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Politik: Stille Macht

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN „Treffen sich heimlich drei Spitzenpolitiker in Berlin . .

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Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

„Treffen sich heimlich drei Spitzenpolitiker in Berlin . . .“ Hihi! Netter Witz! Drei! Heimlich! In Berlin! Sehr komisch. In der geschwätzigsten Hauptstadt der westlichen Welt können sich keine drei unwichtigen Politiker treffen, ohne dass die halbe Szene Wind davon bekommt. Spitzenpolitiker schaffen es im Allgemeinen nicht mal, in sich selbst zu gehen, ohne dass das anschließend sofort durch alle Flure gewispert wird. Es ist dies, nebenbei bemerkt, einer der Gründe dafür, dass unsere Spitzenpolitiker nur noch selten in sich gehen, nicht mal im Traum trauen sie sich das, weil mancher ja doch schlafwandelt und das Risiko nicht unbeträchtlich ist, dass er noch halb im Tran die Tür aufmacht, und draußen stehen zwei Kamerateams, um das Ergebnis des Insichgehens in Ton und Bild festzuhalten. Und dann erst drei Spitzenpolitiker! Die Opposition hat es übrigens besonders schwer. Nicht, weil die Geschwätzigkeit größer wäre, sondern wegen Edmund Stoiber. Der kann nicht einfach um drei Ecken schleichen und im Büro der Angela Merkel verschwinden, sondern der braucht immer ein Flugzeug und ein halbes Schock Staatskanzleibeamte dazu, kurz, der Kreis der Mitwisser ist einfach zu groß.

Dies alles im Sinn, erstaunt uns die Koalition. Vorigen Mittwochabend haben sich gleich fünf rot-grüne Spitzenpolitiker getroffen. Niemand hätte es mitgekriegt, wenn nicht Joschka Fischer in einem Interview das Meeting publik gemacht hätte. So außergewöhnlich ist diese gelungene Geheimverschwörung, dass ihren Teilnehmern ein Ehrentitel gebührt. Kanzler, Vizekanzler, Finanzminister, SPD- und Kanzleramtschef – sie mögen nun für alle Zeiten die Fünf Leisen heißen.

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