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Gabriele Pauli: Stachel im Fleisch der CSU

Die "schöne Landrätin" setzt den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mächtig unter Druck. Gabriele Pauli ist nach ihrer Kritik am CSU-Chef in aller Munde.

München - In Lederkluft braust Gabriele Pauli gerne auf ihrer roten Ducati durch Bayern. Nicht nur die Leidenschaft fürs Motorradfahren, auch die rot gefärbten Haare passen so gar nicht ins Klischee einer CSU-Politikerin. Die frische Ausstrahlung der 49-Jährigen, die gerne auch als "schöne Landrätin" bezeichnet wird, kommt an. Bis vor kurzem nur wenigen bekannt, ist die Politikerin aus dem fränkischen Landkreis Fürth jetzt in ganz Deutschland Gesprächsthema. Mit ihrer offensiven Verteidigung gegen die Bespitzelung der Staatskanzlei hat die Kritikerin von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nicht nur viele Sympathien geerntet, sondern Stoiber auch in eine der schwersten Krisen seiner Amtszeit gestürzt.

Stoiber bietet persönliches Gespräch an

"So wichtig sind Sie nicht", hatte Stoiber noch im Dezember zu Pauli gesagt, nachdem diese im CSU-Vorstand den Vorwurf der Bespitzelung erhoben hatte. Mittlerweile hat der CSU-Chef seine etwas hochnäsig wirkende Meinung zurückgenommen. Zunächst entließ er seinen Büroleiter Michael Höhenberger, der sich über mögliche Alkoholprobleme und Männergeschichten der geschiedenen, alleinerziehenden Mutter erkundigt haben soll. Und nun bot er ihr auch das persönliche Gespräch an, das Pauli zuvor mehrfach vergeblich eingefordert hatte. "Ich werde ihr anbieten, konstruktiv mitzuarbeiten und zwar auch dann, wenn ihr persönlich eine Entscheidung über die Nummer Eins in unserer Partei und in Bayern nicht gefällt", sagte Stoiber der "Bild am Sonntag".

Dass ihr Stoiber als Nummer Eins in der CSU nicht mehr passt, daraus macht Pauli schon lange keinen Hehl. Zuletzt forderte sie ihn im Herbst auf dem Augsburger Parteitag der Christsozialen offen auf, abzutreten. Doch erst die Spitzelaffäre brachte Pauli bundesweit Aufmerksamkeit ein und gab ihrer Forderung nach einer Mitgliederbefragung über den nächsten CSU-Spitzenkandidaten Schwung. In Umfragen unterstützt mittlerweile eine Mehrheit Paulis Ideen.

Pauli profilierte sich schon früher als Stachel im Fleisch der CSU. Bisheriger Höhepunkt war ein von ihr eingerichtetes Internetforum, in dem sie die Parteibasis über die Ablösung Stoibers diskutieren ließ. Erst nach Kritik von ihrem CSU-Bezirkschef Günther Beckstein ließ Pauli das Forum schließen; die zum Teil Stoiber-kritischen Beiträge stehen aber weiter auf ihrer Seite http://gpauli.blogya.de.

Söder nennt Paulis Auftritte "albern"

Mit ihrem forschen Vorgehen gegen Stoiber hatte sich die seit 18 Jahren im CSU-Vorstand sitzende Politikerin in der Parteispitze zunächst isoliert. Generalsekretär Markus Söder nannte ihre jüngsten Auftritte gar "albern". Dabei verband die beiden Franken bislang ein gutes persönliches Verhältnis.

Allerdings bröckelt inzwischen die breite Front der Abweisung durch die CSU-Spitze, Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann lobte die Stoiber-Kritikerin jetzt sogar ausdrücklich: "Pauli ist immer wieder in den Parteivorstand gewählt worden, weil sie für moderne Frauen in der CSU steht."

Hinter vorgehaltener Hand unterstützen auch Frauen aus der CSU-Führung die Kritik Paulis, Stoiber habe ein Problem mit selbstbewussten Politikerinnen. Mehrere Landtagsabgeordnete und Landräte schlossen sich zudem offen Paulis Forderung an, über den CSU-Spitzenkandidaten 2008 die Parteibasis entscheiden zu lassen.

Nächste Stufe auf der Karriereleiter?

Mittlerweile fragen sich viele, ob Pauli nicht auch irgendwann selbst den Weg ins bayerische Kabinett gehen wird. Politischen Kampfgeist hat sie schon früh bewiesen: Kurz nach ihrer Promotion in Politikwissenschaften zum Thema "Polit-PR: Öffentlichkeitsarbeit politischer Parteien am Beispiel der CSU" forderte sie 1990 im SPD-Stammland Fürth den sozialdemokratischen Landrat heraus - und gewann. Mit 33 Jahren wurde Pauli Landrätin.

Ihren Posten als Regionalfürstin hat Pauli nun schon seit 16 Jahren, womit sie länger amtiert als Stoiber als Ministerpräsident. Und: Pauli konnte ihre Ergebnisse von Wahl zu Wahl verbessern, zuletzt erzielte sie 2002 das Traumergebnis von 65,4 Prozent. 2008 will sie - genau wie Stoiber - erneut kandidieren. Aber "schöne Landrätin" soll nicht auf ewig ihr Spitzname bleiben: "Irgendwann später kann ich mir vorstellen, auch andere politische Ämter wahrzunehmen." (Von Ralf Isermann, AFP)

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