Drohne hängende Lumix-Kamera von Panasonic pendelt sich in Sekundenbruchteilen immer wieder selbst aus. Drei Elektromotoren an der Aufhängung der Kamera sorgen dafür, dass dieses Auspendeln in jede Richtung geschehen kann. Doch wenn die Turbulenzen in der Luft zu stark werden, dann kann es schon einmal sein, dass die Motoren gegen den Wind schlichtweg nicht mehr ankommen, erklärte Rosenthal die Tücken des Flugobjekts. Bei den Aufnahmen am Samstag steuerte er die Kamera. Auf einem kleinen Bildschirm an dem vor seinem Bauch hängenden Steuerpult konnte Rosenthal dabei die Filmaufnahmen live verfolgen, während sein Mitarbeiter Barnofsky die Drohne durch die Lüfte steuerte.

Filmemacher Castan schwärmte am Samstag von den Möglichkeiten, die ihm die Fotodrohne für seinen neuen Film beschert hat. Die Filmaufnahmen würden einer der optischen Höhepunkte seines Films werden, freute sich der promovierte Historiker. „Aus einer Perspektive, die selbst die Architekten nicht kennen“, werde man das Landtagsschloss in dem neuen Film erleben können. Castan kann für sein neues Werk auch auf Zeitraffermaterial von einer Kamera auf dem Dach des Mercure-Hotels zurückgreifen. Die dortige Kamera hat mit ihren Aufnahmen die Wiedererstehung des Landtagsschlosses für die Nachwelt festgehalten. Aber auch historische Raritäten hat Castan für seinen Film zusammengetragen. So fand er in einem Prager Trödellagen einen Acht-Millimeter-Film, auf dem Aufnahmen vom zerstörten Potsdamer Stadtschloss zu sehen sind – gedreht 1958 von Offizieren der tschechoslowakischen Armee während eines Potsdam-Aufenthalts. Auch Farbaufnahmen amerikanischer Touristen von 1940 werden laut Castan in seinem Film zu sehen sein. „Sieht aus wie im tiefsten Frieden, ist aber 1940“, sagt der Osnabrücker Historiker, der ein großes Filmarchiv sein Eigen nennt und auch schon Filme über Potsdam gedreht hat.

Mit den neuesten Drohnenaufnahmen wird sich Castans Filmarchiv sicherlich wieder ein wenig vergrößern. Übrigens hätte die rein friedlichen Zwecken dienende Drohne bei den Filmaufnahmen etwa der Fortuna einen Kratzer zugefügt oder hätte sich das Flugobjekt in der Fahne über dem Landtag verheddert – es wäre sicher peinlich gewesen, aber dennoch mit drei Millionen versichert, wie Castan sagt: „Die Versicherung musste ich dem Landtag auch zeigen.“

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