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Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam.

© Andreas Klaer

Mehr Pflegepersonal nötig: Potsdamer Bergmann-Klinikum unter Finanzdruck

Krankenhäusern fehlt Geld, die Sorgen sind angesichts von Defiziten groß. Die geplante Reform der Bundesregierung ist zwar noch nicht richtig abschätzbar, aber die Verunsicherung ist da, sagt ein Potsdamer Klinikmanager.

Von Monika Wendel, dpa

Das kommunale Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam steht unter einem starken Kostendruck. Einschnitte auch angesichts der geplanten Reform der Bundesregierung befürchtet Klinikmanager Hans-Ulrich Schmidt vor allem aber für kleine Häuser der Unternehmensgruppe in Brandenburg.

„Die aktuell bekannten Reformpläne sorgen für viel Verunsicherung in den Krankenhäusern insgesamt. Wenn wir es in der Radikalität zu Ende denken, würde es bedeuten, dass die gesamte Krankenhauslandschaft umwälzend umgebaut wird“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Er sieht vor allem Gefahren für die beiden kleinen Krankenhäuser in Forst und Bad Belzig, die zur Ernst von Bergmann-Gruppe gehören. „Kleine Häuser werden nach dem aktuellen Level-Konzept auf bestimmte Leistungen verzichten müssen. Wie finanziert sich das Haus dann noch?“

Anders als heute sollen Krankenhäuser nach den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in drei Level eingeordnet und entsprechend gefördert werden. So soll es Kliniken zur Grundversorgung geben – zum Beispiel für grundlegende chirurgische Eingriffe und Notfälle. Andere Häuser sollen sich um die „Regel- und Schwerpunktversorgung“ kümmern, zudem gibt es Kliniken für die „Maximalversorgung“.

Schmidt sieht schwarz für Geburtshilfe Forst

Neue Vorgaben etwa bei der Mindestzahl von Entbindungen oder auch der aktuelle Level-Vorschlag könnten dazu führen, dass die Geburtshilfe in Forst schließen müsse, sagte Schmidt. Dann müssten alle Entbindungen in Cottbus erfolgen. „Ich habe den Eindruck, hier wird nur viel auf die Kosten geschaut, man muss doch eigentlich auf den Patienten schauen.“

Schmidt bezeichnete die jetzige Finanzsituation des Klinikums in Potsdam als angespannt. „Wir haben einen riesigen Finanzdruck, noch verstärkt durch die Corona-Krise und die Folgen des Ukraine-Kriegs mit Kostensteigerungen. Die Inflation beutelt jetzt die Kliniken. Und wir schauen mit Sorge auf die Tarifsteigerungen, die derzeit im Raum stehen.“ In den kommenden fünf Jahren sei es das Ziel, wieder in die schwarze Null zu kommen, „aber das geht nur mit externer Unterstützung“, meinte Schmidt.

Das Klinikum Ernst von Bergmann hat 3500 Beschäftigte am Campus Potsdam und rund 1000 Betten. Jüngst war bekannt geworden, dass Potsdam das Klinikum in den nächsten Jahren zusätzlich mit 38,5 Millionen Euro aus seinem ohnehin klammen Haushalt stützen muss. Angesichts der dramatischen Finanznot hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) schon mehrfach deutlich größere Unterstützung von Bund und Land angemahnt. Schmidt sagte, bundesweit seien Krankenhaus-Insolvenzen zu befürchten. Rund 60 Prozent der kommunalen Krankenhäuser seien jetzt schon defizitär. „Ich bin mal gespannt, was im Herbst passiert.“

Zugleich sei die größte Herausforderung, mehr Pflegepersonal zu finden. Da eine bestimmte Zahl an Pflegekräften auf den Stationen vorgehalten werde müsse, könne das Klinikum Betten teils nicht belegen. „150 Betten sind im Moment nicht am Netz, unter anderem auch weil die Zahl der Pflegekräfte nicht ausreicht.“ Es müsse das Ziel sein, eine Schließung von Betten zu beenden. Seit April ist am Klinikum, das jährlich etwa 35.000 Menschen stationär behandelt, auch eine eigene Geschäftsführerin für den Bereich Pflege zuständig.

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