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Sport: Bildungsreise

Potsdams Turbine-Spielerinnen sammelten in Woronesh die verschiedensten Eindrücke

Potsdams Turbine-Spielerinnen sammelten in Woronesh die verschiedensten Eindrücke Reisen bildet – auch Sportler. Potsdams Turbine-Fußballerinnen kehrten am Sonntagabend mit durchaus gemischten Gefühlen von ihrer Dienstreise aus Woronesh zurück. Bescherte ihnen der 29-Stunden- Trip zum Viertelfinal-Hinspiel im UEFA Women“s Cup beim fünffachen Meister und achtmaligen Pokalsieger Russlands doch die verschiedensten Eindrücke. Beispielsweise über das russische Leben. Zumindest über das im Straßenbild sichtbare. Während des halbstündigen Spaziergangs der Mannschaft am Sonntagvormittag durch Nieselregen vom Hotel „Don“ zum Zentralstadion merkte man mancher Kickerin eine gewisse Ernüchterung an. „Ich bin ziemlich erschrocken. Wahrscheinlich, weil ich gemerkt habe, wie gut es mir zu Hause geht“, gestand Anja Mittag. Sie reiste am gestrigen Montag gemeinsam mit Peggy Kuznik, Carolin Schiewe und Karolin Thomas gleich weiter zur U19-Nationalmannschaft, die am Mittwoch um 18 Uhr in Biberach-Riß ein Test-Länderspiel gegen Schwedens U19 bestreitet. Auch Sturm- Kollegin Petra Wimbersky, die wegen einer Reizung des Pantellasehnenansatzes unterm rechten Knie die UEFA-Cup-Partie nur von der Bank aus verfolgen konnte („Das war schwerer, als selbst zu spielen.“), zeigte sich nachdenklich. „Ich war schon beeindruckt. Und nachdem einige meiner Mitspielerinnen, die im Osten aufgewachsen sind, erzählten, es sähe ja so aus wie früher bei ihnen, kann ich mir auch ein bisschen ein Bild von der einstigen DDR machen“, sagte die Münchnerin, die hofft, im Rückspiel am kommenden Sonntag um 14 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion wieder angreifen zu können. Beispielsweise über extreme Sicherheitsmaßnahmen. Potsdams Mannschaft durfte sich nur geschlossen unter Aufsicht von Omon-Beamten – einem Milizkommando für besondere Zwecke – durch die Stadt bewegen. „Das war krass“, meinte Jennifer Zietz. „Dass wir dauernd von Soldaten umgeben waren, bescherte mir ein ungutes Gefühl.“ Auch Jana Schadrack fand diese Begleitumstände „gewöhnungsbedürftig“. Beispielsweise über die Spielweise des FC Energy. Der kaufte mit seinem physisch geprägten Stil den „Turbienen“ oft den Schneid ab. „Wir hätten die locker schlagen müssen, haben aber nicht richtig gegen gehalten“, erklärte Viola Odebrecht, die sich von der Reise „sehr geschlaucht“ fühlte. Und Conny Pohlers, die am Sonnabend vorm Woronesh-Trip noch einen Einbruch in ihrem Pkw verkraften musste, räumte ein: „Durch diese Abwehr war einfach kein Durchkommen.“ Pohlers war nach der Reise, vor der sie großen Bammel hatte, sichtlich erleichtert: „So schlimm war es doch nicht.“ Von ihrer Flugangst wurde die Stürmerin aber auch durch ihren sechsminütigen Aufenthalt im Cockpit während des dreistündigen Rückflugs, „bei dem mir der Pilot alle meine Fragen beantwortete“, nicht wirklich geheilt. Beispielsweise über die psychische Belastbarkeit der eigenen Mannschaft. „Wir hatten heute zu viele Spielerinnen, die sich von den Geschehnissen rund ums Spiel zu sehr beeindrucken ließen“, analysierte Trainer Bernd Schröder, der seine Mannschaft ab Freitagabend in Schloss Liebenberg bei Oranienburg intensiv auf das Rückspiel einstimmen will. „Zu Hause müssen wir jetzt mit einem Sieg das Halbfinale erreichen, um Deutschland weiter würdig zu vertreten. Wenn wir aber nicht in der Lage sein sollten, diesem Gegner nun drei, vier Tore einzuschenken, hätten wir das Weiterkommen nicht verdient.“ „Die Reise war den Aufwand wert“, meinte Turbine-Präsident Günter Baaske nach dem 36 000 Euro teuren Charterflug in den Osten. „Sie war auch eine gute Erfahrung für unsere jungen Spielerinnen.“

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