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Brandenburg: „Welcome 2004“

Eine Million jubelnde und tanzende Menschen bei der Berliner Silvesterparty am Brandenburger Tor

Eine Million jubelnde und tanzende Menschen bei der Berliner Silvesterparty am Brandenburger Tor Von Michael Friedrich Berlin. Knallende Korken, Küsse, eine Million jubelnde und tanzende Menschen: Mit einem Riesenspektakel auf Deutschlands größter Silvesterparty begrüßten die Berliner und ihre Gäste aus dem In- und Ausland am Mittwoch in der Hauptstadt das neue Jahr. Getreu dem Motto „Welcome 2004 - Berlin Open End“ flossen um Mitternacht reichlich Sekt und Champagner. Über den Köpfen der Feiernden stiegen rund 1600 Feuerwerkskörper und explodierende Raketen in den grauen Himmel und tauchten das Wahrzeichen der Stadt in buntes Licht, während sich die Menschen in die Arme fielen. Gegen die frostigen Temperaturen kämpften die Feiernden erfolgreich mit guter Laune, vielen Pullovern und Alkohol. „Die Kälte ist doch kein Problem. In den vergangenen Jahren war es viel schlimmer“, sagte Siegfried Burmeister aus Potsdam. Der 69-Jährige und seine Frau Barbara kommen immer wieder zum Spektakel am Brandenburger Tor. „Der Trubel hier ist schön, solange es nicht zu voll wird.“ Auch die harten Beats aus den Boxen neben dem Brandenburger Tor stören das Rentner-Paar nicht. „Wir sind noch jung genug, um zuzuhören. Außerdem kann man sich ganz gut dazu bewegen.“ Seit dem Nachmittag waren tausende Menschen auf der hell erleuchteten, rund zwei Kilometer langen Festmeile vom Kleinen Stern im Westen bis fast zur Friedrichstraße im Osten des Brandenburger Tores flaniert. Musikbühnen, Partyzelte, Imbissbuden und Getränkebars reihten sich aneinander. Hinter dem hell angestrahlten Tor ragte ein 40 Meter hohes Riesenrad in den Nachthimmel, während über dem Wahrzeichen in einem zwölfminütigen Feuerwerk ein Lichterregen in allen Farben niederging. Vier Experten einer Feuerwerksfirma aus Brandenburg hatten dafür zwei Tage lang gewerkelt. Auch viele Familien mit Kindern hatten sich in das bunte Treiben gemischt. Josef Sydow war mit seiner Frau Annette und den beiden Kindern Sebastian und Katharina aus Beckum im Münsterland angereist. „Wir sind alle nur wegen dieser Party hier. Wir sind treue Berlin- Fans und waren schon bei der Millenium-Feier am Brandenburger Tor dabei“, sagte der 51-Jährige. Am Abend heizten dann unter anderem Oli P. und Mister President den Feiernden ein. Auch die Alt-Rocker von den Puhdys waren mit von der Partie. Den Schlaf verschoben die meisten erst einmal. Der Lagerist Matthias Kortstiege und seine drei Freunde waren am Silvestermorgen mit dem Bus aus dem Münsterland angereist, an Neujahr sollte es wieder nach Hause gehen. „Ich werde wohl durchmachen“, sagte der 24-Jährige. Flüssiges für die Stimmung gab es genug: An zahlreichen Ständen wurden Champagner, Bier und Hochprozentiges ausgeschenkt. Clou war wieder die 27 Meter lange Eisbar vor dem Hotel Adlon am Pariser Platz. Dort herrschte den ganzen Abend Hochbetrieb. Einen weiten Weg hatten der Lehrer Billy Calinte aus New York und seine Freunde zurückgelegt. „Die meisten hauen an diesem Tag aus New York ab, weil es dort einfach zu voll ist“, sagte der 34-Jährige. Calinte hatte sich mit einem Spanier und zwei Koreanerinnen getroffen, die er beim Studium in Südkorea kennen gelernt hatte. Eine von ihnen, die 27-jährige Informatik-Studentin Un-Kyung Choi, wohnt und studiert jetzt in Berlin. „Die Stadt ist einfach herrlich international“, sagte sie und wippte im Rhythmus der Musik. Trotz der enormen Menschenmassen verlief die Feier laut Polizei „friedlich und gut gelaunt“. Bis zum Morgen mussten die Beamten mehr als 1900 Mal ausrücken. Dies war etwas mehr als im Vorjahr, als knapp 1700 Einsätze gezählt wurden. Die ganze Nacht auf Achse waren auch Feuerwehr und Rettungskräfte. Die Feuerwehr zählte 1700 Einsätze, 250 mehr als im vergangenen Jahr. Neben kleineren Balkon- oder Mülltonnenbränden musste auch ein Feuer im Dachstuhl des ZDF- Hauptstadtgebäudes gelöscht werden. Vermutlich hatte eine Rakete den Brand ausgelöst. Der Sendebetrieb wurde nicht beeinträchtigt. Noch während die letzten Feiernden in ihre Betten krochen, begann am Morgen auf Straßen und Plätzen das große Aufräumen: Rund 600 Beschäftigte der Stadtreinigung rückten mit 250 Fahrzeugen aus, um Böllerfetzen und Sektflaschen einzukehren. Auf der Festmeile am Brandenburger Tor arbeiteten 60 Männer eines beauftragten Unternehmens. Allein dort waren über 100 Tonnen Müll liegen geblieben. Von Freitag an will die Stadtreinigung Sonderschichten mit rund 1000 Mitarbeitern fahren, um die letzten Spuren der großen Party in der gesamten Stadt zu beseitigen.

Michael Friedrich

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