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Die Rabbinerin Gesa Ederberg.

© Sharon Adler

Zacharias-Frankel-College in Potsdam: Berliner Rabbinerin Ederberg soll konservative Rabbinerschule leiten

In der Debatte um die Zukunft der konservativen Rabbinerausbildung in Potsdam hatte es Streit gegeben. Jetzt wurde eine neue Personalie verkündet.

Von Leticia Witte

Das Zacharias-Frankel-College in Potsdam zur Ausbildung konservativer Rabbinerinnen und Rabbiner hat vorerst eine neue Führung. Die Berliner Rabbinerin Gesa Ederberg übernimmt vorläufig die religiöse Leitung, wie die Jüdische Gemeinde zu Berlin als Trägerin der Einrichtung am Donnerstag mitteilte. Das College ist der einzige Ausbildungsort der jüdischen konservativen Masorti-Bewegung in Europa. Zuvor war die bisherige Leiterin Sandra Anusiewicz-Baer im März fristlos entlassen worden. Ihren Angaben zufolge wurden dafür keine Gründe genannt. Dieser Schritt hatte Kritik vor allem vonseiten der Studierenden ausgelöst.

Mit der Übergabe der vorläufigen Leitung an Ederberg sei eine „wichtige Entscheidung im Neustrukturierungsprozess“ des Colleges getroffen worden, erklärte jetzt der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe. „Ihr internationaler Ruf und ihre Erfahrungen als Rabbinerin im Berliner Gemeindeleben sind ein zusätzlicher Gewinn für die wissenschaftliche Arbeit am College.“

Zwischen Reform und Orthodoxie

Ederberg, die Vertreterin der Masorti-Bewegung ist und Ämter in Institutionen in diesem Bereich bekleidet, amtiert den Angaben zufolge seit bald 20 Jahren in der Synagoge Oranienburger Straße. Sie sei international sehr gut vernetzt. Masorti liegt zwischen Reform und Orthodoxie und verbindet Tradition mit modernem Leben. So wird etwa Wert auf Geschlechtergerechtigkeit gelegt.

Nach der Entlassung von Anusiewicz-Baer hatten sich Studierende und Absolventen in einem Schreiben an Joffe gewandt und darin ihre Besorgnis über die Zukunft des Colleges sowie den Stellenwert der konservativen Strömung zum Ausdruck gebracht. Die Unterzeichnenden forderten zudem die sofortige Wiedereinstellung von Anusiewicz-Baer.

Joffe hatte daraufhin erklärt, dass im Vordergrund stehe, „den Studierenden mit Hilfe der Zuwendungsgeber ein College zu garantieren, das solide finanziert und unabhängig von äußeren Einflüssen die Werte des konservativen Judentums vermitteln“ könne.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hatte Anfang vergangenen Jahres die Trägerschaft für das Abraham-Geiger-Kolleg für die liberale Ausbildung sowie für das ZFC von der Leo-Baeck-Foundation übernommen. Anfang März dieses Jahres gab dann der Zentralrat der Juden in Deutschland bekannt, eine Stiftung als Trägerin der Ausbildung für das Geiger-Kolleg und das Frankel-College auf den Weg gebracht zu haben.

Die staatlichen Geldgeber Bundesinnenministerium, Brandenburger Wissenschaftsministerium und Kultusministerkonferenz hatten die Stiftungspläne begrüßt. Sie erklärten, dass eine Stiftung „die erforderliche breite Akzeptanz der Absolventinnen und Absolventen einer liberalen und konservativen Rabbinatsausbildung innerhalb der jüdischen Gemeinden in Deutschland für die Zukunft sichert“. Zugleich wurde auch Kritik laut an den Plänen des Zentralrats, die gegen die Trägerschaft der Gemeinde stehen. (KNA)

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