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Sport: 2005 veränderte Struktur der Sportförderung

Landessportbund-Präsident Hans-Dietrich Fiebig: 2004 war eines unserer erfolgreichsten Jahre

Landessportbund-Präsident Hans-Dietrich Fiebig: 2004 war eines unserer erfolgreichsten Jahre In Brandenburg und deutschlandweit herrscht Lotto-Fieber – 25 Millionen Euro warten im Jackpot darauf, als Riesengewinn abgeholt zu werden. Spielen Sie auch selbst Lotto, Herr Fiebig? Aber natürlich. Zwölf Tipps habe ich zu laufen. Die Lotto-Annahmestellen verbuchten in den letzten Tagen enorme Einnahmen durch Glücksspieler – das muss Sie erfreuen. Schließlich erhielt Ihr Landessportbund Brandenburg in diesem Jahr erstmals seine Zuschüsse vom Land komplett aus Lotto-Mitteln. Hat diese Form der Finanzierung funktioniert? Ja. Herr Walkenbach, der Geschäftsführer der Land Brandenburg Lotto GmbH, hat uns einen positiven Geschäftsverlauf signalisiert. Da die Sportler inzwischen wissen, dass sie als Lottospieler zur finanziellen Grundlage ihres Sporttreibens beitragen, werden sie sicher auch emsig Zahlen ankreuzen. 36 Prozent der Lottokonzessionsabgaben gehen an den Sport, 64 Prozent an das Land, was verdeutlicht: Wenn viele Sportler Lotto spielen, tragen sie auch zur Konsolidierung des Landeshaushaltes bei. Wir als mitgliederstärkste Organisation des Landes sind hier also auch ein Motor. In diesem Jahr gab es übrigens schon gemeinsame Aktionen von Sport und Lotto. Wir haben zusammen mehrere Ehrenamtliche des Sports ausgezeichnet, außerdem präsentieren zahlreiche Sportvereine ihre Aktivitäten in Lotto-Annahmestellen. Schauen wir aufs Jahr 2004: Blickt der Präsident des Landessportbundes Brandenburg mit einem lachenden oder einem weinenden Auge zurück? Eindeutig mit einem lachenden, denn 2004 gehört zu den erfolgreichsten Jahren des Landessportbundes seit seiner Existenz. Das reicht vom Sport für Kinder unter sechs Jahre bis in den Seniorenbereich. Es gibt inzwischen keinen Bereich mehr, in dem der LSB nicht mit seinen Mitgliedern – sprich: Kreis- und Stadtsportbünde, Landessportverbände und Verbände mit besonderer Aufgabenstellung – sportwilligen Brandenburgern Hilfe und Anregungen gegeben hat. Alles, was wir begonnen haben, ist konzeptionell unterlegt; ob die Kinder- und Jugendsportspiele, die Entwicklung im Seniorensport, Sport zur Erlangung und Erhaltung der Gesundheit, der Mädchen- und Frauenaktionstag oder das Festival des Sports, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir können Ergebnisse vorweisen, die sich bundesweit sehen lassen können und an denen sich sogar andere Bundesländer orientieren. Brandenburg war beispielsweise das erste Bundesland mit einer Regionalkonzeption, in der in den einzelnen Sportarten Landes- und Bundesentwicklungen abgestimmt werden: Eine solche Konzeption ist inzwischen in fast allen Bundesländern Praxis. Brandenburger Sportler gewannen in Athen bei den Olympischen Spielen und den Paralympics sechsmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze – welchen Anteil daran schreibt sich der LSB zu? Wir sorgen für Rahmenbedingungen, die die Entwicklung solcher Erfolge ermöglichen. Der LSB gibt jährlich über drei Millionen Euro für die Trainertätigkeit im Nachwuchssport aus. In den Landesstützpunkten, Bundes- und Olympiastützpunkten wird die materiell-finanzielle Voraussetzung für diese Erfolge geschaffen, im Land Brandenburg geschieht dies in enger Zusammenarbeit und grundsätzlicher Abstimmung mit dem Sportministerium. Was durchaus nicht deutschlandweit so gehandhabt wird. Ist Brandenburg im Breitensport ähnlich erfolgreich wie im Spitzensport? Auch hier haben wir eine gute Bilanz. Wir haben zum sechsten Mal in Folge das Festival des Sports veranstaltet, das ist ein Zeichen der Wertschätzung des Deutschen Sportbundes für die Entwicklung in unserem Land. Viele unserer Breitensport-Veranstaltungen wirken sich positiv in den Kreisen und Kommunen aus. Es gibt praktisch kein Volksfest, in dem der Sport nicht eine maßgebliche Rolle spielt. Ob Straßenfußball oder Sportabzeichentage, Kinder- und Jugendsportspiele oder Seniorensporttage – die Aktivitäten nehmen überall zu. Wie sieht es strukturell mit dem Landessportbund aus? Können Sie mit Ihrer Mitgliederentwicklung zufrieden sein? Ja und nein. Wir können als eines von wenigen Bundesländern auf einen kontinuierlichen Mitgliederzuwachs verweisen. Aktuell haben wir 280 087 Mitglieder, trotz der demografisch rückläufigen Entwicklung in den Kreisen, die nicht an Berlin und Potsdam angrenzen. Dennoch sind wir noch nicht richtig glücklich, weil wir mit unserem Organisationsgrad – derzeit gehören elf Prozent aller Brandenburger einem Sportverein an – im hinteren Bereich der Bundesländer liegen. In Brandenburg ist es üblich, dass man in den Verein