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Eine Reise zum Alpakahof Pausin im Havelland ist ein Erlebnis für jung und alt.

© Gordon Welters für den Tagesspiegel

Auf Wuschelkurs an Berlins Stadtgrenze: Wanderung mit Alpakas durchs Havelland

Mit gutmütigen Neuweltkameliden unterwegs zu sein, ist ein Spaß für Kinder und Erwachsene. Ein Familienausflug zum Alpakahof Pausin, nur zehn Kilometer hinter der Berliner Stadtgrenze.

Etwas x-beinig und doch leichtfüßig läuft die zierliche Mathilde mit der verwegenen Wuschelfrisur durch die Landschaft. Ihre beiden langen, dicken Zehennägel hinterlassen längliche Spuren im Matsch. Mathilde ist vier Jahre, genauso alt wie Tilda, die sie an einer langen blauen Leine führt. Beide haben eine braune Ponyfrisur, Mathilde ist allerdings ein ausgewachsenes Alpaka und Tilda ein Menschenkind, das bei einer Alpakawanderung mitmacht.

Die beiden laufen an der Spitze einer Gruppe aus sieben Alpakas und zehn Menschen: Tildas zehnjähriger Bruder Joris und ihre Eltern sind dabei sowie eine zweite Familie mit erwachsener Tochter und deren Partner. Die vierjährige Tilda, die sonst höchst ungern spazieren geht und meist schon nach wenigen Schritten von ihrem Papa getragen werden will, stapft munter neben Mathilde her und hat sichtlich Spaß an dem Ausflug mit den Alpakas. Ab und zu hebt sie Kiefernzweige auf.

Mathilde ist das kleinste Tier der Herde vom Alpakahof Pausin, sie geht bei den Wanderungen immer voran, gemeinsam mit Pünktchen. Das hat Achim Liesegang, der Herr über die Alpakas, erklärt, als er den Hofbesuchern vor der Wanderung ihre tierischen Spaziergangspartner auf der Koppel vorgestellt hat.

13 Alpakas wohnen auf dem Alpakahof in Pausin. Bevor die Wanderung mit ihnen beginnt, versammeln sie sich auf dem Hof.
13 Alpakas wohnen auf dem Alpakahof in Pausin. Bevor die Wanderung mit ihnen beginnt, versammeln sie sich auf dem Hof.

© Gordon Welters für den Tagesspiegel

Achim Liesegang ist eigentlich kein Landwirt, sondern Ingenieur im Ruhestand. Seit 2015 halten er und seine Frau Annelies Alpakas: „Meine Frau hatte sich bei der Grünen Woche in die Viecher verliebt.“ Heute ist es aber eher er, der die Tiere füttert, ihnen die Klauen schneidet und mit Tieren und Besuchern zu Spaziergängen aufbricht, und dabei Vorträge hält über Herkunft und Besonderheiten.

Mathilde sei das zutraulichste Tier der Herde, „weil wir sie mit Flasche großgezogenen haben“, sagt Liesegang. ­„Allerdings waren in der Flaschenmilch wohl nicht ganz so ­viele Nährstoffe wie in Alpakamilch, deshalb ist sie wohl etwas kleiner geblieben.“ Und genau deshalb hat sich Tilda gleich auf den ersten Blick in Mathilde verguckt: „Ich will das Kleinste, das ist so niedlich.“

Niedlich, wuschelig und großäugig sind aber eigentlich alle 13 Alpakas der Herde, auch Pünktchen. „Das ist unsere Giraffe“, stellt Liesegang das Tier vor. Während Mathildes Fell tiefbraun ist, changiert die flauschige Wolle von Pünktchen zwischen gelblich und hellbraun, die Zeichnung erinnert tatsächlich ein bisschen an eine Giraffe.

13 Alpakas leben auf dem Hof in Pausin.
13 Alpakas leben auf dem Hof in Pausin.

© Gordon Welters für den Tagesspiegel

Plötzlich gibt es Aufregung in der Gruppe, Lukas, ein grau meliertes Alpaka, versucht, sich an den anderen vorbeizudrängeln, seine Führleine schleift hinterher. Der zehnjährige Joris hat sie aus Versehen losgelassen. Achim Liesegang ist schon zur Stelle, tritt aufs Ende der Leine und übergibt sie wieder an Joris. Alles kein Drama. Alpakas sind Herdentiere und laufen nicht einfach von ihren Gefährten weg. An Mathildes Halfter ist aber zur Sicherheit eine zweite Führleine befestigt, die ein Erwachsener hält.

