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Ariane Zibell organisiert den „Gedeckten Tisch“ in der Nikolaikirche Potsdam.

© Andreas Klaer

„Dankbarkeit treibt mich an“: Ariane Zibell organisiert den „Gedeckten Tisch“ in Potsdams Nikolaikirche

Am Sonntag, dem 7. Mai, findet zum neunten Mal der „Gedeckte Tisch“ für bedürftige Menschen in der Nikolaikirche am Alten Markt statt. Sogar ein Pony war schon zu Gast.

Frau Zibell, Sie haben die Aktion „Gedeckter Tisch“ in der Nikolaikirche einst initiiert und organisieren sie immer noch maßgeblich. Was treibt Sie an?
Mein Glaube, christliches Miteinander und Nächstenliebe. Und persönliche Dankbarkeit dafür, dass wir in einer glücklichen Familie leben, dass es uns relativ gut geht, dass wir die Kraft und die Möglichkeiten haben, so etwas zu organisieren.

Wie hat sich die Resonanz auf die Veranstaltung entwickelt – sowohl bei Hilfebedürftigen als auch bei Helfern?
Unsere Gäste – das sind Geflüchtete, kinderreiche Familien, Obdachlose, Bedürftige oder Erkrankte, Menschen, die einsam sind – freuen sich schon ein Jahr vorher auf den „Gedeckten Tisch“. Damit haben wir erreicht, was wir uns bei der ersten Veranstaltung gewünscht haben: dass der „Gedeckte Tisch“ sich als Begriff etabliert. Unsere Gäste kommen aus der ganzen Stadt. Sie sehen unser Angebot als ganz besonderes Fest, für sie ist es ein fester Termin.

Und die Helfer?
Viele Firmen, die uns unterstützen, haben trotz Corona-Pause gesagt, „selbstverständlich sind wir wieder dabei“. Manche Firmen melden sich sogar von selbst, andere schreiben, dass sie sich schon auf den „Gedeckten Tisch“ freuen – dafür sind wir sehr dankbar. Das engste Organisationsteam kommt vor allem aus der Nikolai-Gemeinde, Pfarrer Mathias Mieke ist natürlich dabei. Und viele Menschen aus der Gemeinde, aber auch aus ganz Potsdam und Berlin helfen bei den Vorbereitungen, beim Aufbau, am Tag selbst.

Ist die Zahl der bedürftigen Menschen in Potsdam größer geworden? Und wenn ja, können Sie sagen, was dafür ausschlaggebend ist?
Die Zahl der Menschen, die diese Unterstützung brauchen, ist sicher größer geworden – das berichten uns die Awo (Anm. d. Red.: Arbeiterwohlfahrt), die Potsdamer Tafel, die Suppenküche. Ein Grund sind die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Der „Gedeckte Tisch“ allerdings ist immer voll - und schon immer voll gewesen.

Der „Gedeckte Tisch“ ist einmal im Jahr. Braucht die Stadt mehr solche Angebote?
Den „Gedeckten Tisch“ können wir in der Kirche nur einmal im Jahr gewähren – denn es ist alles ehrenamtlich organisiert, es gibt keinen Manager, niemand bekommt Geld dafür. Das geht nur einmal im Jahr. Potsdam hat viele soziale Einrichtungen, die leisten tagtäglich Basisarbeit; ich bewundere die Menschen, die dort arbeiten und unterstützen. Der „Gedeckte Tisch“ ist eher als „festliche Ergänzung“ zu der täglichen Arbeit zu sehen.

Gibt es ein Erlebnis, das Ihre Arbeit als Initiatorin und Organisatorin des „Gedeckten Tisch“ geprägt hat?
Es gibt viele, viele Eindrücke, die ich mitnehme vom „Gedeckten Tisch“. Ein Erlebnis aus dem November 2011 war aber sicher prägend: Es war der erste „Gedeckte Tisch“, wegen der Wetterlage konnten wir nur eine Tür zur Nikolaikirche öffnen, und davor standen Familien und hatten ein bisschen Angst davor, was sie drinnen wohl erwarten würde. Sie waren oft vorher nie in Kontakt mit einer Kirche, das war eine große Hemmschwelle. Die ist komplett überwunden, das macht mich wirklich sehr glücklich. Was ich außerdem nicht vergessen werde: Eine Freundin hat ihr Pony in die Kirche mitgebracht, sie ist mit ihm mit dem Außenfahrstuhl hochgefahren und dann bis zum Altar gegangen. Und das ist doch toll! Die Kinder werden sagen: „Ich war in dieser Kirche und saß auf einem echten Pony!“.

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