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Eine neue Studie warnt vor Ärztemangel in Brandenburg und fordert mehr Engagement.

© dpa/Philipp Schulze

Wider den Ärztemangel in Brandenburg: Mehr Studienplätze und kommunale Ärztehäuser

Medizinerinnen und Mediziner sind knapp in Brandenburg. Eine Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung fordert mehr Engagement gegen den Mangel. Und gibt konkrete Empfehlungen.

Aus ländlichen Regionen sollten mehr Medizinstudierende zum Studium zugelassen werden. Die Zahl der Medizinstudienplätze in Brandenburg sollte erhöht werden. Kommunen sollten mehr kommunale Ärztehäuser schaffen. Und Krankenschwestern und Arzthelferinnen sollten in ihren Kompetenzen gestärkt werden. Das sind die wichtigsten Empfehlungen einer Studie zu „Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels in Brandenburg“, die die an der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) tätige wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Versorgungsforschung, Charlotte Kugler, Montag in der Brandenburger Landespressekonferenz vorstellte.

Die Studie entstand im Auftrag der den Linken nahestehenden Rosa-Luxemburg-Stiftung. Für die Untersuchung wurden Fallbeispiele aus anderen Regionen, etwa Kanada, Schweden oder den Niederlanden im Blick auf ihre Übertragbarkeit nach Brandenburg analysiert.

Es ist seit langem bekannt, dass junge Ärztinnen und Ärzte lieber in einem Anstellungsverhältnis arbeiten wollen“, statt als selbständige Praxisinhaber zu agieren, sagte Kugler. Doch aus diesem Wissen seien keine Konsequenzen gezogen worden. „Es ist zu wenig passiert.“ Eine Tätigkeit in kommunalen „Medizinischen Versorgungszentren“ (MVZs), also einer Polyklinik im Eigentum der Kommune, oder Primärversorgungszentren hätte für viele junge Mediziner den Vorteil, dass sie sich nicht verschulden müssten, um eine Arztpraxis zu übernehmen. Es gäbe feste Urlaubszeiten und Vertretungsregelungen.

Mehr medizinische Versorgungszentren vorgeschlagen

Derzeit gibt es in Brandenburg zwei kommunale MVZs, ein weiteres befindet sich in Gründung. „Hier könnte Brandenburg weitergehen und das stärker unterstützen“, sagte Kugler. Durch sogenannte „Community-Health-Nurses“ oder „Physician Assistants“, also Krankenschwestern oder Arzthelferinnen, die nach einem Studium manche ärztliche Aufgaben eigenverantwortlich übernehmen können, könnten die vorhandenen Ärzte entlastet werden.

Erst am vergangenen Freitag war in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern das Projekt „ErWin“ an den Start gegangen, das Krankenschwestern die Möglichkeit bieten soll, nach einer besonderen Ausbildung im Auftrag von Ärzten eigenverantwortlich tätig zu werden. In Brandenburg sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung derzeit 37 Prozent aller Hausärzte über 60 Jahre alt.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Brandenburger Linken, der Neuruppiner Landtagsabgeordnete Ronny Kretschmer, erklärte, allein der geplante Aufbau der Cottbuser Universitätsmedizin werde zur Bekämpfung des Ärztemangels nicht ausreichen: Die ersten Absolventen von dort würden erst 2040 zur Verfügung stehen. „Die Linksfraktion setzt sich dafür ein, dass die Landesregierung den Ausbau des Landarztstipendiums in der ursprünglich geplanten Höhe von 50 Stipendien pro Semester ermöglicht“, sagte Kretschmer. „Außerdem fordern wir, dass die Landesregierung die Gründung von kommunalen MVZs erleichtert, nicht ärztliche Gesundheitsprofessionen stärkt und Studiums- und Weiterbildungsmöglichkeiten weiter ausbaut.“ Zudem bedürfe es auch weiterer finanzieller Anreize, um sich im ländlichen Raum als Hausärztin niederzulassen.

Der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Christian Wehry, erklärte auf Nachfrage, man müsse davon ausgehen, dass künftig nicht alle Arztsitze eins zu eins wiederbesetzt werden könnten. „Die ambulante Arbeit in einem Angestelltenverhältnis wird daher immer wichtiger“, so Wehry. „Anstellungen in einer Praxis oder einem MVZ in Vollzeit oder in Teilzeit sind ein guter Ansatzpunkt, um den medizinischen Nachwuchs für die ambulante Arbeit zu gewinnen.“ Gleichzeitig sei der Mangel an „Arztzeit“ in vielen Praxen eine Herausforderung. Nötig seien daher arztentlastende Strukturen. „Wir sind gespannt, welche Erfahrungen jetzt im Projekt ErwiN gemacht werden und wie auch die Agnes-Zwei davon profitieren kann.“

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