Der graue Lukas ist das größte Tier der Herde und mit zwei Jahren das jüngste. Auch Joris hatte sich auf den ersten Blick für „sein“ Alpaka entschieden, die beiden sind fast gleich groß, Joris’ schwarze Mütze auf gleicher Höhe mit Lukasʼ fast schwarzen Ohren und Scheitel, dessen Augen unter einem Wuschel aus hellgrauem Fell verschwinden. „Lukas ist so süß“, sagt Joris und sieht das Alpaka zärtlich an. Die beiden passen genauso gut zusammen wie Jorisʼ Schwester Tilda und die Alpakadame Mathilde.

Raus ins Grüne, rein in den Frühling
Raus ins Grüne, rein in den Frühling

© Tagesspiegel

Achim Liesegang betrachtet die Tiere etwas nüchterner als die Kinder. Alpakas seien Fluchttiere, blieben immer etwas auf Distanz zu den Menschen und würden nicht auf ihre Namen hören, erklärt er. „Man bekommt auch nicht so ein enges Verhältnis zu ihnen, wie etwa zu einem Hund oder einem Pferd.“

Ob jemand etwas darüber wisse, mit welchen anderen Tieren Alpakas verwandt seien, hatte Liesegang gleich zu Anfang gefragt. Joris weiß die Antwort: „Das sind Neuweltkameliden, das weiß ich aus einem ­Podcast für Kinder.“ Der Alpaka-Bauer und die anderen Erwachsenen sind angemessen beeindruckt. Auch während des Spaziergangs erzählt Liesegang Interessantes über seine Alpakas, aber auch über andere Tiere, die in dem Wald leben, durch den die Wanderung führt.

„Gibt’s hier Wölfe?“, fragt Tilda. Am Wegrand sind Schilder aufgestellt, mit Bildern und Erklärungen zu heimischen Tieren: Waschbär, Wildschwein, Hase – und Wolf. „Nein, das Waldstück hier ist zu klein“, sagt Liesegang. Es habe sich zwar schon einmal ein Wolf hierher verirrt, aber es lebe hier keiner: „Das wäre auch bestimmt nicht ganz ungefährlich für unsere Alpakas.“

Alpakas hören zwar nicht auf ihren Namen, doch putzig sind sie allemal.
Alpakas hören zwar nicht auf ihren Namen, doch putzig sind sie allemal.

© Gordon Welters für den Tagesspiegel

Dafür leben dort Füchse, was bis vor einiger Zeit ein Problem für Liesegangs Hühner darstellte. Er hält auch besondere Hühnerrassen, eines davon sieht aus wie eine graue Gewitterwolke. Doch dann sei Liesegang auf die Idee gekommen, die Hühner bei den Alpakas einzuquartieren.

Die Hühner picken den Alpakas Insekten aus dem Fell.

Achim Liesegang, Alpaka-Bauer

Die ungleichen Tiere teilen sich jetzt Stall und Koppel. „Seitdem ist kein Huhn mehr von Füchsen geholt worden, die haben wohl Respekt vor den Alpakas“, sagt Liesegang. „Und die Hühner picken den Alpakas Insekten aus dem Fell. Das ist fast eine Art Symbiose.“

Zum Schluss gibt es Alpaka-Müsli mit Bergkräutern

Inzwischen ist die gesamte Wandertruppe wieder zurück bei der Koppel, dem Rest der Herde und den Hühnern angekommen. Auf der Nachbarkoppel begrüßen zwei Shetlandponys die Heimkehrer, die auch zu den Tieren der Liesegangs gehören.

„Die habe ich für meine Enkel angeschafft“, sagt der siebenfache Vater und Großvater. Eine seiner Töchter, die zurzeit noch bei einer Bank in Berlin arbeitet, wolle den Alpakahof später einmal übernehmen.

Bis dahin ist Liesegang aber noch voll dabei – und teilt Schüsselchen voller „Alpaka-Müsli“ an die Hofbesucher aus. Das bestehe hauptsächlich aus Bergkräutern, ein Leckerli für die Tiere, deren Art ursprünglich aus den Bergen Südamerikas stammt. Die Tiere stürzen sich auf die Schüsselchen – und Tilda juchzt, als Mathilde ihr die Kräuter mit ihren weichen Lippen sogar von der Hand nimmt.

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