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Landeshauptstadt: Der alte Mensch im Mittelpunkt

Evangelisches Krankenhaus für Geriatrie wird Kompetenzzentrum

Evangelisches Krankenhaus für Geriatrie wird Kompetenzzentrum Von Günter Schenke Das Evangelisch Krankenhaus für Geriatrie in der Weinbergstraße will sich zunehmend zum Kompetenzzentrum für alte Menschen entwickeln. Das ist die erklärte Absicht der neuen Chefärztin, Dr. Romana Lenzen–Großimlinghaus, die gestern zusammen mit der Krankenhausseelsorgerin Barbara Fülle in der Friedenskirche feierlich in ihren Dienst eingeführt wurde. Nach einer Probezeit von einem halben Jahr ist die neue Chefärztin nun auf Dauer in ihrer Funktion bestätigt. Die 45-jährige Fachärztin für Innere Medizin mit Lehrauftrag für dieses Fach an der Berliner Charité, arbeitete vor ihrer Tätigkeit in Potsdam am Evangelischen Geriatriezentrum in Berlin. Um die neue Fachkraft zu finden, beauftragte die Geschäftsführung eigens die Personalberatungsfirma Kienbaum. Die „abgestimmte integrierte medizinische Versorgung“ sei der Kern eines geriatrischen Zentrums, betont Geschäftsführer Michael Kögel. „Wir haben das Know-how für die Behandlung alter Menschen – entsprechend wollen wir wirksam werden“, betont er. Und: „Gerade in der Geriatrie ist es wichtig, dass alle zusammenarbeiten: Ärzte, Therapeuten und Seelsorger.“ Die Stelle der Seelsorgerin hatte die Geschäftsführung im Evangelischen Kirchenblatt ausgeschrieben. Aus den 15 Bewerbungen entschied sich das Krankenhaus schließlich für die 32-jährige Barbara Fülle. Sie studierte Evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin und ist ordinierte Pfarrerin. Ihr Hauptaugenmerk richtet sie auf die seelsorgerische Begleitung alter Menschen. Über 89 Betten verfügt das Evangelische Krankenhaus. Dazu kommen zwanzig Tagesklinikplätze. Über mangelnde Auslastung kann sich die Geschäftsführung nicht beklagen. Als besondere Schwerpunkte der Behandlung nennt Michael Kögel Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems und deren Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und periphere Durchblutungsstörungen. Ferner übernimmt das Krankenhaus die medizinische Versorgung nach Amputationen, die Behandlungen von Erkrankungen des Zentralnervensystems und von Knochen- und Wirbelsäulenerkrankungen. Zunehmende Bedeutung erlangen laut Kögel Hirnleistungsstörungen, die unter dem Begriff „Demenz“ zusammengefasst werden. Diese betrifft Menschen, die unter einer Minderung der geistigen Fähigkeiten zu leiden haben. Gegenwärtig sind etwa zehn Prozent der Patienten dement. „Mit steigender Tendenz“, bemerkt Kögel. Zuerst muss abgeklärt werden, um welche Art der Hirnleistungsstörung und um welchen Schweregrad es sich handelt. Nach dieser Diagnose richten sich die Behandlungsmöglichkeiten. „Wir verfügen über Therapiemöglichkeiten, die ein Akutkrankenhaus nicht hat und gehen in die Tiefe“, so Kögel. Er nennt ein Beispiel: Eine alte Frau zieht sich durch einen Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zu. Die akute Fraktur muss im Bergmann-Klinikum oder im St. Josefs-Krankenhaus behoben werden. Danach aber erfolgt unter Umständen die Überweisung in die Fachklinik für Geriatrie. Hier kümmern sich Neuropsychologen, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten um die Patientin und eben auch die Seelsorgerin. „Es geht manchmal auch darum, die Krankheit anzunehmen und sich entsprechend zu verhalten“, sagt Kögel. Die Besonderheit: „Wir forschen auch nach, warum die Frau gestürzt ist.“ Geheilt wieder nach Hause gehen können – das ist das Ziel. Etwa zwanzig Tage beträgt die Aufenthaltsdauer, es können auch mal anderthalb Monate werden. Eine notwendige Nachbehandlung nach dem Krankenhausaufenthalt kann in der angeschlossenen Tagesklinik erfolgen. Der Patient bleibt zu Hause wohnen und nutzt an den Werktagen die Möglichkeiten der Klinik. Auch der Hausarzt kann einen Patienten direkt in die Tagesklinik einweisen, wenn ein akuter medizinischer Grund vorliegt. Oft sind Tagesklinik-Behandlungen einfach deshalb angezeigt, um die Selbstständigkeit des älteren Menschen möglichst lange zu erhalten.

Günter Schenke

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