geht, weil man Sport treiben will. So toll es ist, dass faktisch alle unsere Mitglieder aktiv sind – uns fehlen Menschen, die die Vereine aus reiner Sympathie auch als passive Mitglieder unterstützen. In den alten Bundesländern ist das anders, dort gibt es deshalb einen Organisationsgrad von zum Teil 30 bis 40 Prozent. Die Mitgliederbeiträge über unsere Vereine sind der größte und stabilste ökonomische Beitrag, den wir verbuchen und für unsere Arbeit benötigen. Wobei die finanziellen Anforderungen an die Vereine weiter wachsen. Immer wieder werden steigende Nutzungsgebühren für Sportstätten in den Kommunen beklagt Unser Standpunkt lautet, die Gebührenfreiheit für den organisierten Sport zu sichern. Natürlich sieht die Realität so aus, dass die meisten Kommunen hochverschuldet sind und alle Einnahmemöglichkeiten nutzen wollen; dazu gehören auch die Sportstätten. Wir orientieren darauf, dass die Sportvereine durch Eigenleistungen für die Sportstätten zu einer gewissen Entlastung der kommunalen Haushalte beitragen. Große und stabile Vereine nehmen in zunehmendem Maße kommunale Sportstätten in eigene Verantwortung, betreiben sie in eigener Regie. Das ist eine Riesenleistung der Vereine, denn es kommen beträchtliche Kosten zusammen. Wobei die Kommune auch in solchen Fällen weiterhin eine Mitverantwortung trägt, indem sie einen Betriebskostenzuschuss leistet. So wie es beispielsweise bei der Potsdamer Sport- Union und beim SC Potsdam der Fall ist. In Potsdam plant die Stadtverwaltung im kommenden Jahr 265 000 Euro Mehreinnahmen durch den Sport. Was sagen Sie dazu? Ich halte dies für den falschen Weg, gegen solche pauschalen Forderungen muss man sich wehren. Vor allem Vereine mit vielen Kindern und Jugendlichen bekämen durch solche finanziellen Mehrbelastungen viele Probleme. Zumal in Potsdam die Sportförderung sowieso geringer ist als in anderen brandenburgischen Städten. Wie sieht es mit den Sportstätten im Land aus? Hier hat sich die Situation grundsätzlich verbessert, auch gegenüber anderen Bundesländern. Es entstanden zahlreiche Sportstätten, aber keine Prestigeobjekte, sondern Objekte entsprechend der Vereinsinteressen: Leichtathletikanlagen, Sozialgebäude, Sporthallen, Bäder, Schießanlagen und vereinseigene Sportanlagen. Dank des Entgegenkommens von Landesregierung und Ministerium sind wir hier mit eingebunden. Im Landesausschuss Sportstätten wird anhand einer Prioritätenliste bedarfsorientiert entschieden. Ist für 2005 der Goldene Plan Ost auch für das Land Brandenburg vorgesehen? Ja. Der Goldene Plan Ost wird wieder aufgelegt. Zwar erheblich reduziert, aber wir als Land erhalten für 2005 und 2006 jeweils 500 000 Euro. Komplettiert werden die von je 500 000 Euro vom Land und einem Eigenaufkommen von nochmal je 500 000 Euro durch die Kommunen oder Vereine, die bedacht werden. Gibt man heute einem intakten Verein für ein Bau- oder Werterhaltungsobjekt 50 000 Euro, macht er in der Regel durch Eigeninitiativen das Doppelte bis Dreifache daraus. Das Land unterstützt 2005 den 10,5-Millionen-Euro-Etat des LSB mit 8,8 Millionen Euro – reicht das aus? Gegenfrage: Verdienen Sie genug? Wir wissen, dass das Land vor riesigen Herausforderungen steht und sehen diese Sportförderung als angemessen an. Zumal wir feststellen, dass das Land zu seinen Aussagen steht. Das haben Ministerpräsident Matthias Platzeck, Innenminister Jörg Schönbohm und die sportpolitischen Sprecher der größten Parteien des Landes uns gegenüber auch bekräftigt. Was werden 2005 die größten Herausforderungen für den Landessportbund sein? Wir müssen unsere Landesstützpunkttrainer darin unterstützen, möglichst viele geeignete Kinder in die Sportvereine zu bekommen und sie so zu qualifizieren, dass sie den Aufnahmekriterien der Sportschulen gerecht werden. Das ist eine der Konsequenzen aus dem deutschen Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Athen. Eine weitere ist die, dass es ab Mitte kommenden Jahres eine veränderte Struktur in der Förderung der Sportarten im Land geben wird. Aus den Ergebnissen der bisherigen Entwicklung werden Schlussfolgerungen gezogen und neue Schwerpunkte gesetzt werden. Unser Land mit 2,7 Millionen Einwohnern entwickelte bisher Athleten in rund 40 Sportarten zur Weltspitze. Entweder wir lassen das so und unterstützen künftig jede Sportart mit weniger Mitteln, da wir nicht mehr Geld als bisher zur Verfügung haben. Oder wir machen uns Gedanken, wie wir das vorhandene Geld auf Schwerpunkte konzentrieren, ohne die Breite zu gefährden. Darüber hinaus wollen wir 2005 das Sanierungsprogramm für Sportanlagen wieder neu auflegen, nachdem uns in den letzten Jahren durch die Kürzung der Zuwendungen keine Mittel dafür zur Verfügung standen. Das Interview führte Michael Meyer

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