zum Hauptinhalt
ARCHIV - 07.11.2017, Brandenburg, Prenzlau: Ein Schild mit der Aufschrift «Platt foer ju - Schule mit Niederdeutschunterricht», aufgenommen in der Grundschule. (zu «Wo in Brandenburg «Platt» gesprochen wird») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Patrick Pleul

„Dat bruken wi. Dat is gaut“: Niederdeutschgesetz sorgt in Brandenburgs Landespolitik für Aufregung

Brandenburg plant als erstes Bundesland ein Gesetz zur Förderung der niederdeutschen Sprache. Doch es gibt viel Streit ums Platt.

Es könnte ein echtes Leuchtturmprojekt des Landes Brandenburg werden: Als erstes deutsches Bundesland plant Brandenburg derzeit ein Gesetz zur Förderung der niederdeutschen Sprache. Und das, obwohl nur zehn Prozent der Brandenburger Bevölkerung Plattdeutsch sprechen. „Das Brandenburger Niederdeutschgesetz kann eine Vorbildfunktion für die übrigen sieben Länder sein, in denen Niederdeutsch gesprochen wird, um die Rechte der Niederdeutschsprechenden und den Gebrauch der Sprache zu stärken“, sagt Ute Eisenack, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Niederdeutsch in Brandenburg. „Dat bruken wi. Dat is gaut.“

Am Mittwoch sprach sie bei einer Anhörung zu dem geplanten Gesetz im Kulturausschuss des Brandenburger Landtags. Die eingeladenen Experten bezogen dabei höchst kontrovers Stellung zu dem Gesetz: Während das Gesetz den Vertretern der niederdeutschen Sprachgruppe nicht weit genug ging, übten die Vertreter des Städte- und Gemeindebunds und des Landkreistags massivste Kritik an dem Gesetzesentwurf. „Es wird viel durchgeregelt, was gemacht werden soll“, sagt Monika Gordes, die stellvertretende Geschäftsführerin des Städte- und Gemeindebunds. „Wir finden, dass das Gesetz zu weitgehend ist, und viel zu viele Dinge enthält.“

Zusätzliche Kosten für Kommunen befürchtet

Konkret befürchteten die Kommunalvertreter zusätzliche Kosten für die Gemeinden. Sie forderten die Aufnahme von Regelungen, wonach alle derartigen Kosten vom Land zu tragen seien. Und in einer schriftlichen Stellungnahme des Landkreistags wurde sogar angezweifelt, dass es die niederdeutsche Sprache in Brandenburg überhaupt gibt. Was beim Abgeordneten Günter Baaske (SPD) zu einem regelrechten Wutanfall führte.

Als Beispiel nannte er zweisprachige Ortsschilder, wie sie zum Preis von 300 Euro vor kurzem in einem Dorf im Fläming aufgestellt wurden. „Stellen Sie sich mal vor, da müsste der Ortsbürgermeister in die Stadtverwaltung losziehen, und da schreibt dann jemand einen Antrag ans Land, der dann im Ministerium bearbeitet und wieder zurück an die Stadt geschickt wird“, sagte Baaske. „So viel wie diese Bürokratie kostet, kosten die ganzen Schildern nicht.“ Es sei Unsinn, wenn der Städte- und Gemeindebund der Auffassung sei, man müsse „jeden Unsinn bezahlt kriegen, nur weil wir Städte- und Gemeindebund heißen.“

Ganz anders war das Echo bei den Vertretern der Niederdeutschsprecher. Adelheid Schäfer aus Sewekow, die Brandenburg im „Bundesraat för Nedderdüütsch“ vertritt, berichtete, dass man von Kommunen und Landräten überall positiv aufgenommen wurde. Dem Verband geht das Gesetz indes nicht weit genug: Während im aktuellen Entwurf des Gesetzes festgelegt wurde, dass in der Kindertagesbetreuung „zur Erziehung in Niederdeutsch ermutigt und begünstigende Bedingungen geplant werden können“, sprach sich Schäfer für eine „soll“-Bestimmung aus. Nötig sei ein Paragraph zur Förderung der Niederdeutsch-Forschung. Und statt der bisher im Gesetz festgeschriebenen 50.000 Euro für die Niederdeutschverbände sollte es künftig eine Mindestregelung geben.

Sprachforscher: Niederdeutsch ist auf dem Rückzug.

Dass die Zeit beim Niederdeutschen drängt, machte indes Peter Rosenberg von der Viadrina deutlich. Der Wissenschaftler, der zu den Erstellern des Norddeutschen Sprachatlas gehört, verwies darauf, dass das Niederdeutsche in Brandenburg auf dem Rückzug sei. Deswegen sollte man das Geld zur Sprachförderung auch nicht mit der Gießkanne über das Land verteilen.

Wichtig sei es, dort zu fördern, wo Niederdeutsch noch gesprochen werde – also vor allem an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Modellschulen und Modellkitas, in denen gezielt das Niederdeutsche unterrichtet werde, könnten da ein wichtiger Ansatz sein. Zudem könnten Lehrerinnen und Lehrer aus Brandenburg etwa an die Universität Greifswald entsandt werden, wo es schon heute eine vorbildliche Ausbildung für den Niederdeutschunterricht an den Schulen gibt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false