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Der Künstler Gunter Demnig verlegt zwei Stolpersteine zur Erinnerung an Nathan Bernfeld (1872-1950) und seine Frau Ellen Bernfeld (1898-1955).

© ZB/Patrick Pleul

Update

Gegen das Vergessen: Fünf Stolpersteine im brandenburgischen Spremberg verlegt

Die Stolpersteine erinnern an das Schicksal der jüdischen Bewohner Nathan und Ellen Bernfeld, Klara und Salo Jacob und Walter Lehmann. Initiiert wurde die Verlegung von der AG Spurensuche.

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Unter den Augen von zahlreichen Schülern und Bürgern sind am Mittwoch vor drei Häusern in Spremberg (Spree-Neiße) fünf Stolpersteine verlegt worden. Der Künstler Gunther Demnig, der das Projekt 1992 gestartet hat, setzte die Steine in die Gehwege ein. Erinnert wird damit an das Schicksal der jüdischen Bewohner Nathan und Ellen Bernfeld, Klara und Salo Jacob und Walter Lehmann.

Nach einem rassistischen Vorfall im Klassenchat an einer Schule in Spremberg nahmen auch Schülerinnen und Schüler an der Verlegung teil. „Rassismus und Antisemitismus ist ein Thema in der Region, auch in Spremberg, auch an unserer Schule“, sagte der Geschichtslehrer der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg (BOS), Steve Hübschmann der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

„Wir hatten wieder jüngst einen Vorfall, dass im Klassenchat sowas kursierte.“ Konkret wurde der Lehrer einer siebten Klasse nicht. Als Schule habe man gemeinsam mit den Eltern überlegt, wie man dem entgegenzuwirken könne. Die Verlegung der Gedenksteine sei ein guter Anlass, um der Klasse Geschichte bewusst zu machen. Die Eltern der Schüler hätten dem sofort zugestimmt, betonte er

Initiiert wurde die Verlegung von der AG Spurensuche der Evangelischen Kirchengemeinden in der Region Spremberg. Pfarrerin Jette Förster erforscht seit etwa zwei Jahren mit einem achtköpfigen ehrenamtlichen Team das Leben jüdischer Menschen in Spremberg sowie von Menschen, die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften.

„Für mich ist besonders, kleine Details aus Biografien zu entdecken, die viel über die Menschen erzählen - Menschen, die nicht anders gehofft und sich für ihr Leben eingesetzt haben, wie wir heute“, sagte Förster der Deutschen Presse-Agentur. Aufgrund der Forschung der AG habe sich bereits auch ein Angehöriger gemeldet.

Stolpersteine werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer eingelassen. In Brandenburg sind bereits über 1100 Stolpersteine verlegt, die an Menschen erinnern sollen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Mehr als 100.000 der kleinen Messingtafeln wurden in Deutschland und 30 weiteren Ländern Europas verlegt.

„Die Stolpersteine legen uns die Toten vor unsere Füße, wir weichen ihnen aus (..) oder wir stolpern über sie, wir verweilen und merken: Wir wandeln in Europa auch auf einem Friedhof“, sagte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle bei der Verlegung. Es müssten neue Wege gefunden werden, den Holocaust bald ohne Zeitzeugen zu erzählen. Einen solchen zeitlosen Weg pflastere der Künstler Demnig. (dpa)

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