zum Hauptinhalt
Ein Regionalzug hält am Berliner Hauptbahnhof. Für mehr als ein Drittel der Deutschlandticket-Inhaber und -Interessenten (37 Prozent) ist der aktuelle Preis von 49 Euro pro Monat einer Umfrage zufolge die Grenze. Sie würden das Abo für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kündigen beziehungsweise nicht weiter in Erwägung ziehen, sollte es eines Tages teurer werden. Das geht aus einer Umfrage des Yougov-Instituts im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor. +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Christoph Soeder

Nur rund 80.000 Mal verkauft: Weniger als zehn Prozent der Brandenburger Pendler nutzen das Deutschlandticket

Brandenburger Verkehrspolitiker wünschen sich ein attraktiveres Nahverkehrsangebot. Sorgen bereitet die Finanzierung des Deutschlandtickets.

Im Land Brandenburg sind bis zum 20. Februar 2024 insgesamt 80.768 Deutschlandtickets verkauft worden. Das geht aus der Antwort des Potsdamer Verkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Ilona Nicklisch (BVB/Freie Wähler) hervor, die am Montag vom Potsdamer Landtag veröffentlicht wurde und dieser Zeitung vorliegt.

Für die Einführung des 49-Euro-Tickets haben Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Land Brandenburg hatte entsprechende Mittel in den Nachtragshaushalt für 2024 eingestellt. Die Finanzierung des Tickets ab 2025 ist dann Angelegenheit der folgenden Landesregierung.

Ungleichmäßige Verteilung

Die verkauften Deutschlandtickets verteilen sich nicht gleichmäßig im Land: Von der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft (UVG) wurden nach Angaben ihrer Sprecherin, Stefanie Otto, bislang nur 1217 Deutschlandtickets verkauft. „Viele Kunden nutzen das Deutschlandticket jedoch nur zeitweise und so haben wir auch etwa 300 Kündigungen erhalten.“ Die Sprecherin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg, Elke Krokowski, zeigte sich dennoch zufrieden. „Wenn man die Brandenburger Zahlen im Verhältnis zu Berlin betrachtet, wo 800.000 Tickets verkauft wurden, erscheint es wenig“, sagt Krokowski. Brandenburg habe jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der Einwohner, einen deutlich geringeren Anteil ÖPNV-Nutzer und eine deutlich geringere ÖPNV-Verfügbarkeit. „Insofern sind wir ganz zufrieden mit den Verkaufszahlen in Brandenburg.“

Hingegen erklärte der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag, Clemens Rostock: „Auch wenn die Zahlen aus der Antwort mit Vorsicht zu genießen sind, ist bei der Nutzung des Deutschlandtickets noch Luft nach oben.“ Mehr Nutzer würden die Finanzierungsbasis verbreitern und das günstige Ticket langfristig absichern. „Für viele, die das Ticket noch nicht nutzen, ist der Grund dafür das fehlende Angebot“, sagt Rostock. „Deswegen müsse die Verkehrswende und der Ausbau von Bus- und Bahnverbindungen konsequent weitergehen.“

Wie das Deutschlandticket attraktiver werden könnte

Ähnlich äußert sich der Verkehrspolitiker der Linken, der Templiner Abgeordnete Andreas Büttner. Brandenburg habe mehr als 300.000 Auspendler, die zur Arbeit in ein anderes Bundesland fahren, und 700.000 Berufspendler innerhalb des Landes. „Gemessen daran ist noch einiges möglich“, sagte Büttner. Deswegen müssten der ÖPNV und das Deutschlandticket attraktiver werden – durch ein preisreduziertes Sozialticket ebenso wie durch bessere Angebote.

Die Fragestellerin Ilona Nicklisch sorgt sich dagegen vor allem um die Finanzierung der Verkehrsunternehmen. Ihr sei nicht klar, wie die zu erwartenden Mehrkosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, die es für 2024 bundesweit durch das Deutschlandticket gebe, gedeckt werden sollen. „Darüber hinaus stellt sich für uns weiterhin die Frage, wie eine gerechte Verteilung der Einnahmen aus den je nach Verkehrsunternehmen sehr unterschiedlichen Volumina an Deutschlandtickets erfolgen soll“, so Nicklisch. „Hier sind große Verkehrsunternehmen gegenüber kleinen Betrieben in ländlichen Räume überproportional bevorteilt.“ Bislang sei es nicht gelungen, hier eine einvernehmliche Lösung für einen finanziellen Ausgleich zu finